Rund 20 Kilometer vom Nationalparkzentrum am Ruhestein entfernt gibt es jetzt einen Ableger: Das Nationalparkhaus Herrenwies ist eröffnet. Das kleine Infozentrum im Nordteil des Parks hat einen kulturgeschichtlichen Schwerpunkt.
Im neuen Nationalparkhaus Herrenwies, das jetzt eröffnet wurde, steht der Mensch im Mittelpunkt.
„Hier im Nordschwarzwald haben die Menschen jahrhundertelang von und mit ihrem Wald gelebt – diese Beziehung ist Teil der Kulturgeschichte unseres Landes. Ich freue mich sehr, dass diese Beziehung im neuen Nationalparkhaus Herrenwies nun in einer sehr gelungenen Ausstellung aufbereitet ist“, wird Staatssekretär Andre Baumann in einer Mitteilung des Umweltministeriums Baden-Württemberg zitiert. „Das Haus schlägt eine Brücke zwischen Mensch und Natur und ist eine tolle Anlaufstelle im nördlichen Teil des Nationalparks“, so Baumann.
Rund 260 Quadratmeter auf zwei Stockwerken stehen im Nationalparkhaus Herrenwies für die Ausstellung (80 Quadratmeter), eine Infotheke und einen Raum für pädagogisches Arbeiten im Obergeschoss zur Verfügung.
Alter Pferdestall umgebaut
Dafür wurde der denkmalgeschützte ehemalige Pferdestall der Forstverwaltung in den vergangenen Jahren aufwendig vom Landesbetrieb Vermögen und Bau (VB-BW), Amt Pforzheim, umgebaut. Auch die Außenanlagen wurden neu gestaltet und sind wie das Gebäude nach dem Umbau barrierefrei zugänglich.
„Herrenwies ist der perfekte Ort, um die Beziehung der Menschen in dieser Region zu ihrem Wald zu zeigen“, sagt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund. Lange war das Gebiet der ehemaligen Waldkolonie Herrenwies gar nicht fest besiedelt, bevor der Wald im 17. Jahrhundert als Wirtschaftsgut entdeckt und in den folgenden Jahrhunderten auf unterschiedlichste Art genutzt und verändert wurde.
„Von Beweidung über jagdliche Nutzung und den Glashütten bis zum Holzeinschlag für die Flößerei – wer die Beziehung der Menschen hier zu ihrem Wald verstehen will, der muss die Geschichte kennen“, sagt Ursula Pütz, die neben dem großen auch das kleine Besucherzentrum leitet. Dazu leistet das neue Nationalparkhaus mit der Ausstellung einen wertvollen Beitrag.
Walter Trefz kommt zu Wort
Am Eingang begrüßen die einst im Nordschwarzwald heimischen Tiere Wolf, Bär, Steinadler und Luchs die Gäste und nehmen sie mit in den ursprünglichen Wald und auf eine Reise durch die Zeit. Interaktive Ausstellungselemente, untermalt mit Anekdoten und Geschichten ehrenamtlicher Familienforscher, erzählen die Herrenwieser Geschichte und berichten vom Umgang der Menschen mit dem Wald.
Ein Höhepunkt ist, neben einem Video-Interview des im Juli 2021 verstorbenen Kniebiser Försters und Umweltaktivisten Walter Trefz, auch das Gasthaus. Dort können sich Besucher virtuell mit Menschen an den Tisch setzen und hören, welche Geschichten sie aus ihrem Leben und von ihren Reisen zu erzählen haben.
Am Eröffnungswochenende gab es Ranger-, Familien- und einmalige Sonderführungen zu Architektur und Kulturgeschichte. Das 160-jährige Bestehen des Schwarzwald-Hauptvereins war Anlass genug, dass die Flößer des Oberen Nagoldtals als Teil des Schwarzwaldvereins Altensteig eingeladen wurden, ihr altes Handwerk darzustellen, wie der Verein berichtet. Die Flößerei-Sonderausstellung wurde vom Vorsitzenden der Flößerzunft, Martin Spreng, entworfen und von ihm und Günter Fassnacht betreut. Die Vorträge Sprengs über die Flößerei waren gut besucht.
An sechs Tagen geöffnet
Öffnungszeiten
Das Nationalparkhaus in Herrenwies mit der Ausstellung „Wilde Wälder? Eine Reise durch die Zeit“ ist von Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen zwischen 10 und 13 Uhr sowie von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Pause
Im November ist, genau wie im großen Nationalparkzentrum am Ruhestein, eine dreiwöchige Schließzeit im Anschluss an die Herbstferien geplant.