Die Gewürzmischungen von Ankerkraut sind beliebt – jetzt verliert das Unternehmen seinen Start-up-Charakter. Foto: StZN/the

Der Lebensmittelkonzern Nestlé übernimmt die Mehrheit bei der Hamburger Gewürzmarke Ankerkraut. Bei einigen ihrer Werbegesichter im Netz kommt diese Entscheidung schlecht an.

Der Lebensmittelkonzern Nestlé übernimmt die Mehrheit an dem Hamburger Gewürzhändler Ankerkraut – doch bei einigen Werbepartnern in den sozialen Medien kommt dieser Schritt nicht gut an.

Nestlé habe die Anteile der bisherigen Investoren - EMZ Partners, Freigeist Capital und Knälmann Ventures - sowie Teile der Management-Anteile übernommen und werde damit zum Mehrheitseigentümer der Ankerkraut GmbH, teilte Ankerkraut am Mittwoch mit. Zahlen nannten die Unternehmen nicht.

Ankerkraut wird den Angaben nach als eigenständige Firma mit eigenständiger Marke weitergeführt, die Gründer Anne und Stefan Lemcke bleiben als Gesellschafter und Markenbotschafter an Bord. Gleiches gelte für die Geschäftsführer Timo Haas und Alexander Schwoch, die das Unternehmen als Anteilseigner weiterhin operativ führten.

Influencer springen ab

Ankerkraut setzt bei der Vermarktung stark auf die sozialen Medien und kooperiert auch mit Influencern, die über eine große Reichweite verfügen. Bei einigen von diesen kommt die jüngste Unternehmensentscheidung des Gewürzhändlers aber nicht gut an.

Twitch-Streamer TrilluXe beispielsweise gab auf Twitter bekannt, er werde seine Werbekooperation mit Ankerkraut nicht weiterführen: „Die Nachricht habe ich auch erst durch diesen Tweet erfahren, die Partnerschaft habe ich soeben mit sofortiger Wirkung beendet.“

Ähnlich äußerte sich auch die Gamerin Shurjoka: „Ich bin unfassbar enttäuscht, weil ich die Produkte von Ankerkraut immer sehr gemocht habe.“ Auch sie beendete die Zusammenarbeit.

Der Schweizer Lebensmittelriese Nestlé muss in den sozialen Medien seit Jahren viel Kritik aushalten. Kaum war die Meldung über die Ankerkraut-Übernahme in der Welt, schoss das Hashtag #Ankerkraut in den Trends in die Höhe. Der Hamburger Gewürzhändler ist jetzt um Schadensbegrenzung bemüht: „In unserer Firma herrscht das Gefühl, dass Nestlés Ruf schlechter ist, als das Unternehmen an sich“, zitiert der „Spiegel“ eine Sprecherin von Ankerkraut. „Die Gründer hatten auch selbst viele Fragen, haben darauf aber gute Antworten bekommen. Sie haben jetzt das Gefühl, ein Unternehmen gefunden zu haben, das die Marke Ankerkraut und die Leidenschaft dahinter gut versteht. Dass die Marke bei Nestlé in guten Händen ist.“

Bekannt als Start-up aus „Die Höhle der Löwen“

Die Ankerkraut GmbH aus dem Süden Hamburgs wurde 2013 von Anne und Stefan Lemcke als Start-up gegründet. Mittlerweile beschäftige das Unternehmen mehr als 230 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und erziele einen Umsatz im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Bekannt wurde Ankerkraut vor allem durch den Auftritt in der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ 2016. Ankerkraut vertreibt nach eigenen Angaben inzwischen online, im Lebensmitteleinzelhandel sowie in eigenen Geschäften in Hamburg, Berlin, Bochum und Köln mehr als 500 Gewürze und Gewürzmischungen, Soßen, Tees sowie Zubehör.