Kommunales: Liste präsentiert sich offiziell den Wählern / Politisch unabhängig / Wohnen nimmt breiten Raum im Programm ein
Bislang sitzt kein einziger Grüner im Gemeinderat von Neubulach – doch das soll sich demnächst ändern.
Neubulach. "Parteipolitisch unabhängig, sozial und ökologisch ausgerichtet, kulturell engagiert und weltoffen", nennt sich die Grüne Liste, die sich jetzt offiziell den Wählern präsentiert. Insgesamt sechs Mann wollen am 26. Mai an den Kommunalwahlen teilnehmen. Und hier schon stutzt der aufmerksame Beobachter: Sechs Männer und keine einzige Frau – ist das wirklich noch zeitgemäß, gerade bei den Grünen?
Andreas Kubesch ist 50 Jahre alt und so etwas wie der inoffizielle Sprecher der Gruppe. "Ich bin der einzige, der auch der Partei der Grünen angehört", sagt er. Er habe bereits bei den Bundestagswahlen kandidiert, allerdings vergeblich. Die Liste, die am 26. Mai in Neubulach antritt, sei aber tatsächlich politisch unabhängig, "es ist ausdrücklich nicht gefordert, dass man grünes Parteimitglied ist", betont Kubesch. "Von Hause aus bin ich Förster", fügt er hinzu, jetzt aber im Brennholzhandel tätig.
Ein weiterer Bewerber, der bei der Präsentation im "Rössle" anwesend war, ist Siegfried Beck. Er ist 63, war beruflich bei der Bodenseewasserversorgung tätig. Beck hat verhältnismäßig klare Vorstellungen über die Ziele, die sich die Grüne Liste bei den Wahlen realistisch stellen sollten. "Wenn wir mit ein, zwei Personen in den Stadtrat reinkommen, wäre das ein Erfolg." Derzeit gehören dem Gremium lediglich Vertreter der Unabhängigen Wählervereinigung, der CDU und der Liste Aktive Bürger an. Insgesamt gibt es 21 Stadträte und Stadträtinnen, selbst nach eigener Einschätzung dürfte die Grüne Liste es also lediglich zu einer eher kleinen Minderheitsgruppe im Stadtrat schaffen – dabei befinden sich die Grünen doch bundesweit im Mega-Aufwärtstrend?
Ein weiterer Bewerber ist Björn Ashbahs, 53, aus Hamburg, "ein echter Fischkopp", wie er selbst sagt, der erst vor einigen Jahren nach Neubulach kam, wegen des Pferdesportzentrums, wie er ebenfalls verrät.
Hermann Gande, 60, wiederum ist, wie man sofort hört, waschechter Schwabe. "Ich war schon grün, als es die Grünen noch gar nicht gab", sagt der gelernte Gärtner selbstbewusst. Jetzt, da er sich "auf dem absteigenden Ast des Berufslebens befindet", wolle er sich mehr für das Gemeinwohl engagieren. Zwei weitere Bewerber, der Musiker Urs Jöhnen und der Diplomingenieur Joachim Straub waren bei der Vorstellung nicht anwesend. Das vorläufige Wahlprogramm, mit dem die Gruppe antritt, umfasst über zwei Dutzend konkrete Forderungen. Das geht von "mindestens 30 Prozent Bio-Anteil an der Schulverpflegung" über "nachhaltige Beschaffung als Fairtrade-Stadt" bis zum "gentechnikfreien Neubulach". Man könnte das auch als grüne Standardforderungen bezeichnen.
Doch Spitzenthema bei der Diskussion im "Rössle", bei der es nicht gerade allergrößten Zulauf vonseiten der gut 5000 Neubulacher Bürger gab, war ganz zweifellos das Thema Wohnen. Schon seit längerem sei es "unendlich schwer", einen Bauplatz in der Gemeinde zu bekommen, klagt etwa Siegfried Beck. "Es ist wahnsinnig schwer, Neubulacher zu werden." Einer der Gäste klagt: "Mir fehlt so etwas wie eine Stadtentwicklung." Viele Bauern und Anwohner wollten ihr Land einfach nicht verkaufen, dabei gebe es "wahnsinnig viele Baulücken". Andere betonten, es gehe nicht nur um Grundstücke für Einfamilienhäuser, längst nicht jeder könne sich das schließlich leisten, es mangele nicht zuletzt an "bezahlbarem Wohnraum". Es müsse mehr "verdichteten Wohnraum" geben, fordert Kubesch energisch. Das Thema Wohnen nimmt denn auch breiten Raum im vorläufigen Wahlprogramm ein. "Bereitstellung von günstigen Bauplätzen für förderfähigen Mietwohnungsbau", heißt eine der über zwei Dutzend Forderungen, "Vergabepraxis städtischer Bauplätze überarbeiten, dass auch Auswärtige eine Chance haben" eine andere. Doch als die Wogen etwas hoch schwappten, als plötzlich jemand beim Thema Baugrundstücke das Stichwort "Enteignen" ins Spiel brachte, bemüht sich Beck sogleich, die Wogen zu glätten. "Von uns will niemand Grundstücke enteignen". Es gehe aber darum, "den ein oder anderen zu bewegen, Grundstücke zu verkaufen".
Weiteres brisantes Thema war Verkehr, gegen Raser, für mehr Busverbindungen und "für Tempo 70 zwischen den Ortschaften" – auch hier herrschte weitgehende Einigkeit.