Foto: Werthenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Aufreger: Ehemalige Postagentur-Aushilfe meldet sich / Neue Filiale in Marktstraße

Neubulach. Die Schließung der Postagentur in Neubulach sorgt für Diskussionen im Ort. Jetzt meldet sich eine ehemalige Aushilfe mit Vorwürfen gegen die Betreiberin zu Wort. Eine Nachfolgelösung wurde indes gefunden – einiges bleibt aber noch unklar.

"Mit großem Erstaunen" habe Karin Faass aus Neubulach am 2. Dezember den Bericht im Schwarzwälder Boten gelesen. Schließlich stelle sich Katja Tödheide, die die Filiale im Finkenweg zehn Jahre lang betrieben hat, "als Opfer" dar.

In ihrem Brief an unsere Zeitung nennt Faass ihre ehemalige Chefin "realitätsfremd" und "unfair". Tödheide hatte den Rückgang ihres Umsatzes und die Schließung der Agentur zum Jahresende unter anderem mit der Eröffnung eines Paketshops in Neubulach und dem Verhalten der Deutschen Post gegenüber ihren Vertragspartnern begründet.

Überraschter Verband bestätigt: kein Einzelfall

Wie der Postagenturverband Deutschland (PAGD) auf Nachfrage bestätigte, ist Tödheides Situation kein Einzelfall: Bundesweit beklagten zahlreiche Betreiber sogenannter "Partneragenturen", dass sie durch die zusätzliche Leistung mehr Nachteile als Vorteile hätten. Ein Grund: Die Verträge zwischen der Deutschen Post und den meist selbstständigen Einzelhändlern sehen keinen Profit vor. Beim PAGD zeigte man sich zudem überrascht, dass sich Tödheide der Öffentlichkeit stelle. Denn die meisten Agentur-Betreiber fühlten sich von der Deutschen Post eingeschüchtert und wollten anonym bleiben, hieß es.

Faass aber will die Situation "von einer anderen Seite" beleuchten. Sie habe von Januar bis September 2015 als Aushilfe bei Tödheide gearbeitet, schreibt sie: "für den Mindestlohn, ohne feste Arbeitszeiten, ohne bezahlten Urlaub und jederzeit bereit kurzfristig einzuspringen".

Sie fragt, ob es nicht eher an Tödheides "Auftreten gegenüber Kundschaft, Aushilfen und nicht zuletzt der Deutschen Post" liege, dass ihr Umsatz zurückgegangen sei. Auch "willkürlich festgelegte, sich ständig ändernde" Öffnungszeiten hätten dazu beigetragen, dass immer mehr Kunden den Paketshop oder eine andere Filiale bevorzugt hätten. In dem Brief heißt es weiter, dass Tödheide der Betreiberin des Neubulacher Paketshops "fachliche Inkompetenz" unterstelle, um sich "ihr eigenes Scheitern schön zu reden". Tödheide will sich zu dem Brief nicht äußern. Wichtig ist ihr nur noch zu betonen, dass sie der Betreiberin des Paketshops keine Inkompetenz unterstelle und sie sich auch nicht selbst als Opfer darstellen wolle.

"Ich habe mit der Schließung eine geschäftliche Entscheidung aus eigenem Antrieb getroffen, und dazu stehe ich", sagt sie. Und zum Schluss: "Ich wünsche der Betreiberin des Paketshops wirklich alles Gute, und wenn ich irgendjemanden verletzt habe, tut mir das von Herzen leid."

Wie Neubulachs Bürgermeisterin Petra Schupp auf Nachfrage erklärt, habe sie von den Vorwürfen gegen Tödheide bisher nichts vernommen und möchte sie auch nicht kommentieren. Sie hält es aber für "sehr wichtig", eine Postfiliale im Ort zu haben. Daher freue sie sich, dass die Deutsche Post mit Christine Walther eine neue Vertragspartnerin für eine Postagentur in Neubulach gefunden habe. Die Filiale werde sich künftig in "Christi’s Beauty Box" in der Marktstraße 4 befinden. Walther kann aber noch nicht sagen, wann sie die Postagentur öffnet. "Voraussichtlich im Februar", aber sicher sei das noch nicht.

Sicher weiß man auch bei der Deutschen Post knapp zwei Wochen vor Jahresende noch nicht, wo die Neubulacher in der Übergangsphase – also mindestens im Januar – ihre nicht zugestellten Pakete abholen können. Laut Post-Pressesprecher Hugo Gimber werden noch Gespräche über eine Lösung geführt.