Man muss sich vorher im Internet anmelden und pro Platz zehn Euro bezahlen – dann erst erhält man die genauen Standortdaten und auch den Code für Toilette und Holzkiste. Wasser gibt es in der Nähe, aus einer Quelle oder einem Bach – aber die Betreiber empfehlen, es abzukochen. Alles Weitere muss mitgebracht werden.
Der Wolf scheint den bisherigen Urlaubern keine Angst zu machen
Um eine Nacht an einem dieser geheimen, wilden Orte zu verbringen, muss man also ganz schön schwer bepackt sein: Zelt, Isomatte, Schlafsack, Kocher und Lebensmittel bilden die Grundausstattung. Tatsächlich habe deshalb mancher schon bemängelt, dass man nicht mit dem Auto zu den Plätzen fahren könne, erzählt Denker. Aber das ist ja der Sinn der Sache – in den Camps kommt man dem ursprünglichen Leben in der Natur, ohne Technik und ohne Luxus, wieder nahe.
Handyempfang gibt es fast nirgendwo. Wer das einmal ausprobieren will, ist in den Wildniscamps richtig. "Wiederholungsgefahr 100 Prozent", schrieb jemand am Camp Gutellbach ins Lagerbuch. Respektabel: Keiner notierte, dass er sich nachts, so ganz allein im Wald, vor dem Wolf gefürchtet hätte, der seit November 2017 im Nordschwarzwald beheimatet ist.
Diese Naturzeltplätze sind eine der neuen Ideen, mit denen die Touristiker das Interesse an ihrer Region wachhalten wollen. Mit zehn Euro pro Zelt und Nacht ist daran nicht viel verdient, aber es spricht doch viele junge Leute und Familien an, um die die Wanderregionen verstärkt werben. Ein weiterer Ausbau der Camps auch in den Südschwarzwald hinein ist deshalb geplant. Das Konzept scheint aufzugehen. Der Schwarzwald war schon immer das Topreisegebiet im Südwesten; im vergangenen Jahr entfielen auf ihn mehr als 40 Prozent aller Übernachtungen im Land. Der Bodensee hat gerade mal einen Anteil von zehn Prozent.
Natürlich habe man bei der Wahl der Standorte Kompromisse machen müssen, sagt Denker – Rücksicht nehmen musste man auf den Natur- und den Gewässerschutz. Auch so wahnsinnig geheim sind die Standorte nicht mehr: Auf den einschlägigen Online-Wanderkarten sind alle sechs Zeltplätze bereits exakt verzeichnet. Aber ohne Buchung dort zu zelten, kann einen trotzdem in Schwierigkeiten bringen. Denn es gibt für jeden Platz eine Aufsichtsperson, die abends gerne mal nach dem Rechten schaut.
Kommentare
Artikel kommentieren
Bitte beachten Sie: Die Kommentarfunktion unter einem Artikel wird automatisch nach sieben Tagen geschlossen.