Die Arbeiten am Besucherzentrum des Nationalparks laufen weiter: Nach aktuellem Stand gibt es trotz Corona-Krise keine Verzögerungen. Foto: Fritsch

Besucher halten sich an Abstandsregeln. Nur minimale Verschiebungen bei Bauarbeiten am Besucherzentrum.

Baiersbronn/Ruhestein - In der Corona-Zeit ist auch das Nationalparkzentrum auf dem Ruhestein mit vielen organisatorischen Dingen beschäftigt, doch von einem gravierenden Rückgang der Besucherzahlen oder gar einer merklichen Erholung der Natur kann nicht die Rede sein.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Im Gespräch mit unserer Zeitung ging Nationalpark-Pressesprecherin Anne Kobarg auf bisherige Erfahrungen ein. "Tatsächlich sieht die Besuchsstatistik aus diesem Frühjahr ganz ähnlich aus wie im Vorjahr. Es werden logischerweise weniger Touristen, dafür aber anscheinend mehr Einheimische vor Ort sein", sagt sie. Die Tier- und Pflanzenwelt sei im Nationalpark daher auch derselben Belastung ausgesetzt wie üblich, bestätigt auch Marc Förschler, Leiter des Fachbereichs Ökologisches Monitoring, Forschung und Artenschutz im Nationalpark. Er habe keine nennenswerten Auswirkungen der Corona-Krise auf die Natur im Schwarzwald beobachten können. Anders sehe das womöglich in Gebieten aus, die derzeit komplett abgeschlossen sind, wie Inseln im Wattenmeer oder Gebiete im Hochgebirge. "Das sind aber auch nur kurzfristige Effekte", ist Förschler überzeugt.

Ranger achten auf Vorgaben zum Infektionsschutz

Das gelte leider auch für bessere Luftqualität. Langfristig werde wieder Alltag einkehren – und damit auch Smog und Feinstaub. "Das hat nicht die Effekte, die sich manche vielleicht erhoffen", so Förschler. Eine wirkliche Veränderung könne nur ein echter Bewusstseinswandel bringen – hin zu einem nachhaltigeren Leben und Wirtschaften. Im Nationalpark achten die Ranger auf die Vorgaben der Landesregierung zum Infektionsschutz, aber die Besucher würden sich sehr gut an die geltenden Abstandsregeln halten. "Die Saison nimmt immer erst im Mai so richtig Fahrt auf. Am Wochenende können wir jetzt schon mehr Besucher registrieren, aber natürlich vorwiegend einheimische Besucher", so Anne Kobarg.

Vor rund zwei Wochen wurde vom Rangerteam entschieden, am Lotharpfad eine Einbahnregelung einzuführen, da mit mehr Gästen seit Saisonbeginn im Nationalpark die Abstandsregeln dort nicht mehr eingehalten werden konnten. Zu Engpässen komme es lediglich auf den Parkplätzen, dort würden dann die Menschen freundlich aufgefordert, den Abstand einzuhalten. "Das alles trifft aber auf Verständnis, und es geht ohne Schwierigkeiten ab. Große Gruppen wurden bisher nicht gesichtet", sagt die Pressesprecherin.

Das Rangerteam sei die ganze Zeit in der Fläche unterwegs und greife immer ein, wenn es nötig sei. Natürlich seien im Nationalpark auch alle Veranstaltungen ausgefallen, wann diese wieder stattfinden könnten, hänge von den Bestimmungen der Regierung ab.

"Über eine Öffnung des Nationalparkzentrums mit der Dauerausstellung denken wir nach. Es sind allerdings im Vorfeld noch viele organisatorische Fragen zu klären – zum Beispiel, wie die nötigen Hygiene- und Abstandsregeln zum Schutz der Gäste in den relativ kleinen Räumen umgesetzt werden können", sagt Anne Kobarg.

"Das Verkehrskonzept geht in die Umsetzung und steht trotz Corona nicht still, das ist auch eine gute Nachricht", stellt sie fest. Auch die Arbeiten am Besucherzentrum gehen trotz Krise wie geplant weiter. Fährt man aktuell auf den Ruhestein, ist dort ein riesiger Kran zu sehen, und der Fortschritt des neuen Besucherzentrums ist nicht zu übersehen.

Mit Montage wurde im März begonnen

Michaela Reiter, im Landesfinanzministerium zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, berichtet zum aktuellen Stand des Großprojekts, dass es kurzfristig im Erdreich Probleme mit Felsbrocken gegeben habe, die sich allerdings im Rahmen gehalten hätten. "Der Großkran bleibt voraussichtlich bis Ende Juni auf der Baustelle, wie lange genau ist auch abhängig vom wetterbedingten Fortschritt der Montage", stellt sie fest.

Der Kran sorge dafür, dass der Turm mitsamt Skywalk montiert werden könne. "Er verfügt über eine Ausladung von 90 Metern und kann bis zu 700 Tonnen bewegen", erklärt sie. Mit der Montage von Skywalk und Turm wurde im März begonnen. Das sei die letzte Etappe des konstruktiven Holz- und Stahlbaus.

Anfang 2019 wurde mit dem Innenausbau gestartet. Dieser laufe weiter, ebenso die Arbeiten für den Einbau der Ausstellung. Parallel dazu liefen die Arbeiten an den Außenanlagen des Besucherzentrums, an den Parkplätzen sowie an der Neuordnung der Verkehrsanlagen am Ruhestein. Abgeschlossen sei bereits die Erneuerung der Erschließung des Ruhesteins mit Trinkwasser und Abwasser.

Auf die Frage nach Verzögerungen spricht Michaela Reiter von minimalen Verschiebungen. "Es hat sich lediglich die Montage von Skywalk und Turm von 2019 auf 2020 verschoben. Die Übergabe des Gebäudes an den Nationalpark ist weiterhin im Herbst 2020 vorgesehen. Somit gibt es nach aktuellem Stand trotz Corona-Krise keine Verzögerung."