Das Kernkraftwerk in Neckarwestheim: Protest gegen Pläne der EnBW Foto: Leif Piechowski

Was vom grünen Umweltminister Franz Untersteller und der Landesspitze der Partei begrüßt wird, stößt vor Ort auf erbitterten Protest.

Neckarwestheim - In der Anti-Atomkraft-Bewegung haben viele Grüne im Land ihre politischen Wurzeln. Der Protest gegen die Gefahren der Kernkraft schweißte die Ökopartei in der Vergangenheit zusammen. Jetzt allerdings droht die Debatte um geplante Castor-Transporte durchs Neckartal einen Spaltkeil zwischen Regierungsfraktion und lokale Kernkraftgegner zu treiben. Was vom grünen Umweltminister Franz Untersteller und der Landesspitze der Partei begrüßt wird, stößt vor Ort auf erbitterten Protest.

Mit der Idee, das nur teilweise gefüllte atomare Zwischenlager beim Kernkraftwerk in Neckarwestheim als Sammelplatz für radioaktiven Müll zu nutzen, hatte der Energieversorger EnBW vergangene Woche bundesweit für Aufsehen gesorgt. Statt am Standort Obrigheim ein eigenes Brennstab-Depot zu bauen, will der dem Land Baden-Württemberg und einigen Landkreisen gehörende Konzern den atomaren Abfall ins nur 40 Kilometer entfernte Neckarwestheim transportieren. Die EnBW würde einen gut zweistelligen Millionenbetrag sparen, wenn die derzeit 342 im Nasslager in Obrigheim aufbewahrten Brennelemente neckaraufwärts eine provisorische Bleibe finden.

Derzeit sind im Neckarwestheimer Zwischenlager 41 Behälter aufgestellt

Für den radioaktiven Müll würden 15 Castor-Behälter reichen. Derzeit sind im Neckarwestheimer Zwischenlager 41 Behälter aufgestellt, 115 kommen bis zur Abschaltung des zweiten Blocks maximal zusammen. Ausgelegt sind die zwei 90 Meter langen Tunnelröhren im Muschelkalk für die Lagerung von 151 Castoren – in dem knapp 40 Millionen Euro teuren Depot ist noch Platz für den Atomabfall anderer Standorte.

Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller hat das Gedankenspiel mit dem erneuten Atommüll-Transport, auch uneingeschränkt begrüßt: „Jeder Standort weniger ist ein Mehr an Sicherheit für die Menschen“, erklärte der Grünen-Politiker. Auch der Landesvorsitzende Chris Kühn sprach in einer ersten Stellungnahme von einem „sinnvollen Vorschlag“.

Eine klare Absage erteilt haben hingegen Umweltorganisationen wie der BUND den EnBW-Plänen. „Mit dieser Entscheidung würde ein Präzedenzfall geschaffen, obwohl jeder Castor-Transport enorme Risiken birgt“, sagte die Landesvorsitzende Brigitte Dahlbender. Nach dem gleichen Muster könne auch Atommüll aus Biblis nicht in einem eigenen Zwischenlager untergebracht werden, sondern in Philippsburg oder Neckarwestheim landen. Der EnBW warf Dahlbender vor, den Bau des Depots in Obrigheim jahrelang verzögert zu haben.

Für die lokalen Anti-Atom-Aktivisten lehnte Wolfram Scheffbuch alle Transporte nach Neckarwestheim ab. Mit dem Versuch, den Standort Obrigheim als „grüne Wiese“ zu präsentieren, würden die Risiken der Nukleartechnologie verharmlost. Auch die Gemeinde Neckarwestheim hat juristische Schritte gegen die Pläne bereits angedroht.