Projektmanager Korhan Sener (von links) zeigt ein Glasfaserkabel seines Unternehmens beim Pressetermin mit Landrat Roland Bernhard und den Bürgermeistern Benjamin Schmid, Bernd Dürr und Marcel Hagenlocher. Foto: Beyer

Netzausbau: Lokalpolitiker machen sich in Mötzingen für Vertragsabschluss mit "Deutscher Glasfaser" stark

Ein flächendeckendes Glasfasernetz könnte es bald in Mötzingen, Bondorf und Gäufelden geben. Doch ob es soweit kommt, hängt nun vom Interesse der Bürger ab.

Mötzingen. Eine schwerwiegende Entscheidung kommt auf die Bürger der Gemeinden Mötzingen, Bondorf und Gäufelden zu. Denn das Unternehmen "Deutsche Glasfaser" möchte in den Gemeinden ein flächendeckendes Glasfasernetz verlegen und damit die Anwohner mit schnellem Internet versorgen. In einem Pressegespräch am Dienstag haben Vertreter der Firma gemeinsam mit den Bürgermeistern der Gemeinden und Landrat Roland Bernhard die Pläne vorgestellt.

Doch bevor die ersten Bagger rollen, müssen 40 Prozent der Bürger einen Vertrag mit dem Anbieter abschließen. Ansonsten sei die Erschließung nicht wirtschaftlich, erklärt Korhan Sener, Projektmanager bei "Deutsche Glasfaser".

Damit möglichst viele Bürger unterschreiben, lockt das Unternehmen mit verschiedenen Vorteilen. Denn wer vorab unterschreibe, müsse für den Anschluss des eigenen Hauses ans Glasfasernetz nichts zahlen. Wer sich hingegen erst nach Abschluss der Arbeiten einen Anschluss legen lässt, müsse mit Kosten ab 750 Euro aufwärts rechnen, schätzt Sener.

Als größte Hürde haben aber Unternehmensvertreter und Lokalpolitiker die schwäbische Mentalität ausgemacht. So vermutet Landrat Bernhard, dass viele Bürger noch mit ihrem Anschluss zufrieden sind. "Es tut noch", sagt der Schwabe."

Doch die Anforderungen an die Internetleistung wachse stetig, mahnt Mötzingens Bürgermeister Marcel Hagenlocher. Und Landrat Bernhard hat noch ein weiteres Argument: Der Anschluss ans Glasfasernetz bringe auch eine Wertsteigerung der Immobilie mit sich, und sowas gefalle dem Schwaben.

Doch wie geht es weiter, wenn "die magische Grenze von 40 Prozent" – wie sie Hagenlocher nennt – erreicht wird? Hat dann die "Deutsche Glasfaser" ein lokales Monopol in den drei Gemeinden?

Davon könne keine Rede sein, meint Sener. Denn die Kunden hätte nach zwei Jahren Vertragslaufzeit die Möglichkeit, den Anbieter zu wechseln. In dem Fall könne dann auch die Konkurrenz – wie zum Beispiel die Telekom – das neue Glasfasernetz nutzen.

Allerdings müssen Konkurrenzunternehmen dafür eine sogenannte Durchleitungsgebühr entrichten. Diese Gebühr als Hebel zu verwenden, um andere Anbieter künstlich zu verteuern, beabsichtige die "Deutsche Glasfaser" aber nicht, versichert Sener.

Doch schon jetzt, noch vor dem Ausbau, scheint es an Wettbewerb zu mangeln. Denn eine große Wahl haben die Bürger nicht. Derzeit ist das Angebot der "Deutschen Glasfaser" das einzige auf dem Tisch.

So betont der Landrat dann auch die Neutralität der Politik: "Wir sind kein Steigbügelhalter für ein Unternehmen." Aber ein Angebot der Telekom für den Glasfaserausbau in den drei Gemeinden liege eben nicht vor.

Der Bondorfer Gemeinderat sei zwar auch noch mit anderen Unternehmen im Gespräch gewesen, berichtet Bürgermeister Bernd Dürr, letztendlich haben sich die Räte aber für die "Deutsche Glasfaser" entschieden. Der Grund: "Die Mitbewerber haben kein konkretes Angebot abgegeben."

Nun hängt es an den Bürgern, ob das Unternehmen zum Zuge kommt. Bei der Entscheidung wird dabei nicht unerheblich sein, ob die Anwohner dem Unternehmen auch zutrauen, die Leitungen ohne größere Beeinträchtigungen zu verlegen.

Ein Blick in einschlägige Internetforen lässt daran Zweifel aufkommen. Zwar lassen sich die dort gemachten Angaben nicht überprüfen, doch zahlreiche Kunden beschweren sich über unsachgemäß instandgesetzte Straßen und Gehwege. "Bei uns wurde gerade verlegt und die Gehwege sehen aus wie nach einem Bombenanschlag", schimpft ein Nutzer.

Doch Sener beruhigt: "Dass man immer irgendwo etwas negatives liest, ist normal." Vor Beginn der Arbeiten erfasse das Unternehmen den Zustand der Straßen, um diese anschließend wieder herrichten zu können. "Die Wiederherstellung wird mindestens so, wie es vorher war", versichert Sener. Schließlich müssten alle Baumaßnahmen auch von der Stadt abgenommen werden. Auch würden in der Regel keine privaten Gärten aufgegraben, um die Zuleitungen zu den Häusern zu legen. Denn hier komme eine sogenannte Erdrakete zum Einsatz. So könne das Kabel ganz ohne offenen Graben verlegt werden.

Bürger, die sich nun selbst ein Bild machen wollen, haben dazu am Montag, 27. September, ab 19 Uhr Gelegenheit. Denn da veranstaltet die "Deutsche Glasfaser" einen Online-Infoabend. Zusätzlich werden in den Gemeinden Servicepunkte eingerichtet und Vertreter des Unternehmens gehen von Haus zu Haus.