Alter und neuer Dirigent (Lorenz Eisele, links, und Hubert Märländer) Arm in Arm. Foto: Weber

Wenn Corona oft tiefgreifende Veränderungen bewirkt hatte, an manchem konnte auch die Pandemie nicht rütteln; beispielsweise daran, dass auch nach zwei Jahren (fast) ohne Fasnet die Dreikönigs-Versammlung der Narrenzunft schon den ersten Höhepunkt der Fasnet darstellt.

Oberndorf - Zunftmeister Marco Pfisterer konnte die Fasnet 2023 im prall gefüllten Don-Bosco-Haus eröffnen. Der "Stoßtrupp" der Stadtkapelle unter Alexander Saur begleitete das Publikum prächtig.

In seiner Begrüßung blickte Marco Pfisterer ein wenig zurück. 2020 wurde der anwesende Elferrat von den Vereinsmitgliedern gewählt und dies sei nun die erste "echte" Dreikönigs-Versammlung und auch die erste "echte" Fasnet in seiner Amtszeit. Zunftmeister, Elferrat und Zeremonienmeister wünschten allen Mitgliedern und "reachten" Oberndorfer Narren und Närrinnen ein gutes neues Jahre mit Gesundheit und Frieden, kurz gesagt ein freudenreiches 2023.

Bürgermeister Hermann Acker und Erster Beigeordneter Lothar Kopf wurden närrisch willkommen geheißen. Ebenso Altelfer, Ehrenmitglieder und Ehrenpräsident. Besondere Grüße überbrachte Marco Pfisterer von den Freunden aus dem Viererbund.

Der Bericht des Zunftmeisters folgte. Diese Rückschau zu hören war keine trockene Faktenaufzählung, ein Kritiker würde sie mit "knitz" absolut richtig bewerten.

Rückschau auf Open-Air-Bürgerball

Der Schantlesonntag und der Schmotzige haben sich laut Pfisterer nicht wesentlich von denen vorhergehender Jahre unterschieden, vom Tragen einer FFP2-Maske abgesehen. Doch dann kam eine neue Herausforderung: Der Open-Air-Bürgerball. Er war mir Einmarsch der Stadtkapelle und des Elferrates um 19.11 Uhr, mit "Lebendem Bild" und Elferratsauftritt ein voller Erfolg. Um 23 Uhr war nach der damals geltenden Anordnung alles vorbei.

Beim Kinderumzug am Sonntag waren wieder alle dabei, eine Teeniegarde noch dazu. Eine Lehre haben die Elferräte aus diesem Tag gezogen: Die "lange Tante" ist so schön und die Kinder so wichtig, dass man sie im Festumzug beim Narrentag 2024 mitlaufen lassen wird. Der Fasnetsdienstag, die Narren haben sich am "Schützen" getroffen, vom Kirchturm erklang der Narrenmarsch, zwei Schantle mit "Örgele" sprangen mit durchs Städtle, so Pfisterer, war einfach ein Zeugnis der Lebensfreude.

Kurzes Fazit des Zunftmeisters: "Die Fasnet 2022, wenn sie auch nicht stattgefunden hat, war eine wunderschöne Fasnet." Schade nur, dass Corona von der Fasnet profitierte.

600 Springerle gebacken

Jetzt wurde es wieder ernster: In der ordentlichen Mitgliederversammlung im April wurde der amtierende Rat im Amt bestätigt. Das Sommerfest vor der Werkstatt war "eine wahre Wonne", so der Zunftmeister. Beim Besuch der Alemannischen Larvenfreunde in Oberndorf wurde vielen erst bewusst, welche Kostbarkeiten hier schlummern.

Bei der Kleiderabnahme im November gab es Urteile von ausgezeichnet bis ungenügend. Nach einem "konspirativen Treffen" der Elferratsfrauen wurden 600 Springerle gebacken, die am Weihnachtsmarkt ihre Käufer fanden.

Jörg Lohmann berichtete über den Verkauf von Plaketten, Lärvle und Fahnen. Er stellte fest, dass in diesem Jahr alle ein Unikat seien, denn sie waren für 2021 angefertigt und wurden per Hand auf 2023 umdatiert.

Darüber hinaus hatte er ein Lied geschrieben, mit Refrain "wart amol g’schwind". Wie kann ich "g’schwind" warten? Dieser Elfer ist dahinter gekommen, wie das in THE LÄND möglich ist.

