CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet am Sonntag bei der Stimmabgabe: Bei genauem Hinsehen ist deutlich zu erkennen, wo er seine zwei Kreuze gemacht hat. Foto: dpa/Federico Gambarini

Armin Laschets Stimmabgabe, Christian Lindners Avancen an die Grünen und Sarah Wagenknechts Mitschuld am Ergebnis der Linken: Das sind die Twitter-Reaktionen auf die Ereignisse am Wahltag.

Stuttgart/Berlin - Während im Fernsehen die Reaktionen auf die Hochrechnungen zur Bundestagswahl laufen und Spekulationen über mögliche Koalitionen beginnen, werden die Ereignisse des Wahltags in den sozialen Medien im Internet fleißig kommentiert. Besonders für Gesprächsstoff sorgt hier die Stimmabgabe von Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet.

Denn damit die geheime Wahl garantiert ist, darf ein Stimmzettel für niemanden einsehbar sein. Das war bei Laschet ganz offensichtlich nicht der Fall.

Auf Twitter wird daher gerätselt, ob Laschets Verhalten wohl ein Versehen war – oder Absicht.

Eine Twitter-Nutzerin weist Laschet vorsorglich auch gleich auf einen Kurs hin, bei dem man lernen kann, wie Papier gefaltet wird...

Neben Armin Laschet bietet auch FDP-Chef Christian Lindner Gesprächsstoff

Doch nicht nur die Stimmabgabe von Armin Laschet sorg im Netz für Gesprächsstoff. Auch in der Berliner Runde, der TV-Runde mit den Spitzenkandidatinnen und – kandidaten der Parteien in ARD und ZDF, kommt Armin Laschet nicht gut weg.

Anlass für Diskussionen bietet auch FDP-Chef Christian Lindner – insbesondere in Bezug auf seine Aussagen zu Gesprächen mit den Grünen. Und andersherum wird auch darüber spekuliert, ob sich nun FDP und Grüne zusammentun – und sich den Senior-Partner für eine Koalition auswählen könnten.

In der TV-Runde sagt Lindner, man müsse das Ergebnis der Grünen zur Kenntnis nehmen. Und er betont, dass die künftige Bundesregierung deutlich ökologischer werden müsse. Er habe Grünen-Co-Chef Robert Habeck bereits ein Gesprächsangebot gemacht, sagt er in der Runde. Auch die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock betont die Notwendigkeit einer „Klimaregierung“.

Manch ein Twitter-Nutzer jedenfalls hält diese Überlegungen offenbar für eine sinnvoll...

Christian Lindner als erster und bisher einziger, der sowohl seriös und glaubwürdig über die politischen Inhalte seiner Partei redet. Schlägt vor, dass es sinnvoll wäre, dass zuerst FDP und Grüne miteinander reden, um sich anschließend den Senior-Partner auszusuchen.

— Stephan Anpalagan (@stephanpalagan) September 26, 2021

Lauter Männer bei der FDP – und ein Fazit zur Runde

Andere dagegen schwanken angesichts von Bildern der FDP am Wahlabend zwischen Belustigung und Entsetzen.

Das Fazit eines Nutzers zur Berliner Runde:

Chaos bei der Wahl in Berlin

Kommentiert wird bei Twitter aber nicht nur zu Armin Laschet und den Sondierungsavancen von Christian Lindner, sondern auch das Chaos, dass es in Berlin am Wahltag gab. Dort wurde an diesem Sonntag nicht nur ein neuer Bundestag gewählt, sondern auch das Berliner Abgeordnetenhaus – und das führte offenbar zu Problemen. Mehrere Wahllokale mussten zeitweise schließen, weil vor Ort die Stimmzettel ausgegangen waren. Manche Wahllokale bekamen laut der Landeswahlleiterin falsche Stimmzettel geliefert.

Wegen der Probleme wurde in Berlin auch nach 18 Uhr noch weitergewählt. All jene, die um 18 Uhr vor dem Wahllokal in Berlin-Wilmersdorf standen, durften bleiben, berichtet die Berliner Zeitung. Doch das scheint nicht überall so funktioniert zu haben:

Ob das Chaos bei der Wahl in Berlin noch Konsequenzen haben wird, ist offen. Theoretisch könnten jene, die nach 18 Uhr noch gewählt haben, durch erste Hochrechnungen beeinflusst worden sein.

Apropos... bereits bevor die Wahllokale geschlossen waren, hatte Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger Zahlen einer Prognose – und rief dazu auf, noch für die Freien Wähler zu stimmen. Kurz darauf wurde der Tweet wieder gelöscht. Erste Stimmen forderten bereits Konsequenzen.

Wut auf Sarah Wagenknecht nach Interview in der ARD

Die Ex-Fraktionsvorsitzende der Linken, Sahra Wagenknecht, hat am Abend ein Interview in der ARD gegeben und erneut den Unmut vieler Nutzerinnen und Nutzer auf sich gezogen. Sie deutet in dem Gespräch auch den Streit innerhalb der Partei über den Umgang mit ihrer Person und ihrem Parteiausschlussverfahren an. Das Urteil vieler Menschen im Netz fällt denkbar schlecht aus.

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Teilweise wird ihr das Ergebnis der Partei persönlich vorgeworfen.

Journalistin Gilda Sahebi sieht ebenfalls Wagenknecht in der Verantwortung:

Ein andere Twitter-Nutzerin springt ihr zur Seite:

Politikwissenschaftler Ismail Küpeli stört sich an der Wortwahl Wagenknechts:

Buchautor und Journalist Mohamed Amjahid dagegen relativiert die Kritik an Wagenknecht.

Die Politikerin ist Kritik an ihrer Person gewohnt. Was das Wahlergebnis angeht, kündigt sie nun zumindest an, die Fehler in der Partei zu analysieren. Immerhin sei es eine „bittere Niederlage“ für die Partei.