Der Eröffnungsball der Narrenzunft Schwenningen wird 2022 wieder ausfallen. Foto: Roth

Es ist ein herber Schlag für alle Narren und dennoch zum jetzigen Zeitpunkt wohl unausweichlich: Die Narrenzunft Schwenningen hat in Bezug auf die bevorstehende Fasnet die ersten Entscheidungen getroffen und alle eigenen Saalveranstaltungen abgesagt.

VS-Schwenningen - Nachdem die Fasnet in diesem Jahr komplett ausgefallen ist, deutet die momentane Entwicklung der Corona-Pandemie auf ein ähnliches Szenario im Jahr 2022 hin. Die Infektionslage, insbesondere im Schwarzwald-Baar-Kreis, ist trotz Impfungen und Boostern verheerend. Die Aussichten auf eine schnelle Verbesserung der Situation, insbesondere mit Blick auf den Auftakt der schwäbisch-alemannischen Fasnet am 6. Januar, sind eher trist. Deshalb hat die Narrenzunft Schwenningen in ihrer Sitzung am Nikolaustag erste Entscheidungen getroffen, die sie am Dienstag öffentlich bekannt gab.

Finanziell nicht rentabel

"Der Narrenrat der Narrenzunft Schwenningen e.V. hat sich schweren Herzens einstimmig dazu entschlossen, alle Saalveranstaltungen abzusagen. Weder das traditionelle Abstauben am 6. Januar, die Mitgliederversammlung am 12.Januar noch die Eröffnungsbälle am 28. und 29. Januar können unter den aktuellen Umständen stattfinden", heißt es in der Mitteilung.

Die Verantwortlichen würden in der momentanen Situation keine andere Möglichkeit sehen. "Denn nicht zuletzt müssen wir neben unserer sozialen Verantwortung gegenüber unseren Mitgliedern und Mitmenschen auch die finanzielle Seite berücksichtigen." Ein mit maximal 50 Prozent der möglichen Besucher belegter Saal bei den Veranstaltungen, die Maskenpflicht während der Veranstaltung und kein Tanz beziehungsweise Bar-Betrieb im Anschluss an das jeweilige Programm sei aus wirtschaftlicher Sicht nicht rentabel. Gleichzeitig, davon ist der Narrenrat überzeugt, wären diese Regeln "alles andere als stimmungsfördernd".

Bereits im Oktober blickten Zunftmeister Lutz Melzer und sein Vize Florian Schütze im Gespräch mit unserer Redaktion mit Skepsis auf die bevorstehende Fasnet. Damals hatte das Sozialministerium erste mögliche Rahmenbedingungen für Saalveranstaltungen veröffentlicht. Zuversichtlich zeigte sich vor allem Schütze vor wenigen Wochen noch, dass der Eröffnungsball "auf jeden Fall" stattfinden werde. Dass dieser Wunsch nun nicht in Erfüllung gehen wird, ist seit Montag klar.

Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Ortsfasnet

Ganz wollen die Narren die Fasnet 2022 aber noch nicht begraben. "Ein Fünkchen Hoffnung besteht noch für die Hohen Tage", heißt es. Der Narrenrat habe in der Sitzung beschlossen, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle Veranstaltungen über die Hohen Tage absagen wolle. Der Narrenrat arbeite intensiv an einem Plan B für die Straßenfasnet und Veranstaltungen wie die Schlüsselübergabe oder das Narrenbaumstellen.

Info: Zunftstube bleibt offen

Es gibt aber auch eine erfreuliche Nachricht aus der Montagssitzung des Narrenrates. Die Zunftstube bleibt, nach der geänderten Coronaverordnung des Landes, weiterhin geöffnet. Es gelten wie überall in der Gastronomie die 2G-Plus-Regel. Nachweise über den Status werden ausschließlich noch elektronisch lesbar akzeptiert.

Kommentar: Keine Wahl

Von Michael Pohl

Ist es nun die überraschend große Enttäuschung oder lediglich die Gewissheit darüber, was wir alle bereits haben kommen sehen? Die Narrenzunft Schwenningen hat sich entschieden, alle Saalveranstaltungen 2022 abzusagen. Und das ist die einzig richtige Entscheidung. Doch nicht etwa deshalb, weil man für diese Veranstaltungen kein sicheres Konzept entwickeln und umsetzen könnte, sondern weil die heute denkbaren Regelungen für den Verein als Veranstalter und auch für die Zuschauer eine Zumutung wären. Die Einschätzung des Narrenrates, dass Masken, Kontrollen und ein Feierverbot im Anschluss an das Programm absolute Stimmungskiller sind, ist treffend. Impfungen und Coronatests könnten zwar aus gesundheitlicher Sicht eine gewisse Sicherheit geben, eine wirtschaftliche Sicherheit für die Veranstalter geben sie aber keinesfalls.