Der Naturwagen für die im Frühjahr 2026 neu startende Naturgruppe soll zunächst gemietet werden. Zu einem späteren Zeitpunkt kann der Wagen dann gekauft werden.
Im Frühjahr 2026 soll die neue Naturgruppe des Familienzentrums St. Josef den Betrieb aufnehmen. Mit der Entscheidung für eine Notunterkunft und der Festlegung der Elternbeiträge stellte der Gemeinderat am Dienstag zwei elementare Weichen für das Projekt – auch in finanzieller Hinsicht.
„Ich habe auch andere Vorstellungen von einer Schutzhütte gehabt, wie die Vorgaben sind“, gestand Familienzentrum-Leiter Jürgen Oehl. Mit zwei Erzieherinnen habe er mehrere Naturkindergärten besucht und wertvolle Informationen gesammelt. Die örtlichen Zimmereien hätten angesichts des vorgegebenen Budgets und aus zeitlichen Gründen abgesagt, sodass die Verwaltung dem Rat schließlich vier Varianten spezialisierter Firmen vorlegte, deren Bauwagen sich preislich zwischen 115 400 Euro und 150 660 Euro bewegten.
„Es ist eigentlich kein Bauwagen mehr“, verwies Oehl auf die bei allen vergleichbar gehobene Ausstattung. Die Wagen von zwei Anbietern hatte das Trio besichtigt. Die Firma Müller Schäfer- und Zirkuswagen-Bau aus Aixheim überzeugte Oehler dabei besonders.
Mietmodell bringt Flexibilität mit sich
„Die Materialien sind extrem hochwertig und machen einen sehr langlebigen Eindruck.“ Knapp 145 000 Euro sollte der Wagen hier kosten. Als einzige Firma bot Müller aber auch die Option, den Bauwagen zunächst für 1130 Euro im Monat zu mieten und den Wagen später günstiger zu kaufen. Auch einen Kundendienst gebe es bei diesem Anbieter. Eine Entlastung für den Bauhof, so Oehl.
„Ich finde, die Mietoption hat einen Charme, den wir nutzen sollten“, befand Bürgermeisterstellvertreter Martin Dieterle. „Wir wissen dann: Welche Kinderzahl haben wir in der Naturgruppe? Passt der Bauwagen da oben hin? Was sind die Schwachstellen bei so einem Bauwagen?“ Am Ende könne man die Miete um ein zweites Jahr verlängern, den Wagen kaufen – oder sich umorientieren, sollte es nicht die passende Lösung sein.
Auch Eberhard Junghanns begrüßte die Mietoption. „Was mich überzeugt, dass der Wagen qualitativ einfach besser ist“, sagte er nach den Eindrücken der übrigen Anbieter. „Dann geben wir lieber am Anfang ein bisschen mehr aus.“ Auch wenn es im Haushalt nicht die Zeit für große Ausgaben sei. Umso mehr komme Oberwolfach aber da die Miete zum Start entgegen.
„Geheizt wird bei jedem Anbieter mit einem Holzofen“, sagte Oehl auf Nachfrage Manfred Harters. Auf dem Ofen gebe es eine Kochplatte, drumherum aus Sicherheitsgründen ein Metallgitter. Die Idee einer Photovoltaik-Anlage auf dem Bauwagen-Dach habe man auf Anraten des Herstellers verworfen. „Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis“, sagte Oehl. Stattdessen werde geraten, zwei mobile Powerstationen, wie sie im Outdoor-Bereich genutzt werden, zu kaufen und diese im Kindergarten zu laden. Deren Leistung genüge für LED-Beleuchtung im Wagen und den gelegentlichen Betrieb eines Wasserkochers. Mit oder ohne Powerstation brauche es für den Transport von Frischwasser und anderen Utensilien „einen Bollerwagen mit kleinem Akkumotor“.
Diskussion geht in Details
In der Diskussion griff der Rat mitunter auch Details des späteren Betriebs auf, bis zum Trocknen von durchnässten Matschhosen. „Wir sollten uns auf den Bauwagen konzentrieren. Wir machen auch nicht Deutschlands erste Waldgruppe“, appellierte Anna Dieterle an ihre Ratskollegen. Die Details seien Sache des pädagogischen Fachpersonals.
Manches sei in dieser Betreuungsform auch gewollt anders, betonte Udo Schacher: „Es ist eine Naturgruppe. Wir haben da oben kein Fünf-Sterne-Hotel.“ „Können wir uns das überhaupt leisten?“, fragte Manfred Harter. „Kinderbetreuung wird immer ein Defizitbetrieb für die Gemeinde bleiben“, sagte Martin Dieterle. Doch Oberwolfach sei eine Wohngemeinde, und gerade auf dem Land brauche es attraktive Betreuungsangebote. Junghanns verwies auf die zusätzlichen Betreuungsplätze durch die Oberwolfacher Naturgruppe: „Wenn wir da hinten anbauen müssen, kostet das ein Vielfaches mehr – das muss man auch sagen.“ Der Beschluss für die Mietvariante fiel einstimmig.
Debatte um die Betreuungskosten
Sechseinhalb Stunden Betreuung – von 8 bis 14.30 Uhr – sind in der neuen Naturgruppe mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) geplant. Vier Preisstufen, gestaffelt nach der Zahl minderjähriger Kinder in der Familie, stellte die Verwaltung vor. Die wurden letztlich auch mehrheitlich angenommen. Bei der Kalkulation im Elf-Monats-Modell habe man sich an den umliegenden Gemeinden orientiert, erklärte Sachbearbeiterin Julia Bucher. Noch auf Vorschlag des bisherigen Bürgermeisters Matthias Bauernfeind habe man zudem einen Aufschlag von 15 Prozent im Vergleich zur regulären VÖ-Gruppe einkalkuliert. Konkret bedeutete das einen Vorschlag von 207 Euro für Haushalte mit einem Kind (zwei Kinder: 166 Euro, drei Kinder: 108 Euro, vier und mehr Kinder: 37 Euro). „Ich würde dem gern so zustimmen und nicht über die 15 Prozent hinausgehen, die es dann mehr kostet“, sagte Anna Dieterle. „Es sollte keine Frage des Einkommens sein. Ich wünsche mir, dass die Eltern frei entscheiden können, was sie für das Beste halten“, erklärte sie.