Behutsam füllen die Kinder eine Praline nach der anderen mit einer Schokoladenmischung. Foto: Fritsch

Wünsch dir was: Klasse 4a der Gemeinschaftsschule Neubulach produziert Pralinen. Mit Video

Neubulach - Es duftet nach geschmolzener Schokolade und einem Hauch von Orange. Kinder mit Schürzen und Nikolausmützen hören gebannt einem Mann in schwarzer Uniform zu, der immer wieder in riesigen Behältern rührt: In der Küche der Gemeinschaftsschule Neubulach läuft gerade ein geheimes Projekt.

Die Klasse 4a hat bei der Aktion "Wünsch dir was" gewonnen, die der Schwarzwälder Bote in Kooperation mit der Sparkasse Pforzheim Calw veranstaltet: Die Kinder haben sich gewünscht, mit einem professionellen Chocolatier Pralinen herzustellen. Die Schüler der anderen Klassen durften davon aber nichts erfahren, weil die "Froschklasse" ihre Mitschüler mit den Pralinen überraschen wollte.

"Das ist voll lustig", erzählt Jana, die gerade kichernd vom Pausenhof kommt, "die fragen alle, was wir mit unseren Schürzen in der Küche machen. Aber wir sagen nur, dass wir Weihnachtsbäckerei spielen". Die anderen hätten keine Ahnung, was da wirklich in der Küche vor sich geht, sagt Jana. Da wird nämlich mit hochwertiger Schokolade aus Ecuador und der Dominikanischen Republik hantiert – und das unter der Anleitung eines echten Profis.

Klassenlehrerin Laura Kutschera ist begeistert, dass sich mit Kevin Kugel aus Nufringen ein renommierter Chocolatier mitten im Vorweihnachts-Stress für die Aktion bereit erklärt hat. "Erst wollten wir einfach ganz viele Plätzchen backen. Aber als ein Kind von Pralinen sprach, hat was ›klick‹ bei mir gemacht, und ich musste sofort an Kevin Kugel denken."

Die Hüllen hat Kugel schon vorbereitet

Dann hätten die Schüler die Aufgabe bekommen, im Internet über den Chocolatier zu recherchieren – ein Blick auf dessen Homepage habe gereicht, dann hieß es schon: "Das wollen wir!" Kutschera betont, dass der ausdrückliche Wunsch aus der Klasse kam, etwas "für andere" zu machen.

Die Hüllen für die Pralinen hat Kugel schon vorbereitet, den Rest erledigen die Kinder: Jede einzelne der kleinen Kugeln aus weißer und dunkler Schokolade, die oben jeweils ein Loch haben, wird mit verschiedenen Mischungen aus flüssiger Schokolade gefüllt. Die müssen aber erst mal angerührt werden. Kugel gibt Schokoladen-Chips dazu und erklärt: "Jetzt schön rühren, bis alles aufgelöst ist."

Dann füllt der Chocolatier die Masse in eine Art durchsichtige Plastiktüte, die unten spitz zusammenläuft. "Wow, sieht das schön aus", ruft Mathilda mit großen Augen, als sie den prallen Spritzbeutel voller Schokolade sieht. Kugel schneidet unten die Spitze ab und zeigt, wie es geht: Behutsam und routiniert füllt er eine Kugel nach der anderen bis zur exakt gleichen Höhe. "Schön vorsichtig. Und wenn eine Reihe fertig ist, darf der nächste", sagt er. Dann dürfen die Kinder ran. "Das ist gar nicht so einfach wie es aussieht", erzählt eine der Mütter, die zur Unterstützung mit dabei sind.

In mehreren Gruppen werden drei verschiedene Geschmacksrichtungen hergestellt: Die Füllungen bestehen aus Spekulatius mit Vollmilchschokolade, Orange-Muskatnuss mit weißer Schokolade und aus einer Himbeer-Vanille-Mischung mit dunkler Schokolade. Nicht der gesamte Inhalt der Spritzbeutel landet aber in den Pralinen: Wenn was daneben geht, nehmen die Kinder das dankbar an. An allen Ecken wird von den verschiedenen Schokoladenfüllungen immer wieder auch genascht.

Bei Hitze eine sehr sensible Zutat

Nachdem alle Pralinen gefüllt sind, kommen sie für fünf Minuten in den Kühlschrank. Die Zeit nutzt die "Froschklasse", um sich musikalisch bei Kugel zu bedanken: Von Kutschera mit der Gitarre begleitet, singen sie "In der Weihnachtsbäckerei" – und zeigen sich darin ebenso geübt wie im Naschen.

Derweil erhitzt Kugel die Schokoladenmasse zum "Schließen" der Pralinen. Später erklärt er: "Es ist ganz wichtig, Schokolade genau auf der richtigen Temperatur zu erhitzen, sonst kristallisiert das Fett anders. Und das gibt dann einen bröseligen Geschmack und sieht nicht so schön aus." Wenn es um das Erhitzen gehe, sei Schokolade "sehr sensibel".

Erneut mit dem Spritzbeutel zeigt Kugel dann, wie die Pralinen "geschlossen" werden: Als eine Art Deckel wird die Öffnung jeder Praline mit etwas Schokoladenmasse gefüllt. Nach weiteren fünf Minuten Ruhezeit geht es weiter: "Jetzt könnt ihr die Schürzen anziehen und Hände waschen", sagt der Chocolatier zu den Kindern, "alle Pralinen, die fest sind, legt Ihr bitte vorsichtig in die Schüssel".

Dann ziehen die Schüler Handschuhe an, und auf jeden Tisch kommt eine kleine Schale mit flüssiger Schokolade. Damit werden die Pralinen bestrichen. "Nur nach und nach, nicht zu viel Schokolade nehmen", warnt Kugel.

Darauf folgt der letzte Schritt: Einige Pralinen werden in einem Pulver aus getrockneten Himbeeren und Puderzucker gewälzt, andere in einer Zimt-Zucker-Mischung und wieder andere in bunten Streuseln. Später gibt es dann die Überraschung für die anderen Klassen. Kugel ist zufrieden: "Das sieht schon gut aus", sagt er mit einem Lächeln. Gute Nachwuchstalente könne die Chocolatier-Branche immer gebrauchen.

Zwar reichten die 480 Pralinen aus etwa fünf Kilogramm Schokolade hinterher nicht für jeden Schüler und Lehrer der Gemeinschaftsschule, doch Kutschera ist sich sicher: "Das ist was, an das sich die Schüler auch in vielen Jahren noch erinnern werden."