Drei Jahre Auerhuhn-Notfallplan haben 75 Prozent Zuwachs gebracht: Die Maßnahmen im Nationalpark zeigen erste Erfolge – aber die bedrohte Art ist weiter stark gefährdet.
Gute Nachrichten gibt es von den Auerhühnern im Nationalpark Schwarzwald. Das berichtet der Nationalpark in einer Pressemitteilung. „In den vergangenen drei Jahren hat sich die Zahl der balzenden Hähne von 17 im Jahr 2022 auf 30 in diesem Jahr erhöht“, besagt Raffel Kratzer, der den Auerhuhn-Notfallplan für das Großschutzgebiet entwickelt hat und koordiniert.
Dieser Bestandszuwachs um rund 75 Prozent sei auch ein Beleg, dass die zahlreichen Maßnahmen aus dem Notfallplan greifen – und natürlich dafür, „dass der Nationalpark einen wesentlichen Beitrag zur derzeitigen Bestandssituation im Gesamtschwarzwald leistet“, sagt Nationalparkleiter Wolfgang Schlund.
Mit Blick auf die Gesamtstatistik sieht es laut der Mitteilung leider nicht ganz so gut aus, da andere Gebiete einen Rückgang zu verzeichnen haben. Insgesamt wurden in diesem Frühjahr 103 balzende Auerhähne im Schwarzwald gezählt – mehr als auf dem historischen Tiefpunkt 2022 mit nur 97 balzenden Hähnen. Aber immer noch auf einem ähnlich niedrigen Niveau.
Prekäre Lage
Aktuell beherbergt der Nationalpark damit 30 Prozent der Gesamtpopulation der Auerhühner im Schwarzwald, obwohl lediglich 20 Prozent des Verbreitungsgebietes im Nationalpark liegen. Die äußerst prekäre Situation der vom Aussterben bedrohten Art war für den Nationalpark vor drei Jahren auch ausschlaggebend, den Notfallplan zu entwickeln und seitdem sehr konsequent umzusetzen.
„Im Rahmen des Notfallplans fungiert das Auerhuhn als sogenannte Leitart im Flächenmanagement“, erklärt Kratzer. Der Nationalpark Schwarzwald hat deshalb sein gesamtes Wildtiermanagement auf den Auerhuhnschutz abgestimmt.
„Wir haben zum Beispiel größere Ruhezonen für Rehe und Hirsche eingerichtet“, sagt Kratzer. Die fressen in diesen ungestörten Räumen dann die Heidelbeeren runter, so dass sie die richtige Höhe haben, um ein optimaler Lebensraum für die bedrohten Auerhühner zu sein. Gleichzeitig wurden Beweidungsflächen erweitert, wo auch Heckrinder und Konikpferde helfen, diese speziellen Bedingungen zu gestalten.
„Auerhühner brauchen eine ganz besondere Mischung aus geschützten und offenen Flächen – einen strukturreichen und gleichzeitig lichten Lebensraum“, erklärt Raffael Kratzer.
Zum Notfallplan gehört aber noch mehr: „In den sensiblen Lebensphasen – im Winter, zur Balzzeit und Brutzeit im Frühjahr und zur Kükenaufzucht im Sommer sperren wir temporär Wege, um die Situation für die Auerhühner ruhiger und sicherer zu machen. Sie reagieren sehr sensibel auf Störungen“, erzählt Kratzer. Gleichzeitig sammeln Kratzer und seine Kollegen jede Menge Daten, um genau zu überprüfen, welche Maßnahmen greifen und wie sich die Population im Nationalpark entwickelt.
Natürlich freut sich Kratzer, wie gut sich die Situation der Auerhühner im Schutzgebiet seitdem entwickelt. Gleichzeitig ist ihm klar: „Auerhuhnschutz ist eine Gemeinschaftsaufgabe und kann nur in der schwarzwaldweiten Zusammenarbeit erreicht werden.“ Deshalb tauscht er sich ständig mit angrenzenden Kollegen aus.
Keine Stabilisierung
„Trotz des Bestandszuwachses im Nationalpark ist die Situation nach wie vor kritisch einzustufen. Von einer Stabilisierung können wir noch lange nicht sprechen“, betont Schlund. Um die Auerhühner im Schwarzwald zu bewahren, müssten die Maßnahmen konsequent weitergeführt und auf möglichst große, zusammenhängende Flächen ausgeweitet werden.