Michael Roth zeigt Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr und Alexander Mönch vom Tiefbauamt am Berneckstrand, wie die "Datenlogger" gesetzt werden, um die Wassertemperatur zu messen. Diese sollte zum Wohle der Forelle gesenkt werden. Foto: Riesterer

Die Angelsportvereine entlang der Schiltach machen sich Sorgen um die Forelle – und haben eine Messreihe zur Wassertemperatur gestartet. Denn: Nur handfeste Daten ermöglichen Gegenmaßnahmen. Die Stadt hat dafür Messgeräte gesponsert.

Schramberg/Schiltach/St. Georgen - Dass etwas im Argen liegt, ahnte Michael Roth schon länger. Denn der Gewässerwart des Schramberger Angelsportvereins hat – wie viele seiner Kollegen entlang der Schiltach – bemerkt, dass die Forellen seit geraumer Zeit kleiner werden und sich immer rarer machen.

Ab 20 Grad Nahrungsverweigerung

2018 nach einem Gewitter dann bekam er einen Anruf: "Unten am Majolika-Wehr waren plötzlich hunderte Forellen", erzählt er während einem Termin am Berneckstrand. Tage später, das Hochwasser war wieder weg, seien auch die Forellen wieder verschwunden gewesen. Eine Beobachtung, die Roth in der Folge immer wieder nach Gewittern machte – und die nur einen Schluss zuließ: "Die Forellen konnten nur von Schiltach her gekommen sein. Selbst dort unten ist die Schiltach also kühler als hier oder in Tennenbronn." Das Problem: Die Forelle fängt ab einer Wassertemperatur von etwa 20 Grad an, Nahrung zu verweigern. Es gibt zwar wasserreiche Zuflüsse in Langenschiltachs oder Tennenbronns Höhen – weil sie aber meist zu offen, ohne Schatten, oder begradigt verlaufen, erhitzt sich das Wasser sich zu sehr.

Stadt Schramberg spendet Geräte

Roth begann, es systematisch zu untersuchen und die Angelsportvereine rund um Schramberg mit ins Boot zu holen. Um die Gewässergüte festzustellen, so Roth, würden im Frühjahr biologische (Auswertung der vorhandenen Kleinstlebewesen) und chemische (etwa der PH-Wert) Merkmale untersucht – in der Folge die physikalischen, wozu auch die Temperatur gehört. Dieses Jahr sollen an neun Stellen bis zum Schiltacher Stadtgebiet Daten erhoben werden. Dafür hat die Schramberger Stadtverwaltung einige sogenannter "Datenlogger" gespendet, die an verschiedenen Stellen in der Schiltach platziert werden. Angereichert wird das Ganze mit Daten von Roth aus früheren Jahren. "Erst im Vergleich, im Auswerten des Trends, kann man belegen, dass es ein Problem gibt."

Wichtige Expertise aus dem Ehrenamt

"Herr Roth war nach meiner Wahl in einer der ersten Bürgergesprächsrunden und hat uns auf genau dieses Problem aufmerksam gemacht", erklärt dazu Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr. Die Verwaltung freue sich, wenn die Expertise aus dem Ehrenamt an sie herangetragen wird und ruft auf, es gleichzutun: "Wenn Sie sich in einem Bereich auskennen und über uns aufregen, melden Sie sich. Nur dann können wir reagieren", betont Eisenlohr.

Dass Roth über Expertise verfügt, steht außer Frage: Er ist neben seinem Amt in Schramberg Kreisvorsitzender und im Bezirksvorstand für den Landesfischereiverband. Erwähnte Daten aus biologischen, chemischen und physikalischen Messungen wertet er seit Jahren für den Landesverband in ganz Baden-Württemberg aus. Nun gibt’s ein Projekt vor der Haustüre – für Roth natürlich eine Herzensangelegenheit. Deshalb wird auch er ab Herbst die vom Verband zur Verfügung gestellten Daten auswerten.

Hochwasser- und Tierschutz

Und dann? Gegenmaßnahmen für forellen-freundlichere Gewässer gebe es viele, weiß Roth. Das kann damit beginnen, die größeren Steine eines Gewässers anders anzuordnen oder neue sogenannte "Störsteine" zu setzen, um punktuell tiefere Stellen und so Lebensraum zu schaffen. Am anderen Ende der Palette stehen aufwändigere Maßnahmen wie etwa Renaturierungen von Flussabschnitten. Einen Konflikt zwischen dem Hochwasserschutz und der Beschattung eines Gewässers sieht Roth keinen. "Experten gibt es auf beiden Seiten. Aber die des Landesfischereiverbands sagen, dass kontrollierter Bewuchs am Gewässerrand den Hochwasserschutz fördert."