Finanzwesen: Raiffeisenbank im Kreis Calw präsentiert Jahresbilanz 2020 / Corona wenig spürbar
Die Raiffeisenbank im Kreis Calw hat ihren Sitz in Neublach. Von dort operiert das Finanzinstitut hauptsächlich regional. Das trägt auch weiterhin Früchte, wie jetzt bei der Bilanzvorstellung aufgezeigt wurde.
Neubulach. Die Raiffeisenbank im Kreis Calw in Neubulach strotzt vor Selbstbewusstsein. Schwierige Rahmenbedingungen durch Regulatorik, Negativzins sowie Kosten- und Wettbewerbsdruck? "Wir sind, ohne euphorisch oder unrealistisch zu sein, optimistisch und machen das Beste daraus", sagt Vorstand Karlheinz Walz bei der Präsentation der Bilanz für 2020.
"Wir halten an unserer Wachstumskurs fest", unterstreicht Vorstandssprecher Gerd Haselbach. Er plant gemäß der Strategie 2030 bis in zehn Jahren eine Bilanzsumme von einer Milliarde Euro. 2020 waren es 615 Millionen Euro (plus 15 Prozent).
Die Raiba hält an dem klassischen Geschäftsmodell der Genossenschaftsbanken fest. "Wir sammeln weiter Einlagen ein und schicken keinen weg", sagt Haselbach mit Blick auf das Verhalten anderer Banken, "und geben dieses Geld als Kredite an die Wirtschaft und Privatkunden in der Region weiter." Damit komme man dem Förderauftrag nach, so wie es im Genossenschaftsgesetz steht.
Viele andere Häuser, so Haselbach, fokussieren sich auf das Verbundgeschäft, "weil ihnen zunehmend das Eigenkapital fehlt". Bei der Raiba soll auch das bilanzwirksame Geschäft wachsen. Die Bank verfüge über eine sehr gute Eigenkapitalbasis. Schlanke Prozesse und Kosteneinsparungen sollen dafür sorgen, dass "das Eigenkapitalwachstum dem Kreditwachstum hinterher kommt."
Das sei eine durchaus große Herausforderung. Dabei zählt die Bank auf seine derzeit 112 Beschäftigten. Walz: "Wir sind eine Supertruppe." Auch die Zahl der Mitarbeiter, die man weitgehend selbst ausbildet, soll kontinuierlich wachsen.
Strategie geht "voll auf"
Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2020 zeigen, dass, so Haselbach, "unsere Strategie bislang voll aufgegangen ist". Die Einlagen nahmen um zehn Prozent auf 469 Millionen Euro zu. Das Kreditwachstum betrug elf Prozent auf 400 Millionen Euro. Laut Walz nahm der Provisionsüberschuss um 7,5 Prozent auf 2,86 Millionen Euro zu, der Zinsüberschuss lag mit 10,2 (2019: 10,5) Millionen Euro leicht unter Vorjahresniveau. Der Verwaltungsaufwand stieg um neun Prozent auf 8,81 Millionen Euro, davon allein der Personalaufwand um 14 Prozent auf 5,96 Millionen Euro. Am Ende bleibt ein Ergebnis nach Steuern von 3,3 Millionen Euro.
Entsprechend der Empfehlung der Europäischen Zentralbank, Dividenden zu begrenzen, schlägt der Vorstand für 2020 eine Ausschüttung von 1,5 Prozent vor.
Laut Haselbach soll das Kreditgeschäft 2021 um 6,5 Prozent zunehmen, die Einlagen um fünf Prozent. Er erwartet einen konstanten Zinsüberschuss von 10,2 Millionen Euro. Beim Provisionsüberschuss wird ein Zuwachs um zwölf Prozent geplant. Auch der Personalaufwand soll weiter steigen (plus 5,7 Prozent). Es wird ein konstantes Ergebnis angestrebt.
Die Corona-Pandemie habe sich in der Bilanz kaum niedergeschlagen. In einzelnen Fällen seien Tilgungen gestundet und zusätzliche Kredite vergeben worden. "Das war gar nicht so stark nachgefragt", sagt Walz. Größere Ausfälle habe es nicht gegeben, zumal die Bank keine Klumpenrisiken habe, weder bei den Kreditvolumina noch bei der Struktur, ergänzte Haselbach.
Teilweise Auftragsstaus
Manche Unternehmen, beispielsweise im Maschinenbau, arbeiteten einen Auftragsstau ab, sagte Maximilian Lindner, Leiter des Firmenkundengeschäfts. Zudem verfügten viele Betriebe über eigene Reserven.
Lindner verwies darauf, dass ein hauseigener Electronic-Banking-Berater aufgrund der Corona-Situation Kunden bei der Abwicklung von bargeldlosem Zahlungsverkehr oder beim Einrichten von E-Shops und Websites unterstütze. "Wir bieten unseren Kunden die Möglichkeit einer "Click & Collect"-Lösung oder einer Onlinebezahlstrecke, die den kompletten Bestellprozess über einen vollwertigen Onlineshop ermöglicht."
Die Bank baut außerdem die Beratung zum Thema Vorsorge aus, wie Tobias Mohn, Leiter des Privatkundengeschäfts, sagte. Federführend kümmert sich darum Nadja Heberle als zertifizierte Generationenberaterin. Zudem trage man der anhaltend hohen Nachfrage nach Immobilien und Baufinanzierungen Rechnung. Unter anderem sei ein Sonderkreditprogramm für Neubauvorhaben aufgelegt worden.