Foto: © Animaflora PicsStock – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Neubulacher Gemeinderat wendet sich gegen Verwaltung. Bau wird abgesegnet

Für eine Überraschung in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats Neubulach sorgte Bürgermeisterin Petra Schupp. Sie sprach sich gegen einen Mobilfunkmasten im Nagoldtal aus. Aus Sicht der Bürgermeisterin besteht für die Einwohner der beiden Talorte Seitzental und Kohlerstal kein unmittelbarer Bedarf an einem Ausbau des Netzes.

Neubulach. "Ich bin beratungsoffen." Mit diesen Worten begann Bürgermeisterin Schupp das Thema Mobilfunkmast bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Neubulach. "Ich glaube, das ist ein Thema, wo jeder subjektiv herangeht. Wer in einem Funkloch wohnt, sehnt sich nach Mobilfunk. Wer wie ich, mitten in der Stadt wohnt, der merkt es weniger. Das räume ich durchaus ein. Mir war bei der Vorbereitung der Vorlage wichtig, dass wir im Gremium darüber entscheiden und das nicht an Ihnen vorbei entschieden wird", sagte Schupp weiter.

Telefonica will eigenwirtschaftlich ausbauen

Vom Landkreis Calw habe die Stadt Neubulach Anfang Juni die Mitteilung bekommen, dass der Mobilfunkbetreiber Telefonica beabsichtigt, im Nagoldtal entlang der B 463 eigenwirtschaftlich zwei Mobilfunkmasten zu errichten. Durch die zwei möglichen Standorte könne das ansonsten sehr schlecht versorgte Gebiet deutlich verbessert werden. Einer der beiden Mobilfunkmasten fällt auf die Gemarkung Neubulach, er befindet sich nahe der Ruine Waldeck.

Aus Sicht von Bürgermeisterin Schupp besteht für die Einwohner der beiden Talorte Seitzental und Kohlerstal kein unmittelbarer Bedarf an einem Ausbau des Mobilfunknetzes. Die beiden Orte seien mit einer guten Internetverbindung ausgestattet und auch das Mobilfunknetz funktioniere stabil. Das sieht Stadtrat Lothar Kallfaß (CDU) ein bisschen anders: "Auf mich sind Bürger zugekommen, die sich über den schlechten Handyempfang beschwert haben. Teilweise sind Telefonate im eigenen Haus nicht möglich, viel gehen dann raus in den Garten, weil sie dort Empfang haben. Ich bin auf jeden Fall dafür, dass der Mobilfunkmast gebaut wird." Andreas Kubesch von der UGL versteht die negative Reaktion der Gemeinde nicht. "Ich bin verwirrt, dass dieses Vorhaben abgelehnt wird. Solange ich denken kann, gibt es hier Diskussionen für ein besseres Mobilfunknetz. Andere Kommunen nehmen viel Geld in die Hand, um solche Vorhaben umzusetzen. Jetzt will ein Investor kostenlos einen Mobilfunkmasten bei uns errichten und wird denken daran, ihn wegzuschicken. Das passt überhaupt nicht."

Der Mobilfunkanbieter habe auch weitere Standorte geprüft, erklärt Schupp. Die Alternativen hätten aber entweder eine zu geringe Reichweite oder müssten, um die gewollte Reichweite zu erreichen, sehr hoch und aufwendig gebaut werden. Bereits in den kommenden Wochen soll eine Standortbegehungen stattfinden. Die neuen Masten sollen später auch anderen am Markt tätigen Mobilfunkbetreiber zur Nutzung angeboten werden.

Schupp sieht für die "eigene Bevölkerung keine Notwendigkeit für den Ausbau des Mobilfunknetzes", heißt es wiederum in der Sitzungsvorlage. Vielmehr dürften die potenziellen Gesundheitsbeeinträchtigungen nicht außer Acht gelassen werden. Die Funkmasten würden eine hohe Frequenz an Funkwellen austauschen. Und in unmittelbarer Nähe würden Menschen leben. Selbst wenn es jetzt nur um den Ausbau des 4-G-Funknetzes geht, sei davon auszugehen, dass künftige der Ausbau des 5-G-Netzes geplant ist.

"Über die möglichen negativen Einflüsse des 5-G-Netzes wird bereits seit Längerem diskutiert, ohne dass bisher eine abschließende Erkenntnis vorliegt. Deshalb empfiehlt die Bürgermeisterin, den geplanten Standort auf Neubulacher Gemarkung abzulehnen", heißt es weiter.

Der Gemeinderat kann dieser Meinung nicht zustimmen und entscheidet sich mit zwei Enthaltungen für den Bau des Mobilfunkmasts.