Nicolas Lindner Foto: www.svencichowicz.de/Sven Cichowicz

Während für viele Bürger die Corona-Pandemie gefühlt schon eine Ewigkeit zurückliegt, spüren Unternehmen die Nachwirkungen länger. Der Naturkosmetikhersteller Börlind spricht davon, dass es insbesondere in China erst jetzt „wieder anfängt zu laufen“.

„Es beruhigt sich wieder“, sagt Geschäftsführer Nicolas Lindner, wenn er auf die Umsatzentwicklung des Naturkosmetikherstellers Börlind nach Corona blickt. Inzwischen sei das Geschäftsvolumen wieder so hoch wie vor der Pandemie. „Wir haben das gut weggesteckt“, so Lindner im Gespräch mit unserer Redaktion. Dennoch habe man zwei Jahre verloren.

 

Besonders gravierend waren die Auswirkungen von Covid-19 in China, einem Markt, in dem Börlind zehn Prozent seines Umsatzes generiert. Durch den Lockdown sei das Geschäft vorübergehend komplett weggebrochen. „Inzwischen fängt es wieder an zu laufen“ und erreiche wieder Vor-Corona-Niveau, so Lindner.

Über die Pandemie hinaus werde der chinesische Markt schwieriger. Es werden zunehmend heimische Produkte propagiert. Bürokratie und die damit verbundenen Kosten steigen. Lindner: „Wenn man in China Geschäfte machen will, muss man so richtig die Hosen runterlassen.“ Zudem wächst die Sorge vor einem Konflikt mit Taiwan und einem drohenden Embargo. Im Rahmen der Strategie 2030 richtet Börlind den Fokus auf seine vier wichtigsten Märkte. Neben China sind das Deutschland, Frankreich und die USA. Dort sei man mit eigenen Niederlassungen vertreten.

Produkte besser platzieren und präsentieren

Insgesamt hat sich der Umsatz 2022 gegenüber dem Vorjahr um fünf Prozent auf 56,6 Millionen Euro erhöht. Besonders gut laufe das Geschäft in Parfümerien sowie in Kauf- und Warenhäusern. In den vergangenen Monaten habe dort das Geschäft deutlich angezogen und liege bis Ende Mai um 17 Prozent über Vorjahresniveau. Wie Lindner sagt, sind damit auch Marktanteilsgewinne verbunden. Dagegen haben die Reformhäuser nur einen leichten Zuwachs verzeichnet.

Um zehn Prozent hat Börlind die Preise erhöht – so stark wie noch nie zuvor. Das sei auf stark gestiegene Kosten für Personal, Rohstoffe und Verpackungen zurückzuführen. Im Branchenvergleich liege Börlind im Mittelfeld. Trotz dieser starken Preiserhöhung hätten die gestiegenen Kosten nicht voll aufgefangen werden können.

Investiert worden sei in den kompletten Relaunch der dekorativen Kosmetik. Das betrifft laut Lindner Rezepturen und Inhalte. Bei den Verpackungen werden nachhaltige Packmittel verwendet, die zum einem aus recyceltem Material bestehen und nach der Verwendung wieder recycelt werden können. Zudem wurde ein automatischer Flaschen- und Tiegelfüller angeschafft. Mehrere Millionen Euro hat Börlind in die Points of Sale im stationären Handel gesteckt. Damit sollen die Produkte besser platziert und präsentiert werden.

Zuweilen gebe es noch längere Lieferzeiten, vereinzelt komme es zu Engpässen. Börlind selbst sei ein überaus zuverlässiger Lieferant. Wie Lindner berichtet, wurde Börlind von der Parfümeriekette Douglas ausgezeichnet, weil man unter den rund 3300 Lieferanten mit 98 Prozent die höchste Lieferquote aufweist.

Durch Homeoffice geht „Spirit“ verloren

Börlind beschäftigt 260 Mitarbeiter mit steigender Tendenz. Bei hochspezialisierten Fachkräften werde es zunehmend schwieriger, Personal zu finden. Börlind unterhalte ein Büro in Stuttgart. Dadurch konnten, so Lindner, Arbeitskräfte aus der Region rund um die Landeshauptstadt gewonnen werden. Sie verbringen im Durchschnitt drei Viertel ihrer Arbeitszeit zu Hause, ein Viertel in Altburg. Homeoffice wird den Mitarbeitern generell ermöglicht, für Lindner geht dabei allerdings ein Teil des „Spirits“ verloren. Ohne Druck auszuüben, möchte er darauf hinwirken, dass wieder mehr Mitarbeiter im Betrieb arbeiten.