Reparaturarbeiten im Atommeiler in Neckarwestheim führten zu steigender Strahlendosis. Foto: dpa

Bereits zum zweiten Mal binnen zwei Wochen hat das Kernkraftwerk in Neckarwestheim deutlich erhöhte Strahlenwerte ausgestoßen. Reparaturarbeiten im Atommeiler führten zu der steigenden Strahlendosis.

Neckarwestheim - Bereits zum zweiten Mal binnen zwei Wochen hat das Kernkraftwerk in Neckarwestheim deutlich erhöhte Strahlenwerte ausgestoßen. Die am Donnerstag voriger Woche am Abluftkamin gemessene Radioaktivität lag mit 7,9 Milliarden Becquerel pro Stunde noch etwas höher als beim ersten Vorfall. Ende Oktober hatte der Atommeiler durch das Öffnen des Reaktor-Druckbehälters eine Strahlendosis von bis zu 7,2 Milliarden Becquerel pro Stunde abgegeben. Üblich im laufenden Betrieb ist eine Aktivitätsrate von etwa 310 Millionen Becquerel pro Stunde.

Auslöser der deutlich erhöhten Radioaktivität ist der Austausch eines defekten Brennelements. Kurz nach Abschluss der regulären Revision war der seit 1989 betriebene Block II des Kernkraftwerks vom Netz genommen worden. Beim Wechsel der nuklearen Energiequelle kam es nach Angaben der Atomaufsicht im Stuttgarter Umweltministerium zu den ansteigenden Strahlenwerten. Den zweiten Vorfall erklärt der Energieversorger EnBW mit den nötigen Vorarbeiten zum Neustart des Reaktors. Bevor Kühlmittel eingefüllt werden konnte, musste die Luft aus den Rohrleitungen des Primärkreislaufs gesaugt werden – für eine Stunde stiegen deshalb auch die Radioaktivitätswerte an.

Den Ausstoß durch die Reinigung der Rohre vergleicht der Kraftwerkbetreiber mit der Belastung durch eine Flugreise. Auf einem vierstündigen Transport von München auf die Kanarischen Inseln seien Passagiere einer etwa 13.000-mal höheren Strahlenbelastung ausgesetzt. Schon beim ersten Vorfall hatte das Umweltministerium keine Gesundheitsgefahr für die Bevölkerung gesehen. Block II ist seit Samstag wieder am Netz, das äußerlich unversehrte Brennelement wird untersucht. Anti-Atom-Aktivisten in der Region äußerten sich besorgt über die erhöhte Strahlenbelastung. Unklar sei, ob im Luftstrom auch feinste Alpha-Partikel mitgerissen worden seien. Zudem heißt es: „Neckarwestheim stand jetzt 38 Tage still. Und die Lichter sind nicht ausgegangen.“