Das Bauwerk wurde regelrecht unterspült. Foto: Schwind

Abwasserkanalsanierung unterspült. "Hochwasser ist vier Wochen zu früh gekommen." Projekt im Zeitplan.

Auf eine recht positive Resonanz, in der Bevölkerung, stoßen die Maßnahmen zur Abwasserkanalsanierung des Abwasserverbandes Empfingen am Neckarknie bei Fischingen. Die verwendeten Betonfertigwände mit dem Flair einer Natursteinmauer schlängeln sich am vorhandenen Profil der Felswand entlang und fügen sich farblich recht harmonisch ins Landschaftsbild ein.

"Das Hochwasser ist vier Wochen zu früh gekommen"

Sulz-Fischingen - Lange Zeit war eigentlich nicht klar, wie die Sanierung des maroden Abwasserkanals aussehen könnte. Auf diesem als "Neckarknie" bezeichneten Abschnitt befindet sich der schwierigste Teil der kompletten Sanierung des Abwasserkanals. Seit dem letzten Hochwasser leidet allerdings die Optik des Bauwerkes, was aber zugegeben schlimmer aussieht als es eigentlich ist. "Das Hochwasser ist vier Wochen zu früh gekommen", erklärte Diplom-Ingenieur und Inhaber vom Ingenieurbüro für Bauwesen Kronenbitter in Horb, Heinz Necker, auf die telefonische Nachfrage. Der eingetretene Winter hat die ausführende, für Wasserbauten Spezialisierte Baufirma Schneider aus Haigerloch-Gruol, überrascht. So hat es beim Rückbau der provisorischen, rund 170 Meter langen Arbeitsstraße nicht mehr gereicht, den Fuß der Mauer mit Flussbausteinen und Beton zu sichern. Das hat das Hochwasser bestraft und sich regelrecht durch den Schotter und Mineralbeton hinein gefressen. Aber gerade für solche Fälle wurde die Konstruktion ausgelegt, wie von Heinz Necker vom Ingenieurbüro zu erfahren ist.

Da der Abwasserkanal auf dem bröckelnden Felsen keinen ausreichenden Halt gefunden hätte, wurde als Auflager für den neuen Kanal eine Betonsohle hergestellt. Die Betonsohle ist mit Felsankern (Mikropfählen) waagrecht und schräg im Naturfelsen verankert. So wird erreicht, dass der Kanal auch sicher gelagert ist, selbst wenn sich infolge von Erosion, oder jetzt durch Hochwasser, einzelne Felsbrocken von der Trasse lösen und herunterfallen.

Alles noch im Rahmen

Die Bodenplatte wurde zur Flussseite hin mit einer Betonwand abgeschlossen, so dass ein L-förmiges Stahlbetonteil entstand. Die Betonwand wurde durch unzählige, im Abstand von rund 15 Zentimetern befindlichen Rundeisen zur Bodenplatte hin mit einbetoniert und so gesichert. So könnte eigentlich das Betonteil theoretisch auch frei am Felsen hängen. Der Schaden durch das Hochwasser hält sich allerdings in Grenzen, da die jetzt notwendigen Arbeiten ohnehin noch anstanden und eigentlich nur geringfügig Material weggeschwemmt wurde. Übrigens hätte das Hochwasser auch noch deutlich steigen können erklärt der Planer.

Die Einbauhöhe des neuen Kanals liegt genau so hoch wie der alte und dieser war nach Aussagen des Planungsbüros Kronenbitter aus Horb noch nie überflutet. "Ein Hochwasser in diesem Ausmaß würde zuerst die Gegenseite fluten", erklärt der Ingenieur. Necker erklärt lachend, dass ihn schon einige Menschen angesprochen hätten, wieso man die Arbeitsstraße nicht einfach lässt, was sich durchaus anbieten würde. "Das ist aber vom Wasserrecht her nicht möglich und so muss die systematisch mit Schottermaterial aufgeschüttete und mit Flussbausteinen gesicherte Arbeitsstraße rückgebaut werden", erklärt Heinz Necker.

Durch den Hochwasserschaden dürfte die geplante Fertigstellung im März 2021 nach fünf Monaten Bauzeit nicht gefährdet sein. Außerdem habe man noch Luft im Zeitfenster nach hinten. Ursprünglich musste die Abwasserkanalsanierung zum Ende 2020 fertig sein, da dann unmittelbar im neuen Jahr die angrenzende Neckarbrücke zwischen Fischingen und Mühlheim hätte ersetzt werden sollen. Da aber die K 4762 zwischen Empfingen und Betra von derselben Firma, Schneider, neu gebaut wird und damit eine wichtige Umleitungsstrecke während der Erneuerung der Neckarbrücke gefehlt hätte, wurde die Brückenerneuerung bis zur Fertigstellung der Kreisstraße geschoben – auf vermutlich Juli 2021.