Gemeinschaftsschule: Gemeinderat macht Entscheidung rückgängig / Bereits errichtetes Dach muss abgerissen werden

Eigentlich hatte der Gemeinderat Neubulach schon im Dezember 2017 beschlossen, auf ein bereits geplantes zweites Obergeschoss auf der Gemeinschaftsschule (GMS) aus Kostengründen zu verzichten. Nun wurde diese Entscheidung wieder rückgängig gemacht.

Neubulach. Bis spätestens zu den Sommerferien sollten die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt der Gemeinschaftsschule fertig sein. Direkt anschließend stand der dritte Bauabschnitt auf der Agenda – so war zumindest der Plan.

Nun kommt aber alles anders: Der Neubau der GMS wird doch dreistöckig und bekommt ein zweites Obergeschoss in Holzständerbauweise. Dies beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung.

Im Dezember 2017 hatte sich der Gemeinderat noch gegen das bereis geplante zweite Obergeschoss entschieden. Das Einsparpotenzial von rund 1,1 Millionen Euro hatte die Räte überzeugt. Die benötigten Klassenzimmer standen im direkt neben der Schule gelegenen Haus Adam zur Verfügung. Dieses hatte die Stadt angemietet. Ebenso war geplant, die Mathildenschule zu sanieren und dort die ersten Klassen sowie dringend benötigte Kindergartengruppen unterzubringen.

Arbeiten fortgeschritten

"Nun ist aber plötzlich und völlig unerwartet der Besitzer des Hauses Adam leider verstorben", berichtete Bürgermeisterin Petra Schupp in der Gemeinderatssitzung. Die Erbengemeinschaft sei an einem Verkauf interessiert, sagte die Bürgermeisterin. Der Kauf und die Sanierung des Hauses Adam sowie die Sanierung der Mathildenschule würden zusammen rund zwei Millionen Euro kosten und die Kosten für ein zweites Obergeschoss übersteigen. Dieses rechne sich nun wieder.

Problem dabei: Die Arbeiten am zweiten Bauabschnitt sind schon sehr weit fortgeschritten. "Wir waren sogar schneller als gedacht", berichtete Architekt Hans-Peter Bonasera. Als bekannt wurde, dass ein weiteres Obergeschoss doch wieder in Frage komme, seien alle Gewerke eingebremst worden. "Somit konnten wir weitere Kosten vermeiden", sagte Bonasera.

100 000 Euro Extrakosten

Die gesamte Dachkonstruktion, die bereits fertig ist, muss trotzdem zurückgebaut werden. Dadurch entstünden Extrakosten von rund 100 000 Euro, sagte der Architekt. Eine grobe Kostenschätzung habe ergeben, dass das zweite Obergeschoss bedingt durch die allgemeine Teuerung nun rund 1,5 Millionen Euro kosten würde.

"Manchmal merkt man erst hinterher, was Sparen eigentlich kostet", merkte Stadtrat Bernd Schwarz süffisant an, sprach sich aber trotzdem für die Aufstockung aus. Diese sei "richtig und sinnvoll".

Der Großteil des Rats sah das ähnlich, trotzdem gab es auch kritische Wortmeldungen. Vor allem die Finanzierung machte den Räten Sorgen. "Wir wollten Geld einsparen, da noch weitere, teure Projekte in den kommenden Jahren anstehen", sagte Regina Dürr. Jetzt kommen sogar noch weitere Kosten dazu, denn die Mathildenschule müsse man ja trotzdem noch sanieren, sagte sie besorgt.

Ein Vorschlag war dann, das Schulgebäude an einen Investor zu verkaufen. Doch: "Das Thema Kindergarten bleibt aktuell", merkte Friedrich Haarer an, denn schließlich seien die Gruppen bald voll. Ein benötigter Anbau an den Kindergarten würde ja auch wieder Geld kosten.

Vernünftige Finanzierung

Hans Georg Ruß sah das Ganze ganz praktisch: "Auf keinen Fall dürfen wir beschließen, das Obergeschoss jetzt nicht zu bauen und in ein paar Jahren dann doch. Das wäre ein richtiger Schildbürgerstreich", meint er.

Alois Jerges schlug vor, für den Bau des zusätzliches Stockwerks zu stimmen, aber mit dem Zusatz, dass bei der nächsten Haushaltssitzung eine "vernünftige Finanzierung" gefunden werde. Diesem Vorschlag schloss sich die Mehrheit des Gremiums bei zwei Gegenstimmen an.

"Die Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts verzögert sich so natürlich", erklärte Architekt Bonasera das weitere Vorgehen. Der Rohbau müsse ausgeschrieben werden und er hoffe, die Arbeiten könnten im Juni vergeben werden. Allerspätestens Ostern 2020 müsse seiner Meinung nach dann alles fertig sein.

Aber erst dann könne mit dem dritten Abschnitt begonnen werden. Für diesen Teil der Sanierung hatte Bürgermeisterin Schupp noch gute Nachrichten parat: Aus dem kommunalen Sanierungsfonds des Landes Baden-Württemberg erhält die Stadt Zuschüsse in Höhe von rund 1,1 Millionen Euro.