Wasserjunge trifft Feuermädchen: Pixar versucht sich an einer romantischen Komödie. Doch kann „Elemental“ mit früheren Filmen der Animationsfilmstudios mithalten?
Den Pixar-Studios ist es zu verdanken, dass man als erwachsener Mensch ohne schlechtes Gewissen (und ohne Kinder als Alibi mitnehmen zu müssen) ins Kino gehen kann, um sich Animationsfilme anzuschauen: Oscar-prämierte Filme wie „Toy Story“, „Findet Nemo“, „Die Monster AG“, „Wall-E“, „Ratatouille“ oder „Alles steht Kopf“ bieten nicht nur großartig animiertes Unterhaltungskino, sondern stellen auch gesellschaftliche, mitunter sogar philosophische Fragen, funktionieren auf so vielen Ebenen, dass Kinder ihren Spaß an den bunten Bildern und ulkigen Figuren haben können und Erwachsenen stets ein Mehrwert geboten wird. „Elemental“, der neue Pixar-Film, der an diesem Donnerstag in die Kinos kommt, kann da nicht mithalten.
Feuerwesen als Einwanderer
Und das, obwohl die Prämisse vielversprechend ist, schließlich geht es um Migration und Diversität. Die Eltern von Ember (gesprochen von Emilia Schüle) sind Feuerwesen und einst als Flüchtlinge nach Element City gekommen. In dieser Melting-Pot-Metropole leben Feuer-, Wasser-, Luft- und Erdewesen friedlich miteinander. Allerdings fühlen sich die Feuerwesen als Außenseiter, versuchen in dieser fremden Welt, die ihre neue Heimat ist, ihre Kultur und ihre Tradition zu bewahren – und misstrauen den anderen Elementen. Das gilt besonders für Embers Vater, der will, dass seine Tochter irgendwann den Laden übernimmt, den er vor den Toren von Element City eröffnet hat.
Romeo und Julia in Element City
Alles scheint seinen normalen Gang zu gehen, bis Ember bei einem Zornausbruch versehentlich die Kanalrohre unter dem Laden beschädigt, der Keller mit Wasser vollläuft und ein Wasserwesen namens Wade (gesprochen von Jannis Niewöhner) hereingespült wird. Natürlich ist es Liebe auf den ersten Blick, auch wenn die beiden eine ganze Weile brauchen, das herauszufinden. Und selbst dann halten sie ihre Liebe geheim.
Aus diesem Stoff hätte etwas werden können, schließlich werden hier schwerwiegende und für unser Zusammenleben entscheidende Themen verhandelt. „Elemental“ erzählt diese Romeo-und-Julia-Story aber so schablonenhaft, inszeniert die Themen Migration, Diversität und den Widerspruch zwischen Selbstverwirklichung und Traditionspflege so plakativ-aufdringlich, dass man sich als erwachsener Mensch nie ernst genommen und ständig unterfordert fühlt.
Romantische Komödie voller Kalauer
Für Kinder ist dieses kunterbunte, leichtgewichtige Spektakel bestimmt trotzdem ein Riesenspaß. Und selbstverständlich taugt „Elemental“ mal wieder als Leistungsshow in Sachen Animationstechnik. Zumindest wie in dem Film Wasser in Szene gesetzt ist, ist erstaunlich.
Vom subversiven Humor, der einst ein Markenzeichen der Pixar-Filme war, ist in dieser romantischen Komödie aber nicht mehr viel übrig. Stattdessen bekommt man eine daueraufgeregte deutsche Synchronisation vorgesetzt. Und man muss schon einen ausprägten Hang zu Kalauern haben, um die im Minutentakt vorgebrachten Wortspiele, die sich auf die Elemente Wasser, Feuer, Erde und Luft beziehen, witzig zu finden.
Elemental. Animationsfilm. USA 109 Minuten. Regie: Peter Sohn. Stimmen: Emilia Schüle, Jannis Niewöhner. O. A.