Passagen aus seinem Buch würzte Samuel Koch in Neubulach mit trockenem Humor. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Schauspieler und Buchautor Samuel Koch lockt annährend 800 Besucher zur Zeltkirche

Moment mal: Er kann wieder gehen und hilft anderen, ihre Lähmungen zu überwinden? Wovon spricht Samuel Koch, als er über abstrakte Techniken und Verbindungen zwischen Europa und Afrika erzählt? Es sei ein Prolog für sein Buch, sagt der Gast des Abends bei der Zeltkirche Neubulach.

Neubulach. "Sind Träume nicht größer als optimiertes Denken und Zielorientierung?", fragt Koch in das Publikum hinein, das von Anfang an gebannt seinen Ausführungen folgte. Und die startete er eben mit einem in der Entstehung befindlichen Buchprojekt, in dem er seinen utopischen Traum, wie er es selbst nannte, niederschrieb.

Irgendwie passte es zum Thema des Abends "Das Leben geht weiter – als man denkt", zumal er seinem neuen Projekt den vorläufigen Arbeitstitel "Tiefer graben" gab. Koch macht sich nicht nur Gedanken zur Resilienz, er legt diese psychische Widerstandsfähigkeit mit schier unglaublicher Stärke an den Tag.

An der Kapazitätsgrenze

Mucksmäuschenstill ist es unter den fast 800 Besuchern, die den Weg zum Schleifberg fanden. Da deshalb die Kapazitätsgrenze des Zeltes erreicht war, hatten die Organisatoren eine Übertragung in das benachbarte CVJM-Heim organisiert. Immer wieder band Koch die dortigen Zuschauer via Kamera ein und wartete auf das akustische Echo ihres Jubels, der bis auf die Bühne im Zelt vordrang.

Unnachahmlich verstand es der Schauspieler und Buchautor, der sich 2010 in der Fernsehshow "Wetten dass...?" schwer verletzte und seither vom Hals abwärts gelähmt ist, die Zuhörer mit sonorer Stimme in seinen Bann zu ziehen. Augenzwinkernd legte er dabei einen lakonischen, zuweilen trockenen und sarkastischen Humor an den Tag. Nicht nur damit begegnet er etwaigem Mitleid, sondern scheut auch nicht die Selbstironie. In fröhlicher Leichtigkeit registrierte er beispielsweise das Lachen des Publikums, als er vom Genuss des Sonnenuntergangs auf der "Alm" von Oberhaugstett erzählte. Gleichwohl flossen dieses Naturereignis und sein erstmaliger Besuch in Neubulach in seine ureigene "Dankesliste" ein. "Immer wieder bin ich überrascht von der Anzahl der Dinge, die darauf Platz finden", animierte Koch seine Zuhörer, die Perspektive auf die schönen Dinge des Lebens auszurichten.

Sichtlich berührt

Passagen aus seinem Buch "Rolle vorwärts" inklusive eines autobiografischen Abrisses gingen den Zuhörern sichtlich unter die Haut. Doch Koch verstand es, eben mit besagtem Humor, Beklemmungen zu nehmen und überraschende Heiterkeit zu versprühen. Mehr noch, er forcierte den Dialog. "Stellen Sie Fragen und nutzen die Möglichkeit, unabhängig davon, warum sie hier sind, oder wer sie mitgeschleift hat", sagte er.

Der Schauspieler hob darüber hinaus seine Überzeugung hervor, dass "dieses Leben nicht alles" und das Beste erst noch komme und dadurch alles Unschöne relativiere. "Eines Tages werde ich wieder loslaufen – hier oder in der Ewigkeit. Einfach so, weil ich es kann", hatte er in einem Interview einmal gesagt und verleiht mit seinem neuen Buchprojekt diesem Traum Ausdruck.

Ein Weg vielleicht, seine überschüssige, vor allem innere Kraft zu entfalten. Von großer Bedeutung ist dabei auch Kochs Glaube, den Pianist Dirk Menger und Sängerin Mirjam Töne während des Abends immer wieder in musikalischen Beiträgen zum Ausdruck brachten.