Dieser Vorschlag für das Sportbad aus dem Wettbewerb für den nun verworfenen Standort gefiel Baubürgermeister Matthias Hahn besonders. Foto: Kubus 360/Krieger Architekten/Riehle und Assoziierte

Der Stuttgarter Gemeinderat soll vor den Osterferien über den Standort für das seit Jahren geplante Sportbad beim Wasen entscheiden. Drei Alternativen stehen zur Wahl. Dabei konkurriert das Bad gegen eine Hotelansiedlung.

Der Stuttgarter Gemeinderat soll vor den Osterferien über den Standort für das seit Jahren geplante Sportbad beim Cannstatter Wasen entscheiden. Drei Alternativen stehen zur Wahl. Dabei konkurriert das Bad gegen eine Hotelansiedlung.

Stuttgart - Seit Ende 2009 beschäftigt sich der Gemeinderat mit dem Neubau eines Sportbades mit 50-Meter-Becken im Neckarpark. Es soll das Cannstatter Stadtbad und die marode Traglufthalle im Untertürkheimer Inselbad ersetzen.

Mit dem Ergebnis des 120.000 Euro teuren Architektenwettbewerbs am 24. Juni 2013 – er sah zwei Sieger – schien die Entscheidung für den Neubau gefallen. Doch die Mehrheit des Gemeinderates votierte gegen den Bauplatz an der Benzstraße bei den Sportanlagen von VfL und ESV Rot-Weiss Stuttgart. Seitdem werden Standortalternativen für den voraussichtlich 26 Millionen Euro teuren Neubau (ohne Grundstück) geprüft. Die Schwimmer würden ein wettkampftaugliches Becken mit 50 auf 20 und ein Mehrzweckbecken mit 25 auf 12 Meter erhalten. Dazu kämen 600 Sitz- und 300 Stehplätze auf Tribünen und an oder unter der Halle rund 120 Parkplätze.

Die Hallenmaße rücken letztlich drei mögliche Bauflächen in den Blick: Das Gelände der Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) neben deren Museum an der Ecke Veielbrunnenweg und Mercedesstraße, einen Bauplatz direkt an der Mercedesstraße zwischen der heutigen Tankstelle und dem Abzweig Benzstraße, und eine Fläche hinter der Schleyerhalle. Letztere ergibt sich allerdings erst, wenn die Benzstraße nach 2016 verlegt werden wird. Die entscheidende Abwägung sollen die Stadträte am 18. März in einer gemeinsamen Sitzung des Umwelt- und Technik- und des Wirtschaftsausschusse treffen. Sie wird nicht einfach, denn bei allen drei Standorten gibt es entweder Einschränkungen oder aber konkurrierende Nutzungen.

Die SSB-Baufläche: Sie bildet zwischen Veielbrunnenweg und Mercedesstraße die Form eines Tortenstücks. Mancher fragt sich daher, ob das große Bad in dem Zwickel überhaupt unterzubringen wäre. Das Projektsteuerungsunternehmen Drees und Sommer wird dazu Antworten liefern. Dem Vernehmen nach sollen beim SSB-Standort wegen der nahen S- und Stadtbahn-Haltestellen weniger Parkplätze entstehen. Ob sich das mit einer Wettkampfnutzung des Bades verträgt ist fraglich. Für das Gelände rechnet die SSB laut Vorstandssprecher Reinhold Bauer mit einem Erlös von „zwei bis drei Millionen Euro“.

Weil Gebäude auf dem Grundstück vermietet sind fielen womöglich Entschädigungszahlungen an. „Wir wollen in den nächsten 14 Tagen mit dem Hauptmieter sprechen“, sagt Bauer, „ihm müsste man einen Ersatz anbieten“. Hauptmieter ist das Unternehmen Marquardt-Küchen. Grüne, SPD und FDP im Rat sprechen sich schon jetzt gegen diesen Standort aus.

Die Fläche direkt an der Mercedesstraße: Sie gehört der Stadt und hat nur einen Haken: Die intern Q 19 und Q 20 genannten Grundstücke sind für Hotels reserviert. Der Berliner Architekt Manfred Dick will dort unter dem Markennamen Carloft zwei realisieren, auf der kleineren Q-20-Fläche soll Daimler mit im Spiel sein. Carloft heißt, dass die Mieter ihre Wohnung im Auto per Aufzug erreichen. Das Vehikel parkt repräsentativ im Flur. „Wir sind in guten Gesprächen mit der Verwaltung“, sagt Dick. Die Konkurrenz des Bades auf Q 19 kennt er.

„Carloft, dieser Idee kann ich nichts abgewinnen“, sagt Grünen-Fraktionschef Peter Pätzold. „Der Neckarpark ist auch ein Sportpark, das Bad gehört in die erste Reihe, also an die Mercedesstraße“, so Pätzold. „Wir sind nicht festgelegt und warten die Bewertung der Standorte ab“, sagt dagegen CDU-Fraktionschef Alexander Kotz. Auch die SPD gibt sich offen. „Brauchen wir zwei Hotels?“ fragt Klingler.

Die Fläche hinter der Schleyerhalle: Sie entsteht erst mit der Verlegung der Benzstraße. Und könnte irgendwann als Bauplatz für den Ersatz der 31 Jahre alten Halle interessant werden. „Die Schleyerhalle ist nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit, da ist die Frage, ob man die Baufläche dahinter nicht als Entwicklungsmöglichkeit erhält“, sagt SPD-Vizefraktionschef Hans Pfeifer.

Einig sind sich die Fraktionen darin, dass nun zügig entschieden werden soll. Für 2014/15 stehen 3,5 Millionen Euro Planungsmittel im Haushalt. 2016 könnte das Sportbad gebaut werden.