Einige Menschen infizieren sich im Krankenhaus mit Keimen. Krankenhausinfektionen haben in der Pandemie zugenommen. Foto: imago/Cavan Images

In der Corona-Pandemie haben sich mehr Menschen eine Krankenhausinfektion zugezogen. Was als harmloser Infekt beginnt, kann aber böse enden. Wie kommt das?

Stuttgart - Die Zahl der Krankenhausinfektionen ist in der Coronapandemie gestiegen. Im Jahr 2020 haben sich Berechnungen der Krankenkasse Barmer zufolge in Baden-Württemberg rund 5100 Menschen mehr in einer Klinik infiziert, als dies für das Jahr zu erwarten gewesen wäre. Hochgerechnet habe es dadurch etwa 195 zusätzliche Todesfälle gegeben. „Vermehrte Krankenhausinfektionen sind offenbar ein unerwünschter Begleiteffekt der Pandemie“, sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer. Krankenhausinfektionen – also nosokomiale Infektionen – sind Infektionen, die bei Aufnahme in einer medizinischen Einrichtung noch nicht bestanden, sondern mit dem Aufenthalt dort in Zusammenhang stehen. Meist werden sie durch Bakterien, teils auch durch Viren verursacht.

Hohe Belastung des Klinikpersonals als ein Grund

„Das beginnt zum Beispiel als Atemwegs- oder Harnwegsinfektion, kann sich aber zum Beispiel zu einer schweren Blutvergiftung entwickeln“, sagt Winfried Plötze. Eine Zunahme solcher Infektionen wird seit Jahren bereits beobachtet, hat sich laut Barmer in der Pandemie aber noch verstärkt. „Die Gründe dafür sind vielschichtig. Unter anderem könnte die hohe Belastung des Klinikpersonals während der Pandemie eine Rolle spielen“, so Plötze. Zudem seien besonders viele Hochbetagte mit geschwächten Abwehrkräften behandelt worden. Zu Beginn der Pandemie gab es auch einen Mangel an Schutzmaterial, auch das könnte ein Grund sein.

Das Wissen um Hygiene sowie Kapazitäten für Fachkräfte in diesem Gebiet müssten stärker in den Klinikalltag integriert werden, so Plötze. Hier brauche es eine Investitionsförderung durch das Land. „Die benannten Defizite sind aber keine Kritik am Pflegepersonal oder an Ärztinnen und Ärzten, die in der Pandemie Enormes geleistet haben.“