Alles für den kleinen Hunger zwischendurch – und zwar aus eigener handwerklicher Herstellung. Foto: Schwind

Jung, dynamisch und voller Tatendrang füllten die beiden Jungunternehmer und Quereinsteiger Sebastian Gaux, 28 Jahre, und Benjamin Bonk, 34 Jahre, die ehemalige Brotfabrik in der Weilerstraße in Sulz wieder mit Leben und wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. Die Beiden sind zwar gelernte Köche, die es aber schnell in die Welt der Backkunst verschlagen hat, wie sie erklären.

Sulz - Sebastian Gaux hat viel Erfahrung und das nötige Wissen bei einem dreijährigen Aufenthalt auf Zypern gesammelt. Dort half er mit, eine deutsche Bäckerei aufzubauen. Mit den günstigen Preisen der Backwaren in Discountern können sie mit ihrer Bäckerei nicht mithalten und setzen deshalb auf die traditionelle, nachhaltige und regionale Backkunst. Daraus leitet sich auch der Firmenname "Brothandwerker" ab.

Wunsch geht in Erfüllung

In ihren Broten befinden sich nämlich nur Mehl, Wasser und Salz. Als Triebmittel benutzen sie Sauerteig statt Hefe. Bei der Eröffnung ihrer Produktionsstätte hatten die Beiden die Eröffnung eines Ladens zwar nicht ganz ausgeschlossen, die Realisierung stand damals aber noch in sehr weiter Ferne. Vorerst wollten sie auch nur Brote in verschiedenen Varianten backen.

Und jetzt, gerade mal ein Dreivierteljahr später, geht ihr Wunschtraum tatsächlich in der Sonnenstraße 3 in Sulz in Erfüllung. Nachdem die Bäckerei Kopp in der Brühlstraße vor ziemlich genau einem Jahr geschlossen hat, besteht jetzt die Möglichkeit, frische Backwaren in der einst sehr belebten Sonnenstraße einzukaufen. Bereits ab 6 Uhr morgens bietet die neue Bäckerei frisches Holzofenbrot, verschiedene Sorten von Brötchen und natürlich auch schwäbischen Brezeln an.

Brezeln und Brötchen direkt aus dem Steinofen

Während die ganzen Brotsorten in der Produktionsstätte in der Weilerstraße in den Holzöfen gebacken werden, werden die Brötchen, die Brezeln und die süßen Stücke direkt in der Bäckerei im Ladengeschäft in einem Steinofen gebacken. Für diese Arbeiten hat Gaux mit Markus Schreier einen zuverlässigen Bäcker eingestellt. Die Verkaufsware wird laufend frisch gebacken. "Wir haben im Moment noch nicht die ganz große Auswahl, aber uns ist es wichtig, dass die Ware handwerklich und ohne Zusätze, von uns selber hier am Standort Sulz gebacken werden. Mehr geht im Moment nicht", betont Sebastian Gaux.

Das Sulzer Back-Duo unterscheidet sich in der Arbeitszeit von den meisten Bäckereien, die in der Regel frühmorgens den Backofen einheizen. Damit der Fahrer die Brote rechtzeitig zwischen zwei und drei Uhr in der Frühe abholen kann, um backfrisch in den Läden anzuliefern, beginnt das Backen nämlich bereits am Nachmittag in die Nacht hinein. Die Sulzer Bäckerei "Brothandwerker" beliefert zwischenzeitlich 16 Edeka-Märkte. Während Gaux eine Art Springer zwischen der Brotfabrik und dem Laden ist, kümmert sich sein Geschäftspartner Benjamin Bonk hauptsächlich um das Backen der verschiedenen Brotsorten.

Von Montag bis Samstag geöffnet

Der Laden in der Sonnenstraße hat unter der Woche von Montag bis Freitag von 6 bis 18 Uhr geöffnet. Am Samstag kann von 6 bis 12.30 Uhr eingekauft werden. "An Sonn- und Feiertagen haben wir im Moment leider noch nicht geöffnet, da uns ganz einfach das Personal fehlt". Gerne würde das Unternehmen noch einen Bäcker und eine Fachverkäuferin einstellen, aber bis jetzt war die Suche noch nicht von Erfolg gekrönt. Deshalb steht auch seine Mutter Anja Gaux im Bäckereiladen in der Sonnenstraße hinter dem Tresen und bedient die Kunden. "Morgens ist es etwas ruhiger, aber ab dem Mittag geht es mit Schülern und Erwerbstätigen bis zum Abend rund", sagt die Verkäuferin.

Zusammenarbeit mit Food-Sharing in Rottweil

Im Sulzer Bäckerladen wird aber auch nichts weggeschmissen, wie die Mutter von Sebastian Gaux versichert. "Da würde mir das Herz bluten." Hier arbeitet die Bäckerei zusammen mit der Food-Sharing-Initiative in Rottweil gegen die Verschwendung von noch genießbaren Lebensmitteln. Zum Unternehmen gehört auch ein Verkaufswagen, der im Moment in Stuttgart-Zuffenhausen, Stuttgart-Stammheim und Rottenburg unterwegs und auf der Suche nach weiteren Standorten ist.

Im Ladengeschäft ist auch ein kleines Café geplant. Um dort den besten Kaffee anbieten zu können, kauft Gauck diesen in Südtirol ein. Auch bei den angebotenen Snacks, wie Pizza, Burger oder Wurstsalat, setzen die beiden Jungunternehmer auf das Handwerk und beziehen ihre ganzen Wurstwaren von der Familienmetzgerei Blocher aus Empfingen.