Günter Schneidewind erzählte Geschichten aus seiner Karriere. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Unterhaltung: SWR1-Moderator Günter Schneidewind begeistert

Neubulach. Kinder, wie die Zeit vergeht. Ist es denn wirklich schon 50 Jahre her, als die grell geschminkten Rolling Stones in einem Filmchen, der als ein Vorgänger des Videoclips gelten kann, 1968 ihre damals neue Single "Jumpin’ Jack Flash" präsentierten?

Nun, daran ließ SWR1-Moderator Günter Schneidewind, der Gast der Volkshochschule (VHS) in Neubulach war, keinen Zweifel. Und machte zugleich deutlich, wie viel sich in diesen fünf Jahrzehnten verändert hat. Heute pilgern ganze Familien zu Rock- und Popkonzerten. Anfang der 1960er-Jahre stieß die Beatmusik, wie sie damals hieß, bei den meisten Eltern auf Unverständnis und Ablehnung. Der spätere Tagesschau-Sprecher Wilhelm Wieben, heute über 80 Jahre alt, warnte, als er 1965 als Ansager die erste Beat-Club-Sendung ankündigte, vor der Musik.

Guter Draht zu Joe Cocker und Jimmy Page

Solche und viele andere Geschichten präsentierte "Der Große Schneidewind" rund 90 Minuten lang einem durchaus faszinierten Publikum, das er auf eine unterhaltsame Zeitreise in die 1960er- und 1970er-Jahre nahm. Gleich zu Beginn ließ er die Zuhörer wissen, dass nicht er selbst in maßloser Selbstüberschätzung auf den "Großen Schneidewind" gekommen ist, sondern die Moderatoren-Kollegen, die sein fundiertes Wissen über Rock und Pop kannten und ihn, durchaus ironisch, in Anlehnung an den "Großen Brockhaus", nun mal den "Großen Schneidewind" nannten.

Auch seine beiden Bücher sind unter diesem Titel erschienen.

Dabei ging es Schneidewind nie darum, ein weiteres Rock-Lexikon vorzulegen, von denen es schon eine Menge gibt. Vielmehr versteht er es, aus den unzähligen Gesprächen, die er mit den Größen des Rock geführt hat, den Menschen zu zeigen.

Dabei hat Schneidewind naturgemäß zu manchen Musikern einen besonders guten Draht gefunden. Dazu zählen Joe Cocker, Gitarrist Jimmy Page (Led Zeppelin), Ian Gillan (Deep Purple) oder Panikrocker Udo Lindenberg.

Der Moderator unterlegt seine Geschichte mit Audio- und Videoschätzen aus seinem Archiv. Dazu zählen Preziosen wie der Auftritt der jungen Marianne Faithfull im Rock’n’Roll Circus der Rolling Stones, angekündigt von Schlagzeuger Charlie Watts. Schneidewind traf sie zum Interview alleine in ihrer Pariser Wohnung. Allerdings 40 Jahre später. Und die Sängerin erzählte von ihrem Absturz in Drogensucht und Obdachlosigkeit. Erst 1979 gelang ihr mit dem Album "Broken English" ein Comeback.

Auch solche Geschichten gehören zum Rock’n’Roll, von denen Schneidewind so viel zu erzählen weiß. Etwa die Story über die Entstehung des Klassikers "Smoke on the Water", über die er sich mit Ian Gillan unterhalten hat. Der Titel sollte zunächst gar nicht auf einem Album erscheinen. Und wer weiß schon, dass Jimmy Page in jungen Jahren als Studiomusiker an deutschen Produktionen mit Schlagersängerin Caterina Valente mitgewirkt hat.