In den Wäldern des Südwestens sind die klimabedingten Schäden dramatisch – das Land kämpft mit vielen Maßnahmen dagegen an. Bei einem Waldgipfel in der Eifel sagen aber viele Politiker und Wissenschaftler: das reicht bei weitem nicht.
Wershofen. - Dem Wald geht es schlecht, sehr schlecht. Forstminister Peter Hauk (CDU) fasst es in diese Worte: „Die vergangenen drei trocken-heißen Jahre haben unseren Wäldern arg zugesetzt und für große Mengen an Schadholz und für viele Kahlflächen gesorgt.“ Man sehe sich „allergrößten Herausforderungen“ gegenüber. Manche Experten sind gar der Meinung, dass ein Großteil der deutschen Wälder den Klimawandel nicht überleben wird.
Was also tun dagegen? Im Prinzip gibt es zwei grundlegende Positionen in der teils sehr emotional geführten Debatte – das war auch beim prominent besetzten „Nationalen Waldgipfel“ zu spüren, den der Beststellerautor Peter Wohlleben jetzt in seiner Waldakademie im beschaulichen Eifel-Dörfchen Wershofen ausgerichtet hat. 2000 Menschen verfolgten den Gipfel online; die Referenten waren vor Ort.
Unterstützung für Waldbesitzer
Die Vertreter der einen Richtung wollen wie bisher Holznutzung, Ökologie und Tourismus unter einen Hut bringen. Auch die baden-württembergische Landesregierung geht in ihrer „Waldstrategie 2050“ diesen Weg. In einem permanenten Dialog sollen die besten Ideen gefunden werden, um den Wald mit klimaresistenten Bäumen umzubauen und um den Forstleuten eine Art Werkzeugkasten an die Hand zu geben, mit dem sie dem Wald helfen können. Waldbesitzer, die ihre Flächen ökologisch aufwerten, sollen dafür eine Förderung erhalten. Klar ist aber auch, das machte Ulrich Schraml, der Direktor der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg, auf dem Waldgipfel klar, dass die Waldbesitzer weiter Geld mit dem Holz verdienen wollten. Christian Ammer von der Universität Göttingen verwahrte sich vor dem Vorwurf, an den Hochschulen würden die Förster nur lernen, wie man „Holzäcker“ anbaut und ernte. Das sei pure Polemik.
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Die Vertreter der Gegenposition sind dagegen der Meinung, dass der Wald bereits so stark geschädigt ist, dass alle wirtschaftlichen Ansprüche an den Wald zurückstehen müssten. Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde ist einer der führenden Köpfe dieser Richtung. Der Wald senke die Temperaturen, er schütze das Wasser, er verhindere die Erosion, er binde Kohlendioxid und er beschütze viele Tier- und Pflanzenarten, so Ibisch. Man solle endlich aufhören, nur über Bäume zu reden: „Es geht um komplexe Waldökosysteme, die kurz vor dem Kollabieren sind.“ Auch Peter Wohlleben selbst oder die Klimaaktivistin Luisa Neubauer vertraten diese Ansicht. Der Wald brauche Ruhe, um sich erholen zu können.
Grüne denken an Umweltfonds
Die Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) machte in ihrer Rede deutlich, dass sie einen Mittelweg gehen möchte. Sie wolle fünf Prozent der Flächen ganz aus der Nutzung nehmen, und sie wolle – wie Peter Hauk in Baden-Württemberg auch – die Waldbesitzer finanziell unterstützen, wenn sie den ökologischen Zustand verbessern. Die Grünen denken an einen Umweltfonds, der mit einer Milliarde Euro bestückt werden soll, machte Robert Habeck (Grüne) deutlich, der nach seiner Rede erstmals die Flutgebiete ganz in der Nähe von Wershofen besuchte. Ziel müsse es sein, dass das Ökosystem Wald sich wieder aus eigener Kraft stabil halten könne. Bis heute seien die Wälder aber ebenso wie die landwirtschaftlichen Flächen oder die Meere zu sehr Nutzungsräume: „Wir brauchen eine neue Definition von Nachhaltigkeit“, sagte Habeck.