Naturschutzwart und ehemaliger Hegeringleiter Ludwig Schrägle inmitten seiner Blühwiese mit mannshohen Sonnenblumen. Foto: Schwind

Natur: Wildäsungsflächen zur Unterstützung vom heimischen Wild / Verbissschäden gehen zurück

"Man muss den Wildtieren bei immer mehr schwindenden Lebensräumen etwas zurückgeben", findet der ehemalige Hegeringleiter und Naturschutzwart Ludwig Schrägle. Der erfahrene Jäger ist sich sicher, dass ansonsten ein Artensterben nicht zu vermeiden ist.

Sulz-Bergfelden. Die steigenden Energiepreise bei Öl und Gas ziehen automatisch eine höhere Brennholznachfrage nach sich, was sich bei den jüngsten Brennholzversteigerungen deutlich zeige, mit der Folge, dass der Holzbedarf nicht mehr gedeckt werden könne, so Schrägle. Schon jetzt sei der weltweite Holzeinschlag um 30 Prozent höher als der Holzzuwachs. "Durch die intensive Nutzung von Feld, Wald und Wiesen wird das Ökosystem erheblich gestört, mit der Folge, dass die Lebensgrundlage für das Wild immer schmaler wird", argumentiert Schrägle.

Eine Neuregelung im Jagd- und Wildtiermanagementgesetz aus dem Jahr 2016 verbiete zudem grundsätzlich die Fütterung von Wild in der bisherigen Form. Der Verbiss von Knospen und Trieben der Jungpflanzen sei die logische Folge. Um den Mineralstoffbedarf auszugleichen, begebe sich das Wild im Winter, obwohl die Jäger Salzlecksteine aufstellen, immer wieder auch an die Straßenränder, um am Streusalz zu lecken. Durch das Fütterungsverbot werde das Wild aber auch vermehrt auf die Felder ziehen, die eigentlich den Landwirten zur Lebensgrundlage dienen, so der Naturfachwart.

Um dem entgegenzuwirken, hätten die Jäger nur noch die Möglichkeit von Wildäckern und Wiesen anzulegen. "Diese zusätzlichen Flächen sollen dem Wild sowohl abwechslungsreiche Äsung als auch Deckung bieten, um Verbissschäden im unmittelbaren Umfeld zu minimieren", erklärt Schrägle. Gute Wildackermischungen bieten gleich mehreren Tierarten Deckung und Äsung.

Die speziell zusammengestellte Wildackermischung sorgt zum Beispiel für Rehwild und Hasen vom Herbst bis in das Frühjahr ein abwechslungsreiches und ausgewogenes Nahrungsangebot. Darüber hinaus unterstützte die verwendete Mischung auch Insekten, Vögel und Nagetiere bei der Nahrungssuche.

Ölrettich und Winterrüben vertragen Temperaturen bis minus 15 Grad, der Furchenkohl sogar bis minus 25 Grad. Die Vielzahl der Feldfrüchte hat sich in den vergangenen 30 Jahren deutlich von neun Sorten auf fünf Sorten fast halbiert. Besonders der Anbau verschiedener Kleearten, die den Eiweißbedarf des heimischen Wildes decken sollen, tendiere inzwischen gegen null. Dafür nehmen Raps, Mais und Ganzpflanzensilage großen Raum ein. Je nach Waldform sei ein Prozent der Fläche als Äsungsflächen anzustreben. Die Anlage solcher Wiesen sei zwar mit mehr Arbeit verbunden, beschere dem Jäger aber gesundes und starkes Wild und weniger Verbiss, so Schrägle.

Das Wild könne damit an bestimmte Revierteile gebunden werden, zudem werden Insekten, wie beispielsweise Bienen, durch die Blütenmischungen angelockt. Schrägle kritisiert aber auch den enormen Flächenverbrauch durch Gewerbegebiete und spricht direkt das Regionale Gewerbegebiet "Best Invest A81" zwischen Holzhausen und Bergfelden an.

Das Niederwild wie Feldhasen verlören einen wichtigen Lebensraum verlieren. Dieses unter Bergfelden Nr.10 geführte Revier der Jagdgemeinschaft Bergfelden nimmt seit 2017 an dem Feldhasenmonitoring teil. In diesem Gebiet wurden auf einer Fläche von 100 ha im Frühjahr durchschnittlich 10 Hasen und im Herbst gar 15 Hasen gezählt. Die Wildforschungsstelle schreibt hierzu: "Der Verlust dieses Reviers wäre sehr bedauerlich, da es sich bei dem Zähler um einen engagierten, verlässlichen Projektteilnehmer handelt".