Felix Weißer und Marie Dörr sind das diesjährige Grafenpaar. Gemeinsam sitzen sie an ihrem Esstisch in ihrer Wohnung in Horb und freuen sich auf die vielen Begegnungen, die noch kommen. Foto: Elena Baur

Damit hatte das junge Paar nicht gerechnet – sie sind das diesjährige Grafenpaar der Narrenzunft Horb. In einem Gespräch mit unserer Redaktion stellen sie sich vor und erklären, warum sie das Amt erst gar nicht annehmen wollten.

Getarnt als Versicherungstermin wusste Marie Dörr zunächst gar nicht wie ihr geschah, als plötzlich die vier Zunftmeister und der Hofmarschall der Narrenzunft Horb vor ihrer Türe standen. Sie verkündeten ihr und ihrem Freund Felix Weißer die erfreuliche Nachricht, dass sie in dieser Fasnets-Saison in die ehrenvolle Rolle des Grafenpaars schlüpfen dürfen.

 

Ein wenig komisch fand Marie Dörr den Termin an einem Samstagabend schon, aber da sie bei einem der Zunftmeister bei der Versicherung sei, sei es nicht weiter auffällig gewesen. Ihr Freund hingegen witterte schon einen Verdacht.

Das Paar wollte das Amt eigentlich nicht

Beide sind sich zu diesem Zeitpunkt sicher, dass sie das Amt nicht annehmen würden, beide sind in ihrem Job noch relativ frisch – er als Technischer Ausbilder vor allem im Mechatronikbereich und sie als Trainee für Berufseinsteiger.

Nachdem das Versicherungsgespräch beendet wurde, ging der Zunftmeister wieder. Das Paar wog sich deshalb schon in Sicherheit, wie sie verraten. „Ich bin froh, wir sind es nicht“, habe Felix Weißer noch zu seiner Freundin gesagt. Doch als die vier Zunftmeister und der Hofmarschall kurz drauf mit einem Blumenstrauß und einem Kasten Bier vor der Türe standen, war dann alles klar.

„Sie haben es uns richtig schmackhaft gemacht“

Obwohl die beiden das Amt zuvor eigentlich ablehnen wollten, freute sich das Paar sehr und sagte, nach einer kurzen Diskussion zu zweit, auch schnell zu, sagt Marie Dörr und lacht. „Sie haben es uns richtig schmackhaft gemacht“, zeigt das Paar auf. Sie seien mit 27 (Felix Weißer) und 25 Jahren (Marie Dörr) ein relativ junges Grafenpaar. Aber sie sind sich sicher: „Eine lange Fasnet muss man auch lange durchhalten.“

Nun sind sie seit dem 11. November offiziell im Amt des Grafen Rudolf von Hohenberg und der Gräfin Ita von Toggenburg und im närrischen Treiben unterwegs. Bisher sind sie sehr überrascht, wie viel Spaß es macht. „Man kommt mit vielen Leuten in Kontakt und ist auch in Gruppen unterwegs, bei denen man normalerweise nicht ist“, zeigen die beiden auf. Das Grafenpaar sei wie „das Bindeglied“ zwischen den unterschiedlichen Gruppen in der Narrenzunft.

Seither sind sie in der Rolle des Grafenpaars bei allen wichtigen Versammlungen dabei und repräsentieren die Zunft auf sämtlichen Veranstaltungen. Ihre Geschwister haben Marie Dörr und Felix Weißer auch gleich dazu verpflichtet, neben den zwei Jugendlichen Pagen, die Erwachsenen-Pagenrollen zu übernehmen.

Man sehe andere Seiten der Fasnet

Es sei total schön, auch mal die anderen Seiten der Fasnet mitzubekommen, die man als „normaler Hästräger“ sonst nicht sehe, so Dörr. Aber es seien auch mehr Aufgaben als erwartet.

So sind sie bei den Umzügen, Zunftmeisterempfängen, beim Eröffnungsball, bei Schulbefreiungen und Kindergartenbesuchen und auch bei der Schlüsselübergabe im Rathaus dabei. „Vielleicht geben wir den auch gar nicht mehr her. Jetzt wo es keinen OB mehr gibt“, scherzt Felix Weißer und spielt damit auf die kommende Oberbürgermeister-Wahl ohne Peter Rosenberger an.

Das Paar ist schon lange an der Fasnet unterwegs

Für beide ist das närrische Treiben aber schon längst zu einem Teil des Lebens geworden. Marie Dörr ist seit ihrer Kindheit, also bestimmt seit über 20 Jahren wie sie sagt, in der Narrenzunft Horb. Auch der Rest ihrer Familie ist in der Narrenzunft. Sonst macht sie Horb als Horber Hexe unsicher. Felix Weißer ist etwa seit 2018 ein Narr. Zu dieser Zeit spielte er bei der Dettinger Lumpenkapelle mit. Seit seinem Umzug nach Horb sei er zu den Hornauer Stoibrecher gewechselt und ist somit seit etwa drei Jahren Mitglied in der Horber Narrenzunft.

Kennengelernt haben sich die beiden aber nicht auf der Fasnet. Sie kennen sich schon so lange, dass sie gar nicht so recht sagen können, wie sie sich kennengelernt haben, berichten die beiden und lachen. Man habe sich aber immer mal wieder auf Festen getroffen, versichert Felix Weißer.

Besonders freut sich das Paar auf die Besuche in den Schulen und Altenheimen. Und auch auf die Kutschfahrt, die das Grafenpaar traditionell am Rosenmontag erwartet. „Wir freuen uns sehr, dass wir das machen dürfen.“