Bundestrainer Joachim Löw beabsichtige, Thomas Müller für die Fußball-EM in diesem Sommer zu nominieren. Foto: dpa/Christian Charisius

Das Müller-Comeback ist offenbar perfekt. Joachim Löw hat laut eines Medienberichts seine starre Haltung aufgegeben und setzt bei der EM doch auf den Führungsspieler aus München. Der Bundestrainer will sich erst am Mittwoch zu der Personalie äußern.

München - Joachim Löw soll einem Medienbericht zufolge Thomas Müller doch noch einmal in die Fußball-Nationalmannschaft zurückholen. Wie die „Bild“-Zeitung am Montag ohne Quellen-Angabe berichtet, wird der Ex-Weltmeister von 2014 im Aufgebot der DFB-Auswahl für die Europameisterschaft in diesem Sommer stehen. Ob auch der Dortmunder Verteidiger Mats Hummels, der wie Müller und Jérôme Boateng von Löw im März 2019 aus der Nationalmannschaft aussortiert worden war, auch zurückkehrt, ist weiter unklar.

Löw selbst hatte am Rande des DFB-Pokalfinals am Donnerstag in der ARD betont, dass er seine Entscheidung erst am Mittwoch bei der offiziellen Nominierung der insgesamt 26 EM-Spieler verkünden wird. Am Montag äußerte sich der DFB nicht zu Nationalmannschafts-Personalien.

Kritik am Müller-Aus

Sein 100. und bislang letztes Länderspiel hatte der heute 31 Jahre alte Müller im November 2018 in der Nations League gegen die Niederlande (2:2) bestritten. Vier Monate später folgte die damals unerwartete Ausbootung durch Löw. Der Bundestrainer hatte den umstrittenen Schritt damit begründet, nach der WM-Enttäuschung 2018 in Russland und dem folgenden Abstieg aus der besten Gruppe der Nations League einen personellen Neuanfang einleiten zu wollen.

Die Kritik an dieser Entscheidung riss nie ab. Angesichts vieler durchwachsener Leistungen und offensichtlicher Probleme in der Team-Hierarchie war besonders der öffentliche Ruf nach einer Rückkehr des Führungsspielers Müller nie verstummt. Löw hatte Müller wie Hummels und Boateng zunächst persönlich erklärt, grundsätzlich nicht mehr auf sie zu setzen, diese kategorische Haltung später aber nach langem Zögern schon modifiziert.

Müller beim FC Bayern ein Schlüsselspieler

Zuletzt hatte er sich die Entscheidung bis zur Nominierung am Mittwoch offengehalten und seinen Sinneswandel damit begründet, dass sich die junge Nationalmannschaft in der schwierigen Coronazeit nicht wie erhofft entwickeln konnte. „Alles, was möglich war, haben wir überprüft und nochmals analysiert“, sagte Löw zu seiner bevorstehenden Personalauswahl.

Müller hatte zeitgleich beim FC Bayern zu alter Stärke zurückgefunden und war ein Schlüsselspieler für die sieben Titel unter Trainer Hansi Flick - inklusive dem Erfolg in der Champions League im August 2020. Seine Bereitschaft für ein DFB-Comeback hatte er nie aufgegeben. „Ich habe Lust, im Sommer nach Titeln zu jagen“, sagte er kürzlich.

Sein Debüt in der Nationalmannschaft hatte Müller im März 2010 in München gegen Argentinien (0:1) gegeben. Gut vier Monate später wurde er in Südafrika mit fünf Treffern WM-Torschützenkönig. Auch zum WM-Sieg 2014 steuerte er in Brasilien fünf Tore bei. Vier Jahre später gehörte er zu den großen Enttäuschungen beim WM-Vorrundenaus in Russland. Aus DFB-Spitzenkreisen wurde damals sein Ende im DFB-Team gefordert - Löw hielt noch für einige Monate an Müller fest.

Nun könnte Müller noch zu insgesamt neun weiteren Länderspielen kommen. Erste Möglichkeit für das Comeback ist am 2. Juni der Test in Innsbruck gegen Dänemark. Die EM-Gruppenphase wird in seiner Heimatstadt München zu einem Heimspiel: Dann geht es in der Allianz Arena gegen Frankreich (15. Juni), Portugal (19. Juni) und Ungarn (23. Juni).