Constanze Heß und ihre Mitarbeiterin Petra Gutekunst läuten das letzte Kapitel von Neckar-Sport als Ladengeschäft ein. Beide werden aber für Teamsport und Firmen weiterhin im Einsatz sein. Foto: Florian Ganswind

Der Horber Einzelhandel wird um einen wichtigen Baustein ärmer. Constanze Heß hört mit ihrem Neckar-Sport in der Neckarstraße auf, bleibt aber für den Teamsport und für Firmen erhalten. Ein Schritt, der ihr nicht leicht gefallen ist, aber mehrere Gründe hat.

Es war stets eines der Aushängeschilder des Einzelhandels von Horb: Das Sportgeschäft Neckar-Sport – mittlerweile seit einigen Jahren in exponierter Lage in der Neckarstraße. Von außen und innen ein Hingucker – mit einer für die Größe der Stadt erstaunlichen Auswahl. Während Geschäfte kamen und wieder gingen, andere schon früher aufgaben, blieb Neckar-Sport – auch als die Corona-Krise zuschlug.

 

Constanze Heß (viele kennen sie noch unter ihrem Mädchennamen Kittel) hatte das Geschäft von ihren Eltern übernommen. Ursula und Herbert Kittel hatten Neckar-Sport 1998 gegründet. Zuerst in der Marktstraße gegenüber vom ehemaligen Marktstüble – als der Marktplatz noch deutlich belebter war.

So kam es zur Gründung von Neckar-Sport Wie kam es zur Idee? „Mein Papa war ein begeisterter Fußballer“, erzählt Constanze Heß. Deshalb sorgte er künftig dafür, dass die Fußballer der Region bestens ausgestattet waren.

Umzug in die Hirschgasse

Der nächste Schritt folgte dann mit dem Umzug in die Hirschgasse. „2012 bin ich dann eingestiegen, habe das Geschäft gleich übernommen. Ich habe mir erst mal drei Jahre gegeben. Wir haben das Sortiment erweitert. Zum Fußball und Fitness kam auch Wandern dazu.“ 2014 schloss sich die Eigentümerin „Sport2000“ an, eine Verbundgruppe, die unabhängige Sportfachhändler unterstützt.

Mit dem Umzug in die Neckarstraße ging ein Traum in Erfüllung Es folgte 2018 der Umzug in die Neckarstraße in eine der Haipt-Immobilien. Für die Innenstadt ein absoluter Gewinn, nachdem sich die Vorgänger-Geschäfte dort vorher nicht so richtig hielten. „In der Hirschgasse kamen wir mit den Räumlichkeiten an die Grenze. Hier konnte ich dann meinen Traum von der Ladengestaltung verwirklichen.“ Für die Neckarstraße sorgte Neckar-Sport für eine deutliche Belebung.

So lief es in der Coronakrise und danach Doch dann kam Corona. Heß erzählt: „Das haben wir eigentlich gut überstanden. Wir haben uns breit aufgestellt . Online, App, Whatsapp, Abholstation. Da muss ich auch sagen. Da haben uns auch unsere Kunden sehr gut unterstützt. Und somit haben wir die Coronazeit noch sehr gut überstanden .“

Heß arbeitete im Hintergrund weiter

Doch die Zeiten sind auch danach nicht einfacher geworden. Zunächst die gute Nachricht: Die Inhaberin wurde Mutter und arbeitete erst einmal im Hintergrund weiter. „Wir haben unser Personal richtig gut aufgestellt. Doch die Reaktion der Kunden war dann doch ein wenig enttäuschend. Es gab Kritik, weil die Chefin nicht selbst auf der Fläche war. Unser Top-Personal ist leider nicht so angenommen worden.“ Dabei war Heß im Hintergrund immer da, kämpfte sich durch die Bürokratie. „Arbeit hatte ich genug.“

Die Gründe für das Ende des Ladengeschäfts 2024 wollte die Unternehmerin dann wieder ein bisschen mehr ins Geschäft einsteigen. „Doch dann ist mein Papa verstorben. Das war ein Knackpunkt. Da konnte ich dann doch nicht so, wie ich wollte.“

Gleichzeitig wurden die Rahmenumstände immer schwieriger – allgemein und speziell in Horb, wie Constanze Heß unterstreicht. „Der Umsatz ging deutlich nach unten. Die Bedingungen der Industrie wurden nicht einfacher. Der Online-Handel ist eine Herausforderung. Dazu die sinkende Kaufkraft in Horb, die immer komplexeren Ansprüche der Kunden und die schwierige Parksituation.“

Was hat sich am Kaufverhalten verändert? „Viele sagen sich. Ich will lieber die Auswahl von zehn Paaren als nur vier. Warum soll ich nach Horb shoppen gehen?“, schildert die Inhaberin ein Beispiel.

Was macht die Situation in Horb so schwierig? „Ich hatte dann ein Gespräch mit dem Wirtschaftsförderer, er konnte mir keine Perspektive aufzeigen. Er sah bisher keine Entwicklung für die Innenstadt“, erzählt sie. „Dann kamen auch noch die schlechten Nachrichten zur Hochbrücke. Dadurch ist die Entwicklung der Innenstadt auch auf Eis gelegt.“ Das ernüchternde Fazit der Horberin: „So sehe ich keine Perspektive für den stationären Handel.“ Zunächst sei sie auch noch sehr aktiv im Einzelhandelsverein Horb Aktiv gewesen. „Ich habe versucht, einige Ideen einzubringen, die dann aber leider doch nicht realisiert wurden.“ Seit einigen Jahren ist sie auch aus Horb Aktiv ausgetreten.

Aus Horb Aktiv ausgetreten

Mit einem wichtigen Bereich geht es weiter Doch es geht weiter für die Unternehmerin und Teile ihres Teams. „Wir bleiben im Bereich Teamsport und für Firmen sowie im Bereich der Veredelung erhalten.“ Das sei schon in der Vergangenheit ein wesentlicher Bestandteil von Neckar-Sport gewesen. „Wir freuen uns, die Vereine und Firmen weiterhin engagiert und mit hoher Qualität zu betreuen und auszustatten. “

Der Räumungsverkauf startet Und auch im Geschäft geht es noch ein bisschen weiter. An diesem Donnerstag, 6. März, startet der Räumungsverkauf – vorerst auf alle Fälle für die kommenden acht Wochen. „Da wir auch noch was auf Lager haben, lohnt es sich, immer wieder mal reinzuschauen, da immer noch neue Ware dazukommt“, gibt Heß noch einen Tipp an die „Schnäppchenjäger“, die sich auch auf Erfrischungsgetränke während des Einkaufs freuen können.

Das abschließende Fazit von Constanze Heß im Rückblick auf die vergangenen Jahre: „Ich bin dankbar für die Zeit und für die vielen treuen Kunden. Es hat viele Jahre lang Spaß gemacht.“