Narrentag am 27. und 28. Januar

Nun wurden die Termine für die Fasnet 2023 bekannt gegeben. Über allem schwebt der Narrentag. Am 27. und 28. Januar 2024 ist es so weit. Die Umzugswege sind mit den offiziellen Stellen abgestimmt, 23 Besenwirtschaften haben bisher zugesagt. Dringend werden noch Privatquartiere gesucht.

Mit einem großen Dank an seine Elferratskollegen schloss Marco Pfisterer den offiziellen Teil der Versammlung. Nach einer Umbaupause zog die Schantlekapelle Lindenhof ins Don-Bosco-Haus. Lorenz Eisele, ihr Dirigent freute sich, wieder bei einer richtigen Fasnet aufspielen zu können.

Dirigentenwechsel

Zeremonienmeister Fabian Seitz gab bekannt, dass der Dirigent nach 23 Jahren sein Amt abgeben wolle. Seine Frau Sabine fragte ihn einmal, was er sein möchte. Sofort stimmte der ganze Saal an: "I möcht a Schantle sei". Lorenz Eisele übergab Taktstock und Frack am Hubert Märländer, den neuen Leiter der Schantlekapelle Lindenhof. Dieser lud in gereimter Form alle ein, "Auf, auf ihr Oberndorfer Narrenleut, ab jetzed isch wieder Fasnetszeit" und erklärte die Fasnet 2023 für eröffnet. Zum ersten Mal erklang der Narrenmarsch, unbeschreiblicher Jubel durchtobte das Haus.

Für den scheidenden Dirigenten gab es einen Korb mit Nahrhaftem, für seine Frau Springerle mit Fasnetmotiv. Nach einer weiteren Umbaupause wurde es närrisch ernst. Ein verzweifelter Zunftmeister sucht für eine Elferratssitzung dringend ein Lokal. Alle Anrufe blieben erfolglos – entweder geschlossen oder Urlaub oder gerade Ruhetag oder verkauft. Marco war ein herrlich agierender, wenn auch ratloser Präsident.

Vorhang auf für eigene Gaststätte

Durch diese Misere angestachelt, keimte im Elferrat der Gedanke, eine eigene Gaststätte zu eröffnen. Als nun der Vorhang aufging, bot sich dem Publikum das Innere einer Wirtschaft, wie man sie sich nur wünschen kann: Kachelofen, standfester Biertisch und Tresen luden ein. Dann noch das Personal: "Mummel" als Kellner und Marco Pfisterer als Wirt erwarten Gäste.

Ein erster Gast lugte neugierig durch das Fenster. Ein zweiter Gast erscheint, bestellt. Frisches Bier gibt es und Bierstängel dazu.

Hundegebell. "Herr Knuddel" kommt mit Frauchen. Er bekommt ein Kissen zum Draufsitzen. Sein Frauchen möchte etwas speisen. Sie bekommt eine Portion "nouvelle cuisine". "Wir haben ja noch Bierstängel" ist die rettende Lösung.

Freude beim Wirt: Volker Kauder (VK) hat reserviert. Eine blonde Schönheit fühlt sich zu VK hingezogen. Kommentar des Wirts: "Wo der VK ist, ist ›die Elektrische‹ nicht weit; und wo diese ist, ist Sekt nicht weit." Gab es doch immer reichlich davon in ihrer Narrenstube.

Stimmung beim Après-Ski

Sie meint, früher habe man noch auf den Tischen getanzt. Das ist Stichwort für einen "Animateur", der das mondäne Après-Ski-Leben aufs Korn nimmt und viel Stimmung ins Don-Bosco-Haus bringt. Neue Gäste kommen ins Wirtshaus: Ein Höhepunkt zur Eröffnung. "Fernsehmoderator" Jogi sucht Freiwillige für seine Karaoke-Show. Er findet eine in einer Lady, diese heißt "Manu" und gibt "Que sera" zum Besten. Ein zweiter Kandidat wird ermittelt. Biker und Programmierer, so sein Steckbrief. Mit "Hossa, hossa" begeistert er das Publikum.

Der "Wirt" ist ganz gerührt: "Danke, des war sooo schee". Doch irgendwann muss Schluss sein. Mit dem neu getexteten Lied "Unsere Kneipe in der hinteren Gasse" verabschiedeten sich die Elfer von den vielen Gästen. Wieder einmal eine Fasnetseröffnung mit hervorragenden Darbietungen. Welche Arbeit hinter solch einem Abend steckt, ist kaum vorstellbar.