Wolfram (links) und Matthias Paul im Alten Rathaus, oben rechts hängt das Bild namens UFO. Fotos: Werthenbach Foto: Schwarzwälder Bote

Ausstellung: Gemälde von Großvater, Vater und Sohn im Alten Rathaus in Neubulach / Roter Faden bei verschiedenen Stilrichtungen

Es ist keine Premiere, aber nach 1999 erst das zweite Mal: Bilder der Künstler Gerhard, Wolfram und Matthias Paul – Großvater, Vater und Sohn – werden in einer Ausstellung gezeigt. "Dreimal Paul" gibt es jetzt im Alten Rathaus in Neubulach zu sehen.

Neubulach. Eine Ente fliegt auf dunklem Grund dem Betrachter entgegen, im Hintergrund sind der Erdball, der Mond und ein anderer Planet zu erkennen: Offenbar fliegt das Tier durchs Universum, und es entfernt sich immer weiter von seiner natürlichen Heimat. "UFO" heißt dieses Gemälde und stammt aus der jüngsten der drei Paul-Generationen.

Matthias Paul aus Nagold ist 38 Jahre alt, er arbeitet als Pfleger. Seine Bilder malt er in seiner Freizeit, doch wer ihn kennenlernt, merkt schnell: Kunst ist für ihn mehr als ein Hobby, "es ist schon eine Leidenschaft", sagt er selbst. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten erklären er und sein Vater Wolfram Paul (65), dass jeder der drei Künstler seinen eigenen Stil habe. "Das ist ja auch gut so", fügt Wolfram Paul hinzu. So sei das Bild namens UFO typisch für die Handschrift seines Sohnes, der gerne mal surreale Elemente verwende.

Gemeinsam ist allen drei Pauls, dass sie die "gegenständliche Malerei" bevorzugen. So könne man das Thema "Landschaft und Natur" als roten Faden der nun im Alten Rathaus gezeigten Ausstellung (noch bis 15. Oktober) verstehen. "Natürlich unterschiedlich interpretiert", fügt Wolfram Paul aus Altensteig hinzu, der früher als Kunstlehrer in der Schule und als Grafiker arbeitete. Wie Matthias Paul erklärt, stehe man als Künstler in dieser Region beinahe immer unter dem Einfluss des Schwarzwaldes, von dem man ja ständig umgeben sei.

Buchstäblich greifbar wird das in seinem Bild "Freiheit für den Kuckuck": Eine Kuckucksuhr hängt an einem Baum im Wald, echte Laubblätter sind ins Gemälde eingearbeitet. Die hölzerne Uhr hängt damit am Ursprungsort des Materials, aus dem sie besteht – während ein Kuckuck davonfliegt. Überhaupt sind Vögel für den 38-Jährigen ein wichtiges Motiv. Sie ständen für eine "wahnsinnige Vielfalt", ebenso wie für den "Ruf nach Freiheit", sagt er.

Gerhard malte auch ein Kinoplakat für "Die Feuerzangenbowle"

Vater und Sohn verwenden für ihre Bilder häufig Acrylfarben, oder sie experimentieren mit verschiedenen Pigmenten. Großvater Gerhard habe meist mit Ölfarben gemalt. Die Liebe zur Musik ist wiederum eine Eigenschaft, die alle drei Generationen vereint. Sie würden fast immer beim Malen auch Lieder hören, sagen Wolfram und Matthias Paul.

Der 2010 verstorbene Gerhard Paul arbeitete als Theatermaler beim Nationaltheater in Mannheim, vorher auch als Werbegrafiker und bis in die 1960er-Jahre als Maler von Filmplakaten für Kinos. Den inzwischen vernichteten Plakaten trauern Sohn und Enkel etwas hinterher: Eines zum Klassiker "Die Feuerzangenbowle" etwa wäre heute sicher beliebt, sagen sie.

In die Kunst sei er "von klein auf reingewachsen", und man habe viel voneinander gelernt, erzählt Matthias Paul. "Wenn ein Werk fertig war, hat man es innerhalb der Familie gezeigt", erinnert er sich. Technische und inhaltliche Fragen seien besprochen worden, manchmal habe man je nach Rückmeldung dann noch mal am Bild getüftelt. "So inspiriert man sich auch gegenseitig", sagt der 38-Jährige. Sein eigener Stil habe sich dabei immer mehr herauskristallisiert.

Während der jüngste der drei Künstler häufig im Atelier arbeitet und sich zu bestimmten Themen auch gerne im Internet inspirieren lässt, setzt sich sein Vater – so wie dessen Vater Gerhard – am liebsten mit der Staffelei in die Natur. Bei der Freilichtmalerei lasse man die Stimmung auf sich wirken und versuche sie im Bild umzusetzen, erklärt Wolfram Paul. Dabei folgt er keinem bestimmten Stil, hält sich aber bei der Auswahl seiner Motive gerne an einen Leitgedanken: "Wenn man sich mit dem Gewöhnlichen beschäftigt, wird es plötzlich etwas Besonderes." Er bildet oft alltägliche, vermeintlich unspektakuläre Gegenstände ab.

Bilder sollen zum Nachdenken anregen, etwas vermitteln

So etwa in Wolfram Pauls Bild "Der grüne Weg". Es entstand in den 1980er-Jahren, als in der öffentlichen Diskussion gerade mit Blick auf die Natur sehr viel "schwarz-weiß" gemalt worden sei, erzählt Paul. "Waldsterben" sei damals so ein Stichwort gewesen. Er habe dieses Bild aus der Natur bewusst in Grautönen gehalten – nur ein grüner, offenbar menschengemachter Weg in der Mitte führt ins Ungewisse, aber somit auch in eine mögliche Verbesserung der Zustände. Der Mensch könne aus eigener Kraft eine Lösung der Probleme finden, habe Paul damals damit sagen wollen. Andererseits hole sich die Natur alles zurück, was der Mensch ihr genommen habe. Und: "Wir dürfen uns nicht als außerhalb der Natur begreifen, wir sind ein Teil von ihr." Ein mehr als 30 Jahre alter Gedanke, der heute aktueller scheint als je zuvor.

Das Ziel der Provokation sei eine weitere Gemeinsamkeit aller drei Pauls. "Aber wir wollen nicht verärgern", betont Wolfram Paul. Sein Sohn stimmt ihm zu: "Nicht mit erhobenem Zeigefinger!" Aber natürlich versuche man mit jedem Bild, "etwas zu vermitteln", andere zum Nachdenken zu bringen. So auch mit der Ente, die durchs Weltall fliegt: "Man entfernt sich von der Welt, kann dann aber auch von außen mit anderen Augen drauf schauen", erklärt Matthias Paul. "Aber muss man die Welt dafür wirklich verlassen?"