Im Oktober hatte Dagmar Röhm die Leitung des Hechinger Amtsgerichts übernommen. Wer ihr Zimmer betritt, sieht Elefantenfiguren, eine Vorladung zum Grosselfinger Narrengericht, ein Plakat von Eric Clapton. Ein Besuch vor Ort.
HechingenEs sprudelt aus Dagmar Röhm gerade so heraus: "Wir hatten richtig viel zu tun", nur heute sei es mal "relativ ruhig". Und als ob es abgesprochen wäre, findet an diesem Tag das Pressegespräch mit unserer Redaktion im Büro der neuen Direktorin des Amtsgerichts Hechingen statt. Röhm spricht von Haftvorführungen, Beschlagnahmen, Durchsuchungen und Vermögensdelikten, während an der Pinnwand die Vorladung zum Narrengericht Grosselfingen prangt; an der Wand hängt ein Plakat, das das Eric-Clapton-Konzert 2019 in Mannheim ankündigt, das sie mit ihren Söhnen besuchte; und auf dem Schrank hinter dem Schreibtisch reihen sich Elefantenfiguren aus Glas, Kunststoff, Holz.
Elefanten: soziale Tiere mit langem Gedächtnis
Röhm verblüfft mit der Aussage: "Nein, eigentlich sammle ich die Elefanten nicht." Dieses ›Hobby‹ habe sich von alleine ergeben. Ein Kollege, mit dem sie vor geraumer Zeit den Dienst tauschte, habe ihr den ersten Elefanten zum Dank geschenkt, und dieser zog offenbar immer mehr Exemplare an. Röhm: "Die Elefanten haben mit mir zu tun." Sie hätten ein Gefühl für die Gruppe und ein langes Gedächtnis. Die Figuren sind zu Röhm gekommen – so, wie sich vieles in ihrem Leben von selbst ergeben habe, erzählt sie.
"Es muss manchmal was neues her"
Nach dem Studium absolvierte sie Stationen bei der Staatsanwaltschaft Tübingen, danach an den Amtsgerichten Nürtingen und Bad Urach, wo sie als Vertretung erstmals mit Familiensachen zu tun hatte. 1995 übernahm sie ihre erste Planstelle als Richterin am Amtsgericht Nürtingen, vom Jahr 2001 an arbeitete sie am Amtsgericht Tübingen, zuletzt als stellvertretende Direktorin. 2022 nach Hechingen zu kommen, habe sie sich "schon gut überlegt". Röhm: "Es muss manchmal was neues her." Sie habe nach wie vor "ganz viel Spaß bei der Arbeit" und suchte nun noch mal eine Herausforderung im letzten Drittel ihrer Karriere. Ihre Söhne sollen zu ihr gesagt haben, sie habe "so viel Energie" – und wie sich beim Pressegespräch zeigt: Ja, man kann diesen Eindruck durchaus teilen.
Eltern, die ihr Kind nicht selbst versorgen können
Vielleicht passt diese Art ja zu ihrer Spezialität, dem Familienrecht. Solche Verfahren führt sie regelmäßig, und je jünger die Kinder, desto dramatischer. Manch ein Fall ist ihr noch in Erinnerung. Auch wenn dieser schon länger zurückliegt: "Ich sehe diese beiden jungen Eltern noch vor mir sitzen." "Sagen Sie uns, was wir machen können", sollen sie flehentlich gesagt haben. Es seien "nette Eltern" gewesen, die sich aufgrund einer psychischen Erkrankung nicht um ihr Kind kümmern konnten. Bis zuletzt haben sie die Situation nicht verstanden. Ein tragischer Fall, über den Röhm erzählt, als wäre es vor wenigen Stunden passiert.
Neuen Wirkungsort gefunden
Auch wenn Röhm erst seit Oktober des vergangenen Jahres in Hechingen ist, macht sie klar: "Ich bin total angekommen." Sie sei ja auch sehr offen vom Team empfangen worden. Rund 35 Beschäftigte, darunter sechs Richterinnen und Richter sowie fünf Rechtspflegerinnen und Rechtspfleger, sind für die Geschäfte am Amtsgericht Hechingen zuständig. Inmitten unter ihnen hat Röhm einen neuen Wirkungsort gefunden.