Die forstwirtschaftlichen Wege sollen besser werden. Doch hinter jedem Ast und jedem Stein können sich versteckte und wertvolle Lebensräume verbergen, die die Gutachter vor einer Flurbereinigung erkunden müssen. (Symbolfoto) Foto: Stratenschulte

Bevor das forstwirtschaftliche Wegenetz rund um Schömberg ausgebaut werden kann, erkunden Gutachter die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Wir begleiten sie auf nächtlichen Erforschungen der Fledermaus-Jagdgebiete und auf den Spuren pelziger Baumbewohner.

Loßburg - Bis zum Start der Arbeiten ist es noch ein langer Weg. Das Schwarzwaldverfahren sei eine Sonderform eines Flurbereinigungsverfahrens, erklärt Birgit Seitz von der Flurnueordnungsstelle Landkreis Freudenstadt. Bei einer Flurbereinigung wird landwirtschaftlicher Grundbesitz neu geordnet, sodass zerstückelte, kleine Ackerflächen der organisatorischen Einfachheit halber zusammengeführt werden oder Wege und Straßen ökonomischer durch die Felder gelegt werden können.

Den Forstarbeitern wird die Arbeit erleichtert

Beim Schwarzwaldverfahren Loßburg-Schömberg soll auch, soweit möglich, zersplitterter Grundbesitz wirtschaftlich zusammengelegt werden. Das eigentliche Ziel ist aber, die betriebswirtschaftlichen Verhältnisse der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe zu verbessern. Diesen obliegt die Pflege und Erhaltung der natürlichen Landschaft. Durch die Verbesserung der Wege wird ihre Arbeit erleichtert.

"Der Schwerpunkt des Verfahrens liegt im Wegeausbau zur besseren Erschließung von Hof, Flur und Wald", verdeutlicht Seitz. Dabei habe die Optimierung des vorhandenen Wegenetzes Vorrang vor einem Neubau. Es kommen also kaum neue Wege hinzu, die bestehenden werden eher verbessert.

Das Verfahren sei auch aus ökologischen Gründen für die Erhaltung der schwarzwaldtypischen Kulturlandschaft, vor allem der Plenter- und Femelwälder, wichtig. Denn durch eine verbesserte Infrastruktur können zum Beispiel Schadhölzer schneller aufgearbeitet und abgefahren werden.

Die Arbeit an den bestehenden Wegen bedeutet einen Eingriff in die Natur. Die Verfahrensfläche beträgt immerhin rund 2000 Hektar. "Beeinträchtigungen in den Naturhaushalt sind durch geeignete Maßnahmen auszugleichen", erklärt Seitz.

Aktuell werden die Arbeiten vom Amt für Vermessung und Flurneuordnung gemeinsam mit dem Vorstand der Teilnehmergemeinschaft, der Gemeinde Loßburg und den Förstern geplant. Von Frühjahr bis Herbst diesen Jahres erfasst die eine Planungsgesellschaft aus Bruchsal die ökologischen Grundlagen und erstellt eine ökologische Ressourcenanalyse. Die Ergebnisse liefern Planungshinweise, um Beeinträchtigungen in Flora, Fauna und Landschaft verhindern zu können.

Gutachter schlagen sich durch das Dickicht

Gutachter wie zum Beispiel Landschaftsökologe Daniel Krümberg sind über diesen Sommer regelmäßig zwischen Loßburg und Schömberg im Wald unterwegs und untersuchen bei Tag oder auch nachts die örtliche Tier- und Pflanzenwelt. Dabei sind sie, ausgestattet mit GPS-Sendern oder Ultraschallgeräten, in Lebensräumen unterwegs, die dem gewöhnlichen Spaziergänger in aller Regel verborgen bleiben. Es gibt kaum etwas, was sie nicht über die heimische Tierwelt wissen. Sie suchen die Orte, an denen Fledermäuse nach Sonnenuntergang auf die Jagd gehen, an denen sich Haselmäuse vor dem Unwetter verstecken oder Eidechsen nach Sonnenstrahlen suchen. Dabei erleben sie nicht selten Aufregendes, zum Beispiel bei unerwünschten Begegnungen mit Wildschweinen im Wald oder auch mit der Polizei, die sich wundert, warum jemand nachts mit der Taschenlampe zwischen Waldrand und Häusern herumschleicht.

Die Ergebnisse der Untersuchungen bilden die Grundlage für die nötigen ökologischen Gutachten, die für jeden Eingriff in die Natur unerlässlich sind.

Ziel des Schwarzwaldverfahrens Loßburg-Schömberg ist der Ausbau der land- und forstwirtschaftlichen Wege rund um Schömberg. Zuvor müssen die Auswirkungen auf die Natur ermittelt werden. In einer Serie stellen wir die Hintergründe des Verfahrens vor und begleiten die Gutachter bei der Erforschung der heimischen Tierwelt. Wir entdecken nächtliche Jägern wie Fledermäuse, seltene Reptilien und pelzige Baumbewohner wie Haselmäusen.