In den Grund- und Sonderschulen des Landkreis Calw fällt wegen Lehrermangels bei Krankheit von Lehrkräften schon mal der Unterricht aus. Foto: © Cherries/Fotolia.com

Bildung: Rund 50 Stellen nicht besetzt. Grund- und Sonderschulen stark betroffen. Mangel an AGs und Förderunterricht.

Neubulach - Derzeit sind rund 50 Lehrerstellen im Landkreis Calw nicht besetzt. Diese Zahl bezieht nach Angaben des Kreisverbands Calw/Freudenstadt der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) auf alle Schularten mit Ausnahme der Gymnasien und Berufsschulen.

 "Für viele Bewerber liegt das Landkreis Calw am Ende der Welt", sagte die stellvertretende Kreisvorsitzende Angelika Holzhauer im Anschluss an eine Personalversammlung in Neubulach. Da auf Streichungen verzichtet und neue Stellen geschaffen wurden, können sich die Bewerber inzwischen ihre Einsatzorte aussuchen. Und da seien nun mal Karlsruhe oder Heidelberg beliebter.

Dies führe auch dazu, so die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz, dass, wenn überhaupt, besonders viele junge Bewerber in den Kreis Calw kommen. Und da der Lehrerberuf immer mehr zum Frauenberuf wird, treten in dieser Altersgruppe überdurchschnittliche viele Schwangerschaften auf. Da fehle es an einer ausreichenden Vertretungsreserve, so Kreisvorsitzende Angelika Kistner.

Besonders stark betroffen von dieser Entwicklung sind laut Moritz Grund- und Sonderschulen. Dort könnten Förder- und Ergänzungsunterricht oder Arbeitsgemeinschaften (AGs) kaum noch angeboten werden.

Neben einer Aufstockung der Vertretungsreserve sollten nach der Auffassung von Moritz im ländlichen Raum mehr Stellen ausgewiesen werden. Ob die dann besetzt werden können, sei allerdings fraglich. Vorstellen können sich Kistner, Holzhauer und Eva Schaufelberger, Vorsitzende des Kreisverbands Pforzheim/Enzkreis, dass Bewerberinnen oder Bewerber bevorzugt übernommen werden, die nach dem Auslaufen befristeter Verträge bereit sind, an ihrer Schule zu bleiben.

Auf den Koalitionsvertrag der neuen grün-schwarzen Landesregierung blickt die GEW recht kritisch. Gerade die Grundschule sieht Moritz nach wie vor vernachlässigt. Schon seit Jahren warte man auf die Aufwertung dieser Schulart, insbesondere was die schlechtere Bezahlung der Lehrer anbelangt. Moritz: "Auf den Anfang kommt es an. Förderung in jungen Jahren wäre immens wichtig, doch die Grundschulen gehen hier leer aus."

Die im Zuge der angestrebten Haushaltskonsolidierung geplante Deckelung von Gehaltserhöhungen bei Beamten lehnt die GEW ab und spricht von einem "Sonderopfer". Dadurch würde die Nachwuchswerbung nicht nur bei Lehrern, sondern auch bei Polizisten und anderen Staatsdienern erschwert. Allerdings enthalte der Koalitionsvertrag auch positive Aspekte. Dazu zählt laut Moritz das Festhalten an der Gemeinschaftsschule.