Bürgermeister Michael Lehrer (von links), Ingrid Siegl und Ulrike Wiedmann bekommen von Henry Heller die Leader-Plakette. Foto: Fritsche

Am Freitag ist der Rötenberger Klimawanderweg am Startpunkt bei der Ortsverwaltung feierlich eröffnet worden. Schon davor hat er offenbar Wanderlustige angelockt.

Aichhalden-Rötenberg - Auf so einen Wanderweg haben die Aichhalder, Rötenberger und Feriengäste scheinbar schon gewartet: "Bereits am Tag nach dem Vorbericht über den Klimawanderweg im Schwabo trafen sich die ersten Personengruppen hier auf dem Kirchplatz, um den Weg abzulaufen", freute sich Bürgermeister Michael Lehrer in seiner Ansprache. Ein Wanderweg, der nicht nur zur Erholung dient, sondern mit seinen sieben Informationstafeln, gestaltet von der Rötenberger Grafikerin Hildegard Tournay, zu den Themenbereichen Wasser, Wald, Energie, Verkehr, Landwirtschaft, Ernährung, Bauen und Wohnen dazu anregt, sich Gedanken zu machen und miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ingrid Siegl und Ulrike Wiedmann von der im Oktober 2019 gegründeten Klimagruppe Aichhalden-Rötenberg hatten das Projekt angestoßen und seinen Verlauf begleitet. Im Wechselgespräch berichteten sie über die einzelnen Etappen von der Präsentation der Idee im August 2020 über die Genehmigung der Leader-Mittel im März 2021 bis zur jetzigen Realisierung. "Die Unterstützung des Gemeinderats und der Gemeinde beim Leader-Fördermittelantrag tat richtig gut", dankte Wiedmann.

Kommission ist überzeugt

"Nur der Regiomat hat uns ein bisschen Kopfschmerzen gemacht", ergänzte Ingrid Siegl. Denn die Kosten für das Schutzhäuschen um den Automaten hatte man nicht beantragt – Spender sprangen dann ein. Auch habe es sich als gar nicht so einfach gezeigt, den Selbstbedienungsautomaten ausschließlich mit Bio-Produkten der Region zu bestücken. Markus Presshoff hat diese Aufgabe übernommen. "Der Verkaufsautomat soll dazu einladen, durch den Kauf von regionalen Produkten einen ersten Schritt in Richtung Nachhaltigkeit zu tun", erläuterte Henry Heller, erster Vorsitzender des Vereins "Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald" der Leader-Aktionsgruppe.

Das Gesamtkonzept aus Wegstrecke, Infotafeln und Verkaufsautomat hatte die Auswahlkommission überzeugt: Bei der Mittelverteilung des Leader-Regionalbudgets landete der Rötenberger Klimawanderweg auf Platz eins der zur Förderung eingereichten Projekte. "Die wichtigen Leader-Handlungsfelder waren erfüllt", erläuterte Julia Kiefer von der Leader-Geschäftsstelle in Schiltach. Jene sind "regionale Wertschöpfungsketten", "Lebensqualität auf dem Land für jung und alt" und "Naturnaher Tourismus". Von den 23 400 Euro Projektkosten wurden 19 810 Euro als zuwendungsfähig eingestuft und mit 15 848 Euro (80 Prozent) bezuschusst.

"Wir sind uns schnell einig beim Klimaschutz – vermeintlich", stellte Bürgermeister Lehrer fest und zählte dann die vielen Zielkonflikte auf, zum Beispiel Strom regenerativ erzeugen, aber ohne ein Windrad vor der Haustür. "Solche Konflikte müssen wir zum Teil politisch, aber auch mit uns selbst lösen", forderte er. Jeder einzelne könne durch sein Verhalten ebenfalls viel ändern. "Hier in Rötenberg ist man – und das gefällt mir – nicht beim Protest geblieben, sondern hat selber Hand angelegt und versucht, etwas zu erreichen", erklärte Lehrer weiter. Deshalb gelte sein Dank der Klimagruppe: "Bitte weitermachen und Initiative zeigen", forderte er auf.

Auch der FDP-Landtagsabgeordnete Daniel Karrais würdigte das ehrenamtliche Engagement und lenkte dann den Blick nach Brüssel: "Die EU ist keine Einbahnstraße" – wie man sehe, komme von dort finanziell auch was zurück.