Wirtschaft: Leonid Kerps aus Neubulach entwickelt beheizte Spanndecken / Produkt im Süden "einzigartig"
Eine beinahe unsichtbare, wartungsfreie Heizung ohne Gas oder Öl: Laut Leonid Kerps aus Neubulach ist das die Zukunft. Auf dieser Basis hatte er nach einem Wasserschaden im eigenen Haus die Idee zu einem in Süddeutschland "einzigartigen" Produkt.
Neubulach-Liebelsberg. Bereits vorher hatte Geschäftsführer Kerps mit seiner Firma infraStar Heizkonzepte ent-wickelt und verkauft. Dabei greift das Unternehmen mit Sitz in Neubulach auf das Prinzip einer Technik zurück, die in den 80er- und 90er- Jahren schon in der Raumfahrt benutzt wurde: Sie verbaut Folien, die mit Infrarotstrahlung heizen. Etwa die Raumstation Mir wurde lange Zeit mit ähnlichen Folien beheizt. Die nur wenige Millimeter dünnen Folien können hinter Wänden, im Fußboden oder auch in Einrichtungsgegenständen wie Spiegeln eingebaut werden.
Beim Betreten eines Raums ist Kerps ein "Wow-Effekt" wichtig
Die Idee zu einem "Hammer-Produkt", wie Kerps es nennt, kam ihm Ende 2011 nach einem Erlebnis, über das sich erst mal niemand freut: In seinem Wohnhaus in Neubulach, in dem sich auch der Firmensitz befindet, gab es einen Wasserrohrbruch. "Dann war hier alles Rohbau, wir mussten ja das Wasser aus den Wänden ziehen", erinnert sich Kerps beim Gang durch die Ausstellungsräume seiner Firma, die wie die Zimmer einer modernen, stilvollen Wohnung eingerichtet sind. Da infraStar auch Gebäude saniert und die Produkte anderer Gewerke ebenfalls ausstellt, musste die neue Einrichtung nicht nur Kerps privat gefallen – das Haus sollte auch mit Produkten ausgestattet werden, die seine Firma später präsentieren würde.
"Dann habe ich mich nach Möglichkeiten für Decken erkundigt", erzählt Kerps, "und da war mir ein Wow-Effekt wichtig, wenn man in einen Raum kommt". Dabei sei er auf Spanndecken gestoßen: Die hätten nicht nur den Vorteil, dass sie nach einigen Jahren nicht erneuert werden müssten, sondern sie seien auch individuell gestaltbar. "Für mich sind das Luxus decken", sagt Kerps. Mit keinem anderen Material ließen sich derart glatte und edel aussehende Decken gestalten, findet er.
So habe er seine Räume mit "Luxusdecken" ausgestattet, ehe 2012 die Neueröffnung samt Tag der offenen Tür anstand. "An diesem Tag kam eine Interessentin zu uns, die zuerst die Heizfolien und dann die Spanndecken gesehen hatte. Sie fragte, ob man die Heizfolien auch unter der Spanndecke verbauen kann." Das habe Kerps zunächst entschieden verneint. Erst nach Feierabend, als er mit einem befreundeten Kollegen bei einem Bier an der Bar saß, dachte er noch mal darüber nach.
Als klar war, dass die Infrarotstrahlung auch das Material der Spanndecken durchdringt, und ein Experte die Unbedenklichkeit dieser bis dahin außergewöhnlichen Kombination bestätigt hatte, war sich Kerps sicher: "Das muss auf den Markt, das ist einzigartig."
Seither bietet infraStar dieses Konzept an – "ich habe bisher nur noch jemanden in Hamburg gefunden, der das in Deutschland vertreibt", so Kerps. Anders als bei Öl- oder Gas-Heizungen handle es sich bei Infrarot-Heizungen um "direkte Strahlungswärme".
Zahlreiche Möglichkeiten der Gestaltung nach persönlichem Geschmack
Außerdem seien die Folien "wartungsfrei und verschleißlos". In 30 Jahren habe es bei Heizfolien noch "keinen Ausfall" gegeben. Kerps schwärmt auch vom geringen Aufwand: "Wir haben schon eine Drei-Zimmer-Wohnung innerhalb von drei Stunden von Nachtspeicher-Heizung auf Infrarot umgebaut – und das ohne Baustelle." In einer anderen Wohnung etwa habe seine Firma den Energiebedarf durch die Umrüstung einer 12 000-Watt-Nachtspeicher-Heizung auf eine beheizte Spanndecke mit 3500 Watt erheblich gesenkt.
Gerade wegen der zahlreichen Möglichkeiten der Gestaltung nach persönlichem Geschmack ist Kerps noch immer angetan von der Idee "beheizter Luxusdecken". Er betont zudem, dass man damit gerade auf lange Sicht viel Geld sparen könne. "Aber auch die Anschaffungskosten sind geringer", sagt er über den Vergleich mit anderen, weiter verbreiteten Heizkonzepten.
Insbesondere in Verbindung mit Photovoltaikanlagen und Steuerelementen zur Steigerung der Effizienz könne man außerdem etwas Gutes für die Umwelt tun, sagt Kerps.