Der Biotop-Verbundplan kommt. Was sperrig klingt, kommt Kreuzottern, Zauneidechsen oder Feldlerchen zugute und kann bares Geld in die Kasse spülen.
Auch wenn man noch nie von der glänzenden Binsenjungfer oder dem Storchschnabel-Bläuling gehört hat, so leben diese Tierchen doch in unserer Nachbarschaft. Sie bevölkern Wiesen, manche bevorzugen feuchte, andere trockene Gebiete. Aber nicht allen geht es gut, denn ihr Lebensraum wird immer knapper.
Dem entgegen wirken soll der sogenannte Biotopverbund. Will heißen: Seit 2020 ist es verpflichtend, quasi Verbindungen zwischen Feldern und Wiesen zu schaffen, damit Tiere von A nach B wandern können. Im Technischen Ausschuss stellte jüngst Fachmann Christian Küfer die Lagepläne vor.
Vom Land gibt es Zuschüsse
„Es sind keine Schutzgebiete“, betonte Küpfer. Es gehe darum, Verbundachsen zu schaffen. „Für die Landwirtschaft ist die Biotoppflege zentral.“ Und: Tief in die Tasche greifen muss die Stadt nicht, wenn sie an die Umwelt denkt, das Land Baden-Württemberg steuert Gelder bei. Die Planung wird mit 90 Prozent bezuschusst, die Umsetzung der Maßnahmen mit 70 Prozent.
Seitens der Landwirte weiß man Bescheid, im März waren sie zu einer Info-Veranstaltung eingeladen. Küpfer informiert, dass viele Landwirte sich auch von sich aus melden. „Wer einen ertragsarmen Boden hat und diesen mehrjährig brach liegen lässt, kann damit Ökopunkte sammeln.“ Diese wiederum können in bares Geld umgetauscht werden.
Auch Bauherren haben was davon
Nicht nur Insekten oder kleine Kriechtiere profitieren, so der Experte. In die Planungen einbezogen wird auch der Wildwegeplan. Hinter all den Überlegungen steckt die Sicherung der Lebensräume, die Verbindung zwischen verschiedenen Habitaten und der Austausch des Genpools. „Können die Tiere nicht wandern, weil es keine Verbundachsen gibt, können gute Gene nicht weitergegeben werden“, erklärt Küpfer.
Viele der im Plan ausgelegten Flächen befänden sich nahe an Wohngebieten. Gibt es deswegen Probleme? Nein, im Gegenteil, meint Küpfer. Falls zum Beispiel eine Streuobstwiese eines Tages als Baugebiet ausgewiesen werde, wisse man dank der Biotopplanung bereits, ob dort geschützte Arten leben. So könnten zum Beispiel Zauneidechsen umgesiedelt werden, was enorm viel Zeit bis zum Baubeginn sparen könnte.
Das Mitmachen ist freiwillig
Ob jemand mitmachen möchte und seinen Grund und Boden quasi mit angrenzenden Flächen verbinden will, geschieht auf rein freiwilliger Basis, wie der Fachmann erläuterte. Und er nennt noch einen Vorteil: „Auf solchen Flächen muss nicht der Bauhof tätig werden, die Landwirte kümmern sich darum.“
Welche Maßnahmen können umgesetzt werden? Ackerrandstreifen, zum Beispiel, können bepflanzt bleiben, auf Wiesen kann das Altgras stehen bleiben, Hochstauden können gepflanzt oder so genannte Steinriegel in die Landschaft gesetzt werden.
Für jedes Stück gibt es einen Steckbrief
Für jedes Teilstück gibt es einen Steckbrief. Einen hatte Küpfer als Beispiel in die Sitzung mitgebracht: „Habitatoptimierung für die Zauneidechse.“ In diesen Steckbriefen ist vermerkt, wem das Grundstück gehört und welche Maßnahmen ergriffen werden können. Im Beispiel-Fall profitiert neben der Zauneidechse auch die Wanstschrecke, wenn Versteckmöglichkeiten, Sonnenplätze oder Buddelplätze zur Eiablage geschaffen werden.
Gute Nachricht für den Schäfer, der das Gelände bewirtschaftet: Trockensteinmauern und ähnliches werden mit Fördergeldern bezuschusst.
So funktioniert ein Öko-Punktekonto
Wer der Natur schadet
soll dies an anderer Stelle wieder gut machen, sagt der Gesetzgeber.
Wer ein Gebäude
errichtet und damit Flächen versiegelt, muss dies an anderer Stelle wieder ausgleichen.
Wer Streuobstwiesen
oder Ähnliches schafft, kann sich dies mit Ökopunkten honorieren lassen.
Diese Ökokonten
werden von der Unteren Naturschutzbehörde verwaltet.
Die Preise
variieren stark von Bundesland zu Bundesland. In Ballungsgebieten können es bis zu fünf Euro sein.
Die Ökopunkte
wurden eingeführt, um die Regeneration der Natur zu beschleunigen.
In Balingen
wird ein Ökopunkt mit 80 Cent bewertet.
Landwirte
und Flächeninhaber können so je nach Grundstücksgröße bis zu 80 000 Euro erwirtschaften. sat