Die hohen Mieten belasten auch den Sozialetat des Landkreises. Foto: Pixabay

Der Ressourcenbedarf bei den Sozialausgaben gibt Anlass zur Sorge. Der Kreis will seine Sozialstrategie weiterentwickeln.

Bei den Sozialausgaben je Einwohner weist der Landkreis Lörrach im Jahr 2023 einen landesweiten Spitzenplatz auf. Auf jeden Kreiseinwohner entfielen damals 610 Euro. Die Kreisverwaltung hat die Ursachen analysiert und in der jüngsten Sozialausschuss-Sitzung vorgestellt. Mit diesem Wissen soll die Sozialstrategie des Landkreises weiterentwickelt werden, wie Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella jetzt ankündigte.

 

„Es ist der heterogenste Landkreis in der gesamten Bundesrepublik“, so die Dezernentin. Die Gründe verortete sie in der geografischen Lage und Struktur, in der Situation auf dem Wohnungsmarkt und der Familienstruktur. Weitere Hauptursachen seien die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit und die finanzielle Lage.

Teurer und selektiver Wohnungsmarkt

Sobald Wohnen Teil der Sozialleistung ist, stellt dieses ein Problem dar, wie aus der Analyse hervorgeht. Der Wohnungsmarkt sei nicht nur extrem teuer, sondern auch selektiv. Ein extrem angespannter Wohnungsmarkt im Landkreis Lörrach führe zu hohen Wohnkosten und einem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Dies sei der Hauptgrund, weshalb derzeit mehr als 30 Prozent der Bedarfsgemeinschaften im Landkreis in einer unangemessen großen oder zu teuren Wohnung leben. „Die Lage ist absolut prekär“, betonte Zimmermann-Fiscella. So würden Klienten mit einem besonderen sozialen Bedarf keine oder nur sehr hochpreisige Wohnungen finden. Und: Die hohe Sozialleistungsquote beeinflusse Mietpreise durch das Ausnutzen der angemessenen Kosten der Unterkunft.

Die Wohnkosten im Landkreis Lörrach liegen im Landesvergleich tendenziell über dem Durchschnitt Baden-Württembergs, insbesondere bei Mietwohnungen. Im ersten Quartal 2025 belief sich der durchschnittliche Mietpreis für Wohnungen im Kreis auf rund zwölf Euro pro Quadratmeter, während die Stadt Lörrach mit etwa 13 Euro noch darüber lag. Auch die Mietpreise für Häuser lagen im Landkreis Lörrach mit zwölf bis 13 Euro pro Quadratmeter über dem baden-württembergischen Schnitt von elf Euro.

Hohes Armutsrisiko bei Alleinerziehenden

Darüber hinaus herrsche im Kreis ein hohes Risiko von Armut beziehungsweise Kinderarmut und Jugendhilfebedarf bei Alleinerziehenden, die einen Anteil von 23 Prozent ausmachten. Da Alleinerziehende die am stärksten von Armut betroffene Familienform sind, hat dieses strukturelle Merkmal deutliche Auswirkungen auf den Nettoressourcenbedarf im Sozialwesen. „Wir sind der Landkreis mit den meisten Scheidungskindern“, so die Dezernentin weiter. Und der siebtschwächste Kreis im Land bei der Steuerkraftsumme, obwohl die in der Regel höheren Einkommen der Grenzgänger in die Steuerkraftsumme des Landkreises einfließen. Das durchschnittliche Einkommen sei vergleichsweise geringer als in anderen Landkreisen, wie aus der Untersuchung hervorgeht.

Kreis muss viele Angebote selber vorhalten

Gleichzeitig würde die sehr urbane Struktur am Rheinknie hohe Belastungen wie Stadtkreise aufweisen. Darüber hinaus sind Zimmermann-Fiscella zufolge die Angebote im Landkreis eingeschränkt – viele Dienste müsse er selbst vorhalten, was sich im Kreishaushalt niederschlage. Erschwerend kommt hinzu: Die Schweiz „sauge“ viele Fachkräfte im sozialen Bereich ab. Dies führe zu Personalengpässen, zum Beispiel in der Pflege, und beeinträchtigt die Effizienz und Wirtschaftlichkeit sozialer Dienstleistungen im Landkreis Lörrach.

Die Verwaltung will auf Basis der Analyse die Sozialstrategie weiterentwickeln. Nun gehe es darum, mit den vorhandenen Ressourcen die größte Wirkung zu erzielen, sagte die Dezernentin. Dass der Kreis aber auf bestimmte Faktoren gar keinen Einfluss habe, stellte Christian Renkert (CDU) fest, und Tonio Paßlick (FW) zeigte sich überrascht, dass das durchschnittliche Einkommen trotz des hohen Grenzgängeranteils so niedrig sei. „Wir müssen uns die Sozialstrategie bis in die kleinsten Verästelungen hinein anschauen“, forderte Paßlick.