Die Neubulacher Bürgermeisterin Petra Schupp erlitt im Juni einen Herzinfarkt. Mittlerweile ist die 55-Jährige zurück im Rathaus – und will einiges anders machen.
Den 3. Juni wird Petra Schupp nie vergessen. Schon tagelang davor plagten die Neubulacher Bürgermeisterin Rückenschmerzen. Sie kam von einem Spaziergang zurück, konnte kaum noch gehen. Sie versuchte, die vermeintliche Blockade im Rücken zu lösen. Schließlich schaffte sie es auf allen Vieren ins Obergeschoss. Dort war ihr Sohn, der sie schließlich zur Ärztin nach Liebelsberg fuhr.
Und die Ärztin, so erinnert sich Schupp, habe sofort erkannt, was Sache ist: Schupp hatte einen Herzinfarkt. „Das Team ist gesprungen. Wahnsinn!“, so die Bürgermeisterin. Schnell habe sie der Krankenwagen in die Calwer Klinik gefahren, wo sie operiert wurde. „Beim Herzinfarkt geht’s um Zeit“, sagt Schupp. Und die Schnelligkeit aller Beteiligten hat ihr wohl das Leben gerettet. Sie sieht auch Hilfe von oben: „Der Herrgott selbst hat an dem Tag die Wacht gehalten“, ist sich Schupp sicher. Es sei Zufall gewesen, dass ihr Sohn im Haus war. Der wohne eigentlich woanders. Nur so sei sie überhaupt rechtzeitig zu ihrer Ärztin gekommen.
Nicht wie bisher weitermachen Kurz darauf begann für die Bürgermeisterin die Reha. „Dort muss man sich viel mit sich selbst und seinem Leben auseinandersetzen. Es gibt kein weiter so“, sagt die 55-jährige. Sie habe jetzt zwei Stents, müsse Tabletten nehmen. Und Schupp will ihre Gewohnheiten umkrempeln: mehr Bewegung, gesündere Ernährung, keine Zigaretten mehr.
„Schlaf ist ein wichtiges Gut“
Die Bürgermeisterin sieht eine weitere Baustelle. Die betrifft ihren Job - und ihren Umgang mit Stress. „Negativer Stress mit nicht absehbarem Ende war einer der Auslöser“, so die Bürgermeisterin, „das belastet das Herz“. Sie habe früher viele Dinge persönlich genommen, auch Kleinigkeiten. Nun versuche sie, diesen Stress nicht mehr mit nach Hause zu nehmen. Denn das störe letztlich den Schlaf. „Schlaf ist ein wichtiges Gut. Nur so kann der Körper sich erholen“, das habe sie nun gelernt.
Rückkehr ins Amt Nach dem Infarkt sei ihr erster Gedanke gewesen, dass sie nicht mehr arbeiten könne. Doch die Reha habe sie stabilisiert, ihr Sicherheit gegeben. „Ich arbeite gerne, ich mag meinen Beruf“, sagt Schupp. Bürgermeisterin bleibe ihr Traumberuf.
Stück für Stück
Im August kehrte sie ins Rathaus zurück. „Das war eine schrittweise Wiedereingliederung“, erzählt sie. Sie habe ihre Arbeitszeit Stück für Stück erhöht und schließlich gemerkt, dass sie den Job auch mit ihrer Erkrankung ausüben könne. Seit Ende der Sommerferien ist Schupp wieder voll da.
Doch ein paar Dinge haben sich geändert. Sie werde nicht mehr spät am Abend in ihre E-Mails schauen, geschweige denn antworten. Und sie will weniger Termine am Wochenende wahrnehmen. „Ich werde nicht mehr auf so viele Hauptversammlungen gehen“, macht sie klar.
„Das hat mir viel bedeutet“ Während Schupp in der Reha war, haben andere im Rathaus den Laden am Laufen gehalten. Die Bürgermeisterin stellte im Gemeinderat jüngst zwei Menschen besonders heraus: ihren Stellvertreter Lars Dannenmann (UWV) und Hauptamtsleiterin Susan Mäder. Beide hätten gemeinsam mit dem Team im Rathaus dafür gesorgt, dass sie bei ihrer Rückkehr ein bestelltes Feld vorgefunden habe.
Große Anteilnahme
Und Schupp bedankt sich auch für die große Anteilnahme. Zahlreiche Mails und Karten hätten sie erreicht – von Kirchen, Vereinen, Kindergärten oder Bürgern. „Das hat mir viel bedeutet“, sagt Schupp und lächelt dabei. Der Pfarrer habe sie sogar besucht. Auch für die gute ärztliche Betreuung ist sie dankbar. Schupp, die Kreisrätin ist, denkt nun anders über das Calwer Krankenhaus.
Bisher habe sie gemeint, Patienten könnten auch bis Böblingen fahren. „Ich wurde eines Besseren belehrt“, sagt sie jetzt. Das Geld sei im Landkreis gut angelegt. Und dankbar war sie auch für die Möglichkeit der Wiedereingliederung. Es sei gut, dass es das alles in Deutschland gebe.
„Ich hätte es wissen müssen“ Rückblickend sagt Schupp, sie habe die Anzeichen für den Herzinfarkt zu lange ignoriert. Sie habe alle Risikofaktoren gehabt. Dann seien die Rückenschmerzen gekommen. „Ich hätte wissen müssen, dass sich was anbahnt“, sagt sie. Die Menschen müssten mehr nach ihrem Körper schauen, findet Schupp. Denn jeder Zweite überlebe einen Herzinfarkt nicht.
Noch mal Oma
Sie freue sich heute noch mehr darüber, Zeit mit ihren zwei erwachsenen Kindern, ihren Enkeln und ihren Hunden zu verbringen. Dass sie noch mal Großmutter wird, habe sie unmittelbar nach ihrer Rückkehr aus dem Krankenhaus erfahren. „Das ist so bewegend, dass ich das miterleben darf“, sagt Schupp. Dabei sitzt sie in ihrem Arbeitszimmer und strahlt. Der Herzinfarkt hat ihr einen neuen Blick aufs Leben gegeben.