Deutlich teurer fällt jetzt der Einbau von Fenster und Türen in der neuen Gechinger Kita aus. Foto: Jeanette Tröger

Die Fenster und Türen der neuen Gechinger Kita sind zwar schon eingebaut, wegen erheblicher Materialpreissteigerungen und sicherheitstechnischen Anforderungen mussten aber gut 67 000 Euro Mehrkosten vom Gemeinderat abgesegnet werden.

 
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Die Ausschreibung der Fensterarbeiten konnte Anfang 2022 beschränkt erfolgen, weil bis Ende Februar 2022 für selbige infolge der Corona-Pandemie noch erleichterte Modalitäten galten. Dieses Zeitfenster wollte man nutzen, auch weil bei beschränkten Ausschreibungen bessere Preise zu erzielen sind, wie Architekt Fabian Panzer dem Gemeinderat in der jüngsten Sitzung erklärte. Zur Submission lagen zwei Angebote vor. Die Fensterbau-Schreinerei Salzmann aus Merklingen war günstigste Bieterin. Ausgeschrieben waren allerdings reine Holzfenster, der Gemeinderat entschied sich in der Vergabesitzung im März 2022 für Holz-Alu-Fenster wegen der solideren Qualität und dem geringeren Wartungsaufwand. Die Auftragssumme waren damals 242 020 Euro brutto. Das Angebot der Firma Salzmann enthielt den Hinweis, dass es nur gültig ist „mit einer Preisgleitklausel aufgrund der pandemiebedingten Preisturbulenzen“, so die Sitzungsvorlage, die zur Anwendung kommt, „wenn die Materialpreise um mehr als ein Prozent steigen“.

Ein Plus von sieben Prozent

Die Energiepreise explodierten infolge des Ukraine-Kriegs erst ab dem 24. Februar 2022, nach der Submission, so Panzer in der Sitzung, weshalb die Preise für Fenster und Türen bis zur Bestellung im Juni 2022 um sieben Prozent oder 16 885 Euro brutto stiegen. Die zweite Nachforderung „ist uns durchgerutscht“, gestand Panzer, denn das Auftrags-Leistungsverzeichnis enthielt nur Holz-Außentüren und nicht wie gewünscht solche in Holz-Alu-Ausführung wie die Fenster, Mehrpreis hier: 9620 Euro brutto.

Abschließbare Griffe

Der größte Posten der dreiteiligen Nachforderungen – zusammen 40 580 Euro brutto –betrifft baurechtliche, für die spätere Abnahme maßgebliche Erweiterungen. Zum einen sind es Dreh-Kipp-Beschläge und abschließbare Griffe für die Fenster auf Wunsch der Erzieherinnen – Mehrpreis 6773 Euro brutto. Damit werden Forderungen der deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der Unfallkasse Baden-Württemberg (UKBW) erfüllt. Diese fordern ebenfalls einen Fingerklemmschutz an Fenstern und Türen, Mehrkosten dafür 4673 Euro.

Brandschutz ist eine Herausforderung

Der Brandschutz in einer Kita in Kombination mit einem Versammlungsraum stellt besondere Anforderungen. Hierfür mussten bei Außentüren Nullschwellen eingebaut und Fluchtwege auf 1,20 Meter Breite erweitert werden. In der Nachforderung von 22 113 Euro brutto sind auch Fluchtwächter und Obertürschließer enthalten, listet die Sitzungsvorlage auf. Ebenfalls dem Brandschutz geschuldet ist der Einbau von Sonnenschutzglas bei Außentüren und Fluchtwegen anstelle des vorgesehenen außenliegenden Sonnenschutzes, der den Fluchtweg im Notfall behindern könnte, war ein Plus von 7051 Euro bedeutet. Insgesamt summieren sich die Nachforderungen der Firma Salzmann auf brutto 67 082 Euro.

Bedenken und Irritationen

„Sie haben es insgesamt verständlich erklärt“, sagte Klaus Böttinger (FW) zu Panzer, „ich bin jedoch irritiert was den Brandschutz betrifft, war das im Vorfeld nicht abzusehen?“ Man habe Fachplaner dabeigehabt, die Schwellen von 20 Millimeter Höhe, die eigentlich als schwellenlos gelten, eingeplant hatten. Die wurden von der Baurechtsbehörde gestrichen und mussten als Nullschwellen ausgeführt werden, so Panzers Erklärung. „Den Fingerschutz haben wir vergessen, das müssen wir uns ankreiden, alles andere ist der geforderten Schnelligkeit bei der Ausschreibung wegen der Corona-Erleichterung geschuldet“, rechtfertigte sich der Architekt, „hätten wir drei Monate mehr Zeit gehabt, hätten wir das einarbeiten können.“ Jürgen Groß (BU) äußerte Bedenken wegen der abschließbaren Fenstergriffe: „Aus meiner beruflichen Erfahrung weiß ich von einem Fall, bei dem ein abgeschlossener Griff zu einer tödlichen Falle wurde.“ Das Flucht- und Rettungswegekonzept sehe keine Rettung über die Fenster vor, sagte Panzer.

Fünf Räte fehlten in der Sitzung, die anwesenden Ratsmitglieder genehmigten die Nachforderungen einstimmig.