Die Krokusblüte in Bad Teinach-Zavelstein lockt Jahr für Jahr viele Besucher an. Die werden jetzt mit Hinweisschildern für die Verletzlichkeit der Natur sensibilisiert. Foto: Fritsch

Immer mehr Menschen tummeln sich inmitten der Blütenpracht der Zavelsteiner Krokusblüten. Stadt und Touristik haben genug gesehen und greifen zu Gegenmaßnahmen. Ein Lächeln soll den Besuchern dabei aber trotzdem über die Lippen kommen.

Bad Teinach-Zavelstein - Die Krokusblüte in Bad Teinach-Zavelstein lockt all die Jahre die Menschenmassen und Naturfreunde in den kleinen Höhenort. Doch eine Begleiterscheinung trübt das Naturerlebnis nachhaltig: Immer mehr Menschen laufen quer durch die Blütenpracht, lassen Hunde ihr Geschäft dort verrichten oder brettern gleich ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Mountainbike quer durch das Naturschutzgebiet.

"Manche graben die ganze Pflanze sogar aus, um den heimischen Garten zu verschönern", berichtet Tourismus-Chefin Franziska Bürkle einigermaßen schockiert über die Unverfrorenheit mancher ›Pflanzenliebhaber‹. Auch Bürgermeister Markus Wendel hat beobachtet, dass zunehmend rücksichtlos mit der Natur umgegangen wird – im vorigen Jahr musste er sich sogar einen renitenten Mountainbiker vorknöpfen, der quer durch den Blütenteppich pflügte. Einsicht? Fehlanzeige. Doch auch Wanderer scheinen die Krokuswiesen als Pfad zu benutzen: "Da sieht man nach einiger Zeit richtige Trassen", hat der Rathauschef beobachtet. Und er könne das Phänomen nicht auf eine Altersgruppe, etwa auf junge Instagram-Nutzer, eingrenzen: "Von acht bis 80 ist da alles dabei."

"Nur ein Schild aufstellen bringt nicht viel"

Deshalb schieben Stadtverwaltung und Tourismus-Abteilung diesem Treiben einen Riegel vor – genauer gesagt ein auffälliges krokusfarbenes Flatterband. Garniert wird das ganze noch mit humoristischen Hinweisschildern. "Nur ein Schild mit dem Wappen der Stadt und der Aufschrift ›Betreten verboten‹ bringt nicht viel", meint Wendel. Zu viele Schilder dieser Art würden an verschiedensten Stellen landauf landab stehen – dadurch sei wohl ein gewisser Gewöhnungseffekt eingetreten und die Leute würden teils trotzdem daran vorbeigehen.

"Wir wollen die Leute viel mehr zum Lächeln animieren und dadurch zum Nachdenken bringen", erklären Wendel und Bürkle unisono.

Mit der Aktion rüstet man sich für den vorhergesagten Ansturm, der wegen der Corona-Beschränkungen noch deutlich verstärkt werden dürfte. "Die Leute suchen ein Ziel und wollen raus", so Bürkle. Und das Ziel seien dann eben oft die Natur und im Speziellen die Krokuswiesen.

Ziel: Sympathie fürs Naturschauspiel wecken

Sieben verschiedene Motive hat man sich ausgedacht, um auf die Problem hinzuweisen. Teils auch unter Nutzung der Jugendsprache. So wird der Ausspruch "Läuft bei dir" kurzerhand umgemünzt auf die Tatsache, dass der Hund artig an der Leine beim Besitzer läuft – und genauso sollte es ja auch sein. Auch ein mit Argusaugen heranflatternder Vogel wird streng ermahnt, nur zu gucken und nichts anzufassen.

Doch nicht nur die Schilder sollen helfen. Auch besagtes Flatterband hat man genutzt, um die Krokuswiesen etwas abzuzäunen. Wendel spricht in diesem Zuge von einer "kleinen optischen Barriere", die hoffentlich die Zahl derer, die kreuz und quer durch die Blüten stiefeln, senkt. 250 Pflöcke hat man dazu in den Boden gerammt.

Bei der Teinachtal-Touristik hat man aber nicht nur an den Schutz der Krokusse gedacht, sondern auch an die Schilder. Denn man fürchtet, dass diese sich so großer Beliebtheit erfreuen könnten, dass auch diese kurzerhand stibitzt werden. "Deshalb haben wir davon Postkarten gemacht, damit die Schilder am Leben bleiben", erläutert Bürkle. Das übergeordnete Ziel ist aber vor allem "Sympathie für das Naturschauspiel" zu wecken und so die Krokusblüte nachhaltig zu schützen.

Würde man es schaffen, mit den Maßnahmen um die 80 Prozent der Krokus-Zerstörungen zu verhindern, wäre das schon über seinen Erwartungen so Wendel, der aber alles auf sich zukommen lassen will: "In drei bis vier Wochen wissen wir mehr." Bis dahin verbreiten Krokusse wie Hinweisschildern ein Lächeln auf dem Gesicht der vielen Besucher in Zavelstein.