Rottenburg soll digitaler werden – eine passende App dafür ist in Planung. Foto: Schülke

Das Leben wird immer digitaler, da wollen die Städte mit entsprechenden Angeboten mithalten. Für Rottenburg steht jetzt die Idee eines digitalen Marktplatzes, mit dem Bürger Termine einsehen und Behördengänge erledigen können. Doch mit den Kosten ist nicht jeder glücklich.

Rottenburg - Schon länger nimmt ein digitales Rathaus in Rottenburg Gestalt an: Formulare sind im Internet verfügbar und so mancher Behördengang kann online erledigt werden.

Doch das könnte in Zukunft sogar noch weitergehen: Ein digitaler Marktplatz soll in Rottenburg entstehen. Online den Ansprechpartner bei der Stadtverwaltung finden ist das Ziel, etwa fürs Wohngeld oder den Widerspruch gegen einen Strafzettel. So soll auch ein Gesellschaftsportal entstehen – Bürger sollen Nachrichten online stellen können, wie etwa Suchanzeigen. Zudem sollen auch Vereine ihr Forum bekommen, ebenso die Stadtteile von Rottenburg – Nachrichten im Dorf könnte man auf diese Weise schnell verbreiten. Die Lokalhelden und der Handels- und Gewerbeverein sollen ebenso vertreten sein wie es auch einen Veranstaltungskalender geben soll.

680 000 Euro würden anfallen

Ein solcher digitaler Marktplatz könnte in Rottenburg bald Realität werden, wenn da nicht die Kosten wären. In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates berichtete Claudius Schaufler von der Bechtle AG über Bestrebungen der Stadt Rottenburg, eine digitale Anwendung, genannt "Smart Rottenburg", von den IT-Spezialisten der Bechtle AG erstellen zu lassen. Vorgestellt wurde ein Konzept, bis zum Jahr 2026 belaufen sich die Kosten auf 680 000 Euro – Personalkosten ausgenommen. Entwickelt werden sollen laut Claudius Schaufler "einfache Zugänge zu Angeboten in der Kommune in allen Lebensbereichen."

Ein derartiges Angebot wäre auch notwendig: Die Verwaltung und auch Mitglieder des Gemeinderats sagen, dass bei den Workshops der Stadtkonzeption herauskam, dass sich viele Bürger mehr Digitalisierung wünschen. Der Aufbau der Plattform für das digitale Rathaus und eine "Smart City" sieht Moritz Dierberger vom Bechtle-Team als Grundlage für eine weitere "digitale Transformation" der Verwaltung. Klar ist laut ihm aber: "Das ist ein Prozess und keine einmalige Investition."

Dass dies ein Prozess ist, schlägt sich natürlich auch in der Kostenrechnung nieder – für das Jahr 2023 würden 333 000 Euro an Kosten anfallen, dies für das Einrichten der Plattform, die Einbindung der bestehenden Stellenbörse, des Städtischen Veranstaltungskalenders und des begleitendes Projektmanagements sowie für den Aufbau des Kommunikations- und Gesellschaftsportals. In der Folge rechnet Bechtle mit jährlichen Folgekosten von rund 54 000 Euro. Die Verwaltungs- und Personalkosten seien dabei nicht berücksichtigt, machte Stadtrat Emanuel Peter aufmerksam.

Finanzbürgermeister dämpft Erwartungen

Das Smart City Portal müsste auch gepflegt werden, und auch der Veranstaltungskalender bestückt sich nicht von alleine. Für die Projektbegleitung Smart City gibt es derzeit eine halbe Stelle beim Hauptamt. Mit 2,9 Stellen betreibt die Stadt das Amtsblatt Romi und versorgt Facebook-Seiten und den Instagram-Account der Stadt Rottenburg. Marian Schirmer (SPD) meinte, das Ganze solle "lieber früher als später" umgesetzt werden.

Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz dämpfte jedoch die Erwartungen: Im Hinblick auf die anstehenden Haushaltsberatungen meinte er, dass er nicht den Spielverderber spielen wolle, doch müsse man schon überlegen, was im Haushalt drinstehe und welche Prioritäten Stadt und Gemeinderat haben.