Die Urschelstiftung hatte zur Informationsveranstaltung zum Thema Biotopverbund geladen. Foto: Mansfeld

Mit einem eigenen Arbeitskreis kümmert sich die Nagolder Urschelstiftung um die Zukunft der Biotope im Stadtgebiet. Bei einer Informationsveranstaltung ging es zunächst einmal darum, die Rahmenbedingungen für zukünftige Aktionen klarzustellen und abzustecken.

Nagold - In Deutschland ist zum Erhalt der Artenvielfalt nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein Netz verbundener Biotope zu schaffen, das bis 2030 15 Prozent der landesweiten Offenlandfläche umfassen soll. 2020 hat das Land Baden-Württemberg neue Förderrichtlinien erlassen, um dieses Ziel zu erreichen, wobei die Kommunen aufgefordert sind, entsprechende Angebote anzufordern.

Um die Rahmenbedingungen besser kennen zu lernen, hatte der Arbeitskreis "Biotope für Nagold" der Urschelstiftung zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. So trafen sich Vertreter aus Verwaltung, Umweltverbänden, Landwirtschaft und Kommunalpolitik, um von Kathrin Steberl, der Beauftragten des Landschaftserhaltungsverbandes im Landkreis Calw, fachlich informiert zu werden.

Artenaustausch ermöglichen

Sinn des Biotopverbundes sei es, Lebensräume gefährdeter Arten räumlich und funktional miteinander zu verbinden, um den Artenaustausch zu ermöglichen definierte Steberl zu Beginn ihrer Ausführungen. Siedlung, Nutzungsaufgabe, Sukzession, Aufforstung und Klimawandel zerschneide die Landschaft. Der Biotopverbund diene der dauerhaften Sicherung der Populationen, sowie der Bewahrung und Entwicklung funktionsfähiger ökologischer Wechselbeziehungen. Nach dem Naturschutzgesetz Baden-Württemberg sind die öffentlichen Planungsträger verpflichtet, die Belange des Biotopverbundes zu berücksichtigen. Biotopverbundpläne werden von den Kommunen erstellt.

Zur weiteren Erläuterung wurde die Verbundkulisse zur Steuerung von Maßnahmen vorgestellt: Offenland, Gewässerlandschaften und Wildwege sind Elemente des Biotopverbundes. Dabei dienen Kernflächen und Kernräume als Grundgerüst der Fachplanung. Suchräume, so genannte Trittsteine, führen zu einer Vernetzung der Lebensräume von Tieren und Pflanzen.

Großes Interesse an Verbundplanung

Eingehend ging die Referentin ein auf das Procedere eines kommunalen Biotopprojektes. Die Einbeziehung der Öffentlichkeit steht nach dem Gemeinderatsbeschluss zur Beauftragung der Planung im Vordergrund. Verbände, Jagd, Forst und Landwirtschaft sind vor der Verpflichtung des Planungsbüros vorgesehene Bestandteile des Verfahrens.

Möglichkeiten der Förderung sind: bei der Biotopverbund-Planung 90 Prozent, bei der Maßnahmenumsetzung 70 Prozent; die verbleibenden 30 Prozent können im Ökokonto der Kommune angerechnet werden.

Etliche Vorteile für Verwaltung und Bürgerschaft sprach die Referentin an: Eine Biotopverbundplanung bringe der Kommune eine gute Grundlage für die Fortschreibung von Landschaftsplänen und kommunaler Entwicklung, den Ausbau der Naherholung, die Anlage touristischer Einrichtungen, die Steuerung der Siedlungsentwicklung, für Entscheidungen über Grunderwerb, sowie als Pool für Ausgleichsmaßnahmen und Ökokonto.

In der lebhaften Diskussion zeigten Vertreter der Gemeinderatsfraktionen großes Interesse an einer anzustrebenden Biotopverbundplanung für Nagold. Bestätigt wurde von Steberl, dass die Maßnahmen den Beteiligten nicht "übergestülpt" würden, sondern im Konsens und nach Abwägung aller Einwände veranlasst würden.

Der von Verwaltungsseite vorgetragene personelle Engpass bei Planung und Betreuung einer derartigen Maßnahme führte zu der von Umweltverbänden erneut gestellten Forderung nach der Stelle eines hauptamtlichen Umweltbeauftragten in Nagold. Die Vertreter von Gemeinderat und Verbänden erhoffen sich nach der Information der Biotopverbundbotschafterin im Landkreis Calw nun entsprechende Aktivitäten in Nagold.