Wenn am Wochenende Lauser und Spaltbergmale mit Weggefährten durch die Straßen ziehen, um "50+1 Jahre Narrenzunft Dornhan" zu feiern, dann ist einer auf jeden Fall dabei: Gründungsmitglied Hermann Graf.
Dornhan - Brauchtumsabend, Nacht der Narren, großer Umzug – am Wochenende des 20. bis 22. Januars ist in Dornhan einiges geboten. Dabei wird nicht nur die coronabedingt verschobene Jubiläumsfeier begangen, sondern im gleichen Zuge das 21. Waldgau-Treffen.
Hermann Graf freut sich schon darauf. Der 72-Jährige kommt eigentlich nicht aus einer besonders närrischen Familie, und doch war er von Anfang an Teil der Dornhaner Zunft. Wie kam es dazu? Und was ist ihm in all den Jahren in Erinnerung geblieben?
Was man vorneweg wissen sollte: Nach dem Zweiten Weltkrieg, Anfang der 50er-Jahre, gab es schon einmal eine Narrenzunft (NZ) in Dornhan, wie Hermann Graf berichtet. "Die hat sich aber dann beim so genannten Stachetenball zerschlagen." Bei einer Fasnetsveranstaltung in der früheren "Linde" hätten sich die Vorstandsmitglieder der damaligen Zunft 1956 offenbar verkracht und seien zu später Stunde mit Stacheten, einer Art Holzlatte, aufeinander losgegangen.
Wilde Fasnet zu Beginn
In den 60er-Jahren entstand dann eine Art "wilde Fasnet" in Dornhan. Einige Bürger seien am Fasnetsdienstag ins Häs des "alten" Lausers und in Bärenkostüme geschlüpft und hätten ein paar Bonbons verteilt, sagt Graf. Damals stand er am Straßenrand und sah dem Treiben zu.
"So ging das einige Jahre, bis Hans Zeller beschlossen hat, das Ganze in die Hand zu nehmen und eine Zunft zu gründen", erzählt Hermann Graf. Zeller sei damals aber erst 16 Jahre alt gewesen und habe daher anfangs nicht den Vereinsvorsitz übernehmen können – erst später von 1973 bis 1993. Stattdessen erklärte sich Karlheinz Will dazu bereit. Auf der Suche nach Gründungsmitgliedern traf es unverhofft auch den 22-jährigen Hermann Graf. "Ich war damals zufällig einkehren im ›Pflug‹."
Von Anfang an in der Bütt’
Am 16. Juni 1972 wurde die Narrenzunft Dornhan mit 19 Mitgliedern gegründet. Hermann Graf war ein Jahr lang Elferrat und dann 27 Jahre über Schriftführer. Am 11. November im selben Jahr fand dann schon die erste Fasnetsveranstaltung in der "Linde" statt – mit Musik und Büttenreden. Auch eine Garde mit tanzbegeisterten Frauen sei von Anfang an dabei gewesen.
1973 organisierte die Zunft ein Gründungstreffen mit Umzug, zu dem man Nachbarzünfte einlud. Man startete mit sechs Lauser-Narrenkleidern, die man in Wellendingen anfertigen ließ. Außerdem fand die erste Prunk- und Narrensitzung am Fasnetssamstag statt – mit Hermann Graf in der Bütt’. "Dort bin ich seitdem jede Fasnet", sagt er lachend. Der 72-Jährige nimmt dabei stets das Ortsgeschehen aufs Korn und greift manches Missgeschick der Dornhaner auf humorvolle Weise auf.
Großer Gockel aus Gips
1974 verfügte die Zunft dann bereits über 19 Lauser-Narrenkleider. Das Spaltbergmale kam als Narrenfigur übrigens erst in den 90er-Jahren hinzu – damit auch körperlich und konditionell weniger fitte Närrische am Umzug teilnehmen können. Ihre Zunftstube hatten die Dornhaner Narren anfangs in der alten Möbelfabrik in der Schillerstraße.
Eine Besonderheit in den Anfangsjahren: Der Elferrat baute unter anderem einen großen Gockel aus Gips als Fasnetswagen, mit dem er etwa nach Hochmössingen und Fluorn fuhr. "Irgendwann hatten wir aber keinen Platz mehr und mussten ihn zusammenschlagen", erinnert sich Hermann Graf. Den "neuen" Wagen, der nun auch schon älter als 30 Jahre sein muss, zieren Läuse, die Sonne und ein Burggemäuer.
Lauser und Spaltbergmale
Wieso überhaupt Läuse beziehungweise Lauser? Laut einer Sage sollte im Jahr 1490 ein Schultheiß gewählt werden. Zur Wahl standen ein paar Bauern. Ein besonders schlauer schlug vor, eine Laus die Wahl entscheiden zu lassen, und setzte sich auf den Stuhl vor dem Fenster – wohl wissend, dass die Laus zur Wärme krabbeln würde.
Das Spaltbergmale geht ebenfalls auf eine Sage zurück. Es soll hinter dem Buchwald in einer Höhle gehaust haben und des Nachts den Menschen beim Putzen und den bäuerlichen Aufgaben geholfen haben. Dies hörte laut Sage auf, als ein Dornhaner Bauer ihnen neue Kleider machte und sie sich als "ausbezahlt" betrachteten. Seit 1999 ist Hermann Graf im Spaltbergmale stets auf den Gassen dabei.
Narrentaufe bis heute geblieben
In der Anfangszeit spielte die NZ Dornhan auch noch Theater – insgesamt länger als zehn Jahre. Zudem wurde auch der 11. November als Tag der Fasnetseröffnung gefeiert. Das schaffte die Zunft im Laufe der Jahre jedoch ab.
Was sich von früher bis heute gehalten hat, ist die Narrentaufe, die heute im Rahmen des Abstaubens erfolgt. Bei ihr müssen Anwärter unter anderem durch Schnee laufen und Lauseröl trinken.
Als der Schnee meterhoch lag
Eine Fasnet, die Hermann Graf in Erinnerung geblieben ist, war die im Jahr 1977. "Damals lag der Schnee meterhoch", sagt der 72-Jährige. Er lebte damals in Leinstetten und habe sich durch Schnee und Eis nach Dornhan kämpfen müssen, nur um dann festzustellen, dass er die Preislisten vergessen hatte, wie der 72-Jährige kopfschüttelnd erzählt. Damals seien übrigens die "Flippers" aufgetreten. In Leinstetten wurde Hermann Graf rund zwei Jahre später übrigens auch Gründungsmitglied der Narrenzunft.
Seinem Nachwuchs hat er das Brauchtum der Dornhaner Narrenzunft von Anfang an nahegebracht – mit Erfolg. Seine Tochter war in der Garde, trat die Nachfolge des Vaters als Schriftführerin an und ist an der Fasnet stets im Lauser unterwegs.
Die Zunft heute
450 Mitglieder hat die Narrenzunft aktuell. Seit 1988 befindet sich ihr "Quartier" in der Dornhaner Zollstockstraße. Inzwischen verfügt sie in Sachen Narrenkleider über rund 120 Lauser und 20 Spaltbergmale. Am Freitag, 20. Januar, startet das Festwochenende um 18.30 Uhr mit dem Sternlauf. Das genaue Programm kann man der Website www.narrenzunft-dornhan.de entnehmen. Ein Gast und Mitwirkender steht dabei auf jeden Fall fest, denn "ohne Hermann kein Umzug", sagen Zunftmeister Björn Burkhardt und Zunft-Schriftführer Dennis Harzer.