Ministerpräsident Winfried Kretschmann wurde am Samstag bei der Eröffnung des Nationalsparks Schwarzwald ausgepfiffen. Foto: dpa

Die Gegner des Nationalparks im Schwarzwald haben am Samstag die offizielle Eröffnung des grün-roten Prestigeprojekts lautstark gestört - und Ministerpräsident Winfried Kretschmann ausgepfiffen. 

Die Gegner des Nationalparks im Schwarzwald haben am Samstag die offizielle Eröffnung des grün-roten Prestigeprojekts lautstark gestört - und Ministerpräsident Winfried Kretschmann ausgepfiffen.

Seebach - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat am Samstag bei Seebach (Ortenaukreis) den umstrittenen Nationalpark Schwarzwald eröffnet. „Wir realisieren hier ein Jahrhundertprojekt“, sagte Kretschmann. „Menschen quer durch alle Gesellschaftsschichten möchten möglichst unberührte Natur erleben.“ Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) sagte: „Mit dem Nationalpark Schwarzwald übernehmen wir Verantwortung für künftige Generationen und schaffen ein Naturjuwel für unsere Kinder und Enkel.“ Dafür gab es Applaus. Vor dem Festzelt störten Gegner des umstrittenen Projekts die Eröffnung lautstark mit Gelächter und Pfiffen.

Nach dem Festakt begann für Besucher ein buntes Programm rund um das Nationalparkzentrum auf dem Ruhestein, das bis Sonntag ein Anziehungspunkt für Gäste aus der Region und aus ganz Baden-Württemberg werden soll. Auf zahlreichen geführten Touren in den Nationalpark können sich Gäste auf die Suche nach Spuren der zunehmenden Wildnis machen oder die wild-romantische Naturkulisse des Nordschwarzwalds genießen.

Der Nationalpark soll Rückzugsraum für bedrohte und seltene Arten sein und künftig zwischen 200 000 und 400 000 Besucher pro Jahr in die Natur locken. Doch das zehn mal zehn Kilometer große Schutzgebiet ist sowohl bei der Opposition aus CDU und FDP als auch bei der Holz- und Sägewerkindustrie in der Region umstritten. In den mehr als zwei Jahren vor der Eröffnung hatte es immer wieder Proteste gegeben.

Nabu freut sich über Nationalpark

Der Naturschutzbund Nabu freute sich, dass Baden-Württemberg nun einen Nationalpark vorweisen kann. Um einen Erfolg zu garantieren, müsse das Land dauerhaft genügend Ressourcen für den Nationalpark zur Verfügung stellen, sagte Nabu-Landesvorsitzender Andre Baumann. Herausforderungen wie eine effektive Borkenkäferbekämpfung und ein sinnvolles Tourismuskonzept bräuchten genügend Fachkräfte, die eine professionelle Entwicklung dauerhaft begleiteten. „Wenn dies geschieht, bin ich zuversichtlich, dass unser Nationalpark tatsächlich der beste in Europa werden kann.“ Mit Blick auf den Streit um den Nationalpark sagte Baumann. „Wir wünschen uns auch, dass entstandene Gräben rasch zugeschüttet werden und Nationalparkkritiker und -befürworter aufeinander zugehen.“

Der Nationalpark sei gegen den Willen der Menschen vor Ort installiert worden, sagte der Sprecher für Naturschutz der CDU-Fraktion, Patrick Rapp. „Dieses Vorgehen der selbsternannten Bürgerregierung halten wir nach wie vor für falsch und einen eklatanten Geburtsfehler. Trotzdem begleiten wir das Projekt Nationalpark konstruktiv und kritisch.“ Rapp forderte die Landesregierung daher auf, ihrem Versprechen nachzukommen, die Region im Bereich Tourismus und Infrastruktur zu unterstützen.

Der forstpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Friedrich Bullinger, sagte: „Der Nationalpark Schwarzwald ist Politik des Überhört-Werdens zum Anfassen. Die grün-rote Landesregierung will sich damit ein Denkmal setzen und hat stattdessen ein Symbol für den übergangenen Bürgerwillen geschaffen.“ Die Fragen zur Borkenkäferproblematik, zu den negativen Folgen für die regionale Holzwirtschaft und zu den übertriebenen Hoffnungen auf eine Belebung des Tourismus blieben unbeantwortet.