Der Reichenbacher Nicolas Rinklin (rechts, hier im Spiel gegen Belgien) hat mit der Rugby-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft gegen Polen gewonnen. Beim 23:18-Sieg wurde der junge Lahrer zum „Spieler des Spiels“ gewählt. Foto: Kessler

Der Lahrer Rugby-Nationalspieler Nicolas Rinklin ist aus der Siebener-Auswahl ins 15er-Team gewechselt. Olympische Spiele gibt es daher für ihn nicht. Dafür feierte er den Klassenerhalt bei der Europameisterschaft und wurde dort sogar „Spieler des Spiels“.

Das letzte Spiel der EM der Rugby-Union ging zwar mit 50:28 gegen die Niederlande deutlich verloren, aber unzufrieden ist der junge Reichenbacher damit nicht. „Wir haben das erste Mal auf dem Niveau mitgespielt und sind auf Rang sechs gelandet. Damit haben wir die Klasse gehalten – und das war das Hauptziel“, erzählt Rinklin im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Nationalmannschaft war in den Wettbewerb aufgenommen worden, weil Russland seinen Platz aufgrund des Ukraine-Kriegs verloren hatte.

Wir erwischen ihn telefonisch kurz nach der Rückkehr aus Amsterdam. „Nach fünf Spielen in sechs Wochen habe ich das Turnier noch in den Knochen. Daher werde ich mich heute nur etwas bewegen und regenerieren.“ Der Knöchel mache „ein bisschen Faxen“, aber ansonsten hat der Lahrer das Turnier gut überstanden.

Schon am kommenden Wochenende geht es für Rinklin beim SC Neuenheim mit der Rückrunde der Bundesliga weiter. Es gilt, den Titel im Siebener-Rugby zu verteidigen. Das Spiel mit sieben Akteuren ist die sportliche Heimat des 26-Jährigen – im Nationalteam geht er aber nun für das 15-Mann-Team an den Start. Diese „andere Sportart“, wie Rinklin sie betitelt, ist nicht olympisch. Mit dem Siebener-Nationalteam hatte Rinklin den Traum von den Spielen in Paris. „Den habe ich nun erst einmal verschoben. Das Experiment im Siebener-Team war dann doch nichts für mich. Da wollte ich den Platz für jüngere Spieler freigeben.“ Seine Fähigkeiten aus dem Siebener-Spiel kommen ihm nun auch zugute. „Ich bin explosiver und schneller als unsere schweren Jungs“, so Rinklin. Diese wiegen im Rugby gut um die 130 Kilogramm – Rinklin bringt hingegen „nur“ rund 100 Kilo auf die Waage.

Taktik mit schweren Jungs im Spiel gegen Polen geht auf

Die Taktik im Spiel gegen Polen während des Turniers war es daher, die schweren Jungs in der ersten Hälfte zu bringen „um den Gegner müde zu spielen“. Danach kam Rinklin rein und zeigte, dass er auch im 15er-Rugby gute Leistungen bringen kann. Beim 23:18-Sieg wurde er zum „Spieler des Spiels“ gewählt. „Das war das erste Mal, dass ich diese Auszeichnung bekommen habe“, freut sich der Reichenbacher.

Das Gewicht ist im Rugby ein wichtiger Faktor. „Georgien ist derzeit die wohl beste Mannschaft in Europa. Da bringt keiner unter 100 Kilo auf die Waage. Da merkt man den Unterschied zwischen echten Profis und Amateuren“, erklärt Rinklin. Georgien holte demnach auch den EM-Titel mit einem 38:11 gegen Portugal. Rinklin hatte mit seinem Team gegen den Titelträger glatt mit 12:75 verloren.

Ein Grund für die Abkehr vom Siebener-Rugby war auch, dass sich Rinklin beruflich ein zweites Standbein aufgebaut hat. Er hat sich als Athletik- und Reha-Trainer selbstständig gemacht. „Das muss ich machen, denn nur mit meinem Sport verdiene ich auch als Nationalspieler kaum Geld.“

Neben der Europameisterschaft, die jedes Jahr stattfindet, gibt es im 15er-Rugby auch die Weltmeisterschaft. „Da sind wir aber noch weit davon weg, uns zu qualifizieren“, gibt Rinklin zu. Die Mannschaft sei gerade in einer Neuaufbau-Phase. Trotzdem habe man bei der EM nun Polen und Belgien hinter sich gelassen. „Und das, obwohl die viel Geld in ihren Rugby-Sport investiert haben. Daher war der sechste Platz für uns schon sehr gut“, ordnet Rinklin ein.

Die Rückrunde beim SC Neuenheim geht nun bis Sommer. Der 26-Jährige, der auch schon in Irland gespielt hat, will danach beim deutschen Team bleiben. Erst einmal zumindest. „Wenn es interessante Angebote gibt, höre ich mir die natürlich gerne an.“