Auch mit 80 Jahren ist Fritz W. Ziegler aus Liebelsberg noch ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Der ehemalige Oldtimer-Motorradrennfahrer Fritz Ziegler hat sich seine Leidenschaft bewahrt

Es gibt Menschen, die unterhalten sich mit Begeisterung über Politik, welcher Schauspieler in Scheidung lebt und dass man den neuen Tatort anschauen sollte. Das interessiert Fritz W. Ziegler aus Liebelsberg nur am Rande, wenn überhaupt. Dreht sich das Gespräch um Motorräder, ist er hellwach und fachsimpelt mit.

Neubulach-Liebelsberg. Fritz Ziegler ist ein begeisterter Motorradfahrer. Bereits als Zwölfjähriger hat er sich auf die BMW 250 seines Vaters gesetzt, der davon natürlich nichts wissen durfte, und drehte auf dem landwirtschaftlichen Hof einige Runden.

Begeisterter Schrauber

Mit fünfzehneinhalb Jahren machte er, was damals noch möglich war – den Führerschein – und begann in Calmbach eine Lehre als Metzger. Sein erstes Bike war eine NSU Fox. 85 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit waren ihm mit der Zeit zu langsam, also kaufte er mit 18 Jahren vom angesparten Geld eine NSU Max.

Der heute 80-Jährige war nicht nur ein begeisterter Fahrer und Schrauber, er war auch abenteuerlustig. 1959 heuerte Ziegler in Hamburg bei einer Reederei an und arbeitete drei Jahre lang als Koch auf einem Frachter, der Waren bis nach Australien transportierte. Dann hatte er genug von der Christlichen Seefahrt, kehrte nach Liebelsberg zurück, holte sofort sein Motorrad aus der Garage und knatterte durch die Gegend.

Schon lange trieb Ziegler der Wunsch um, sich selbstständig zu machen. Als gelernter Metzger und talentierter Koch brachte er gute Voraussetzungen mit, und übernahm die Gaststätte Waldhorn in Straubenhardt-Connweiler. Als erstes richtete er dort einen Stammtisch für Motorradfahrer ein. Das sprach sich herum, an manchen Tagen saßen 25 Gleichgesinnte beisammen, tauschten Erfahrungen aus, zerlegten in Gedanken ein Töfftöff nach dem anderen in seine Einzelteile.

Viele Siege

Eines Tages nahmen ihn Bekannte zu einem Veteranenrennen mit. Das beeindruckte Ziegler schwer – und der Liebelsberger beschloss 1991, ab sofort selber Oldtimerrennen zu fahren. Er studierte einschlägige Kleinanzeigen und wurde fündig. Für 15 000 Euro kaufte er sich eine BMW R 69 S mit Stoßstangenmotor. Seine Frau hielt ihm den Rücken frei und die Rennstecken auf dem Nürburg-, Hockenheim- und Norisring kannte er bald wie seine Westentasche. Ziegler fuhr mit seinem BMW-Oldtimer in den nächsten Jahren viele Siege ein.

Gern denkt er an diese Zeit zurück. Und daran, dass er Veranstaltungen und Ausfahrten für Motorradfahrer organisierte, sie auch mal im Schlafsaal seines Gasthauses kostenlos übernachten ließ, mit dem Bike die Tour de France abgefahren ist und später noch als Zuschauer Rennen besuchte, zum Beispiel das auf der Isle of Man.

In seiner aktiven Zeit hatte der Liebelsberger nie einen schweren Unfall, höchstens mal bei einem Sturz Hautabschürfungen davongetragen. Die Leidenschaft fürs Motorradfahren hat sich der Senior bewahrt. Wenn die Sonne scheint und das Thermometer klettert, kann es sein, dass Ziegler spontan seine BMW aus der Garage holt und stundenlang durch den Schwarzwald kurvt.