Der Schonacher Gemeinderat stimmt mehrheitlich für den Umbau des Skilifts am Winterberg. Foto: Christel Börsig-Kienzler

Die Abstimmung des seit zehn Jahren geplanten Skilift-Neubaus am Schonacher Winterberg ist ein Thema von großem Interesse. Aufgrund des maroden Zustands ist eine Erneuerung der Anlage dringend notwendig. Andererseits spielen der Klimawandel und Haushaltsfragen mit rein.

Schonach - Es war zu erwarten gewesen, aber etwas überrascht waren Bürgermeister Jörg Frey und der Gemeinderat Schonach wohl schon angesichts der zahlreichen Zuhörer in der Gemeinderatssitzung am Dienstagabend im Haus des Gastes. "Ich habe mal kurz durchgezählt, es sind über 100", freute sich Frey. Aber, so erklärte er, das Thema brenne den Bürgern unter den Nägeln. Es ging um den Neubau des Skilifts am Winterberg.

Neuer Skilift steht bereits seit Jahren bereit

Schon vor Jahren hatte der Gemeinderat beschlossen, die Skiliftanlage am Winterberg neu zu bauen und in diesem Zuge in Richtung Westen zu verschieben. Ein gebrauchter, zehn Jahre alter Skilift aus dem Alpenraum wurde bereits für rund 200 000 Euro gekauft, dieser lagert, zwischenzeitlich an die Bedürfnisse angepasst, im Bauhof. Der Umbau beziehungsweise Einbau konnte in den vergangenen Jahren aber aufgrund der Haushaltslage nicht realisiert werden.

Flutlicht derzeit defekt

Jetzt allerdings wird es Zeit für die Maßnahme, denn der TÜV hatte für die aktuelle Saison zwar noch mal eine Zulassung erteilt, aber die Reparaturen nehmen nahezu täglich zu, die Ausfälle häufen sich, das Flutlicht ist defekt. Alles Aufwendungen, die dem Alter der Anlage geschuldet sind.

Die Anlage selbst ist indes für Schonach wichtig und wird vor allem auch von den Einheimischen gerne und oft genutzt, auch für den Tourismus ist der Skilift samt Rodelhang, Fun-Park und Skischule von großer Bedeutung.

Zwar wollte man die Entscheidung über die Zukunft des Skilifts erst nach einer Einwohnerversammlung fällen, doch diese ist aufgrund der aktuellen Corona-Lage derzeit nicht realisierbar. Soll der Skilift aber in der kommenden Saison laufen, sei es dringend nötig, Beschlüsse schnellstmöglich zu fassen.

Beschluss wird dringend notwendig

Es müsste ein Bauantrag für die Errichtung eines Funktionshauses am unteren Einstieg sowie die Aufstellung mehrerer Lichtmasten für die Flutlichtanlage im Hang sowie der Antrag auf der wasserrechtlichen Genehmigung für die Beschneiung gestellt werden. Die Arbeiten für Erdarbeiten, Fundamenterstellung, Leitungsbau sowie die Erstellung des Funktionsgebäudes und der Lichtmasten müssten ausgeschrieben werden. Dann müsste der tatsächliche Umbau sowie die technische Prüfung und Abnahme der Liftanlage erfolgen, ein Kassensystem müsste beschafft werden.

Einhellige Unterstützung

Bei Gesprächen mit der Familie Hettich von der Josenalm, den Familien Dold und Ringwald von der Skibox, Vertretern des Josenparks, der DSV-Skischule und des SC Schonachs sprachen sich alle Teilnehmer explizit für die Erneuerung und somit Schaffung eines funktionieren Lifts aus, damit speziell Kinder und Jugendliche das Skifahren erlernen und ausüben können.

Keine Privatisierung

Um dies zu ermöglichen, müsse man verlässliche Betriebszeiten, ausreichend Personal, eine optimale Ausstattung der Skischule und ein gut getaktetes Beschneiungssystem vorhalten. Insgesamt war man sich einig, dass Schonach speziell die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen als Schwerpunkt für den Skilift Winterberg setzen solle. Alle Betroffenen beteuerten, ihren Teil beizutragen, um den Winterberg attraktiv zu gestalten. Eine Übernahme des Lifts und somit ein privater Betrieb lehnten die Beteiligten indes ab.

400 000 Euro Budget

Durch die Verlegung des Lifts in Richtung Westen wäre eine Beschneiung mit dem vorhandenen Gerät deutlich leichter umzusetzen, da der Skilift näher an der Skischule wäre und somit die zu beschneiende Fläche reduziert werden könnte. Der Gemeinderat hatte im Haushaltsplan 2022 für die Maßnahme 400 000 Euro eingestellt. Genaue Kosten können allerdings erst nach detaillierten Planungen durch ein Ingenieurbüro festgelegt werden.

Kritische Gesichtspunkte

Frey erklärte, dass man nun seitens des Gemeinderats eine Entscheidung treffen müsse. Er verhehlte auch nicht, dass es durchaus kritische Gesichtspunkte gebe. Könne man angesichts der sichtbaren Klimaänderungen überhaupt noch Wintersport in den Höhen, in denen Schonach liegt, betreiben? Hat der Skisport überhaupt noch eine Zukunft in Schonach?

Dem stellte er gegenüber, dass der Lift eine große infrastrukturelle Einrichtung in der Gemeinde sei. Für Einheimische biete er ein Stück Lebensqualität, Gäste nehmen die Anlage gerne an. Vor allem in Corona-Zeiten, so Frey, habe sich gezeigt, wie wichtig und beliebt der Lift sei. Und aktuell habe man in der Saison 2021/2022 nun doch auch schon knapp 40 Betriebstage.

Die Voraussetzungen, so befand Frey, seien insgesamt gut, nun sei es an der Gemeinde den Lift zu planen und zu bauen. "Geben Sie heute ein klares Signal an die Bevölkerung, dass wir den Lift erhalten wollen", warb er für eine Zustimmung des Rats.

Wohnmobile bedenken

Ein Plädoyer pro Lift kam auch von Silke Burger (CDU), die die Zustimmung ihrer Fraktion signalisierte. Gespräche mit der Bevölkerung, aber auch die Umtriebe am Lift während der Betriebstage hatten gezeigt, dass den Schonachern der Lift wichtig sei. Den ersten Schritt zur Erhaltung der, wie sie es nannte, Wintersportarena habe man ja schon vor Jahren mit dem Kauf eines Skilifts gemacht. "Nun müssen wir den Weg aber auch zu Ende gehen." Und die CDU wollte noch einen Schritt weitergehen: Auch die WC-Anlage auf dem Festplatz sollte im Zuge des Skiliftumbaus komplett saniert werden.

Bernd Kaltenbach (CDU) schlug sogar vor, Duschen einzubauen und diese für die Nutzer des Wohnmobilstellplatzes entgeltlich zur Verfügung zu stellen. Damit würde man auch diesen aufwerten und könne eventuell eine höhere Stellplatzgebühr verlangen. Bürgermeister Frey sagte zu, dies in den Planungen prüfen zu lassen.

Zuschussgeschäft sinnvoll

Petra Hettich (FWV) schloss sich in den meisten Punkten ihrer Vorrednerin an. Man sähe am Betrieb am Lift, wie beliebt dieser sei. Und sie bekomme auch viele positive Rückmeldungen von Urlaubsgästen, die die Anlage sehr gerne nutzen. Ihr Fraktionskollege Bernd Kaltenbach ergänzte, dass der Umbau natürlich viel Geld koste, aber insgesamt sei der Skilift schon immer in Zuschuss-Geschäft gewesen. "Dennoch – es sollte uns das wert sein."

Sommernutzung

Gerhard Kienzler (OGL) sah grundsätzlich die Bedeutung des Wintersports für Schonach. Allerdings bemängelte er, dass man nicht wie beabsichtig ein Gesamtkonzept erarbeitet habe, das den Gesamtblick auf Winter- wie Sommersport lenke. Insgesamt sah er die Wichtigkeit des Winterbergs für Schonach, aber die Möglichkeiten habe man nicht ausgeschöpft. Bürgermeister Frey unterstellte, dass Kienzler hier die Sommernutzung des Areals ansprach. Da, so Frey, müssten aber andere Kreise, etwa Geländeinhaber, miteinbezogen werden. "Und ich glaube, wenn es zu einer Sommernutzung käme, wären wir alle mehr als glücklich."

Beschneiungspflicht

Julika Reiner (FWV) forderte, dass die Beschneiung als Pflicht für die Gemeinde mit aufgenommen werden müsste. Das, so Frey, sei dann ja wohl eine Selbstverständlichkeit und erwarte, dass es hierzu dann auch keine Diskussionen mehr gebe. Ihr Fraktionskollege Lukas Spath appellierte indes an die Bevölkerung, die neue Skiliftanlage dann auch ausgiebig zu nutzen, sollte die Abstimmung positiv ausfallen. Katrin Kimmig (OGL) wollte wissen, was es mit der wasserrechtlichen Nutzung auf sich hätte. Frey erklärte, dass diese alle paar Jahre erneuert werden müsse. Das sollte aber kein Problem darstellen, da die Grundlagen zu Beschneiung geschaffen seien. Er wies diesbezüglich darauf hin, dass man am Winterberg zur Beschneiung kein Leitungswasser nutzen würde, sondern das Wasser aus dem Freibad, vor Jahren hatte man dafür extra eine Leitung gelegt. Auch am Sprungschanze und Skistation nutze man kein Leitungs-, sondern nur Bachwasser.

Betriebstage im Fokus

Kimmig wollte ferner wissen, wie viele Betriebstage man denn durch Beschneiung gewonnen habe, auch im Vergleich zu der Anlage am Rohrhardsberg. Das sei schwer zu vergleichen, so Frey, denn der Rohrhardsberg liege höher und habe außerdem nur am Wochenende geöffnet.

Klimawandel und Budget

Christian Kuner (OGL) merkte an, dass es durchaus auch kritische Stimmen geben würde. Es sei seiner Meinung nach nicht richtig, mit Blick auf den Klimawandel so viel Geld für den Wintersport auszugeben, wo dieses doch an anderer Stelle nötiger gebraucht würde. Infrastruktur hinsichtlich des Wintersports hätte man am Rohrhardsberg oder auch in Schönwald.

Fertig im November

Am Ende stand die Abstimmung. Bei den Gegenstimmen der Offenen grünen Liste (OGL) wurde beschlossen, die im Haushalt eingestellten Mittel für den Umbau des Skilifts freizugeben. Geprüft werden soll inwieweit eine Sanierung der WC-Anlage einbezogen werden kann. Eine Beschneiung soll obligatorisch sein. "Ich hoffe, dass wir nun im November die Anlage fertigt haben", freute sich Bürgermeister Frey.

Abstimmung für den Lift

Christian Herr dankte unter Anfragen der Bürger dem Gemeinderat im Namen aller Wintersportbegeisterten für die Entscheidung pro Winterberg. Als Vorsitzender des Skiclubs Schonach (SC) freute er sich, dass man für den "Dorflift" diese richtige und wichtige Entscheidung getroffen habe. Dank, so versicherte Herr, gebühre aber auch den privaten Investoren, die die Bewirtung oder den Skiverleih am Laufen halten